Wenn die Hamburger vorn liegen, haben sie oft Mühe, ihr Spiel konsequent durchzuziehen. St. Paulis Spieler selbst sind weitgehend ratlos.
Hamburg. Die beste Saisonleistung zeigte der FC St. Pauli am siebten Spieltag beim 4:2-Sieg im Heimspiel gegen 1860 München. Nach einem 0:2-Rückstand zur Pause brannte die Mannschaft von Trainer André Schubert in der zweiten Hälfte ein Feuerwerk ab, frei von taktischen Zwängen gab es nur eine Möglichkeit: Angriff. Eine zielstrebige Offensivaktion folgte der nächsten, der Kopf spielte in diesem Alles-oder-nichts-Spiel nur eine untergeordnete Rolle. Auch gegen Aachen (3:1) und Bochum (2:1) drehte St. Pauli das Spiel und gewann letztlich überzeugend. Gegen Eintracht Frankfurt, Aue und Düsseldorf hingegen verspielte man eine Führung, teilweise sehr unnötig. Und auch am Sonntag gegen FSV Frankfurt bettelten die Hamburger geradezu um den Ausgleich. St. Pauli kann mit Führungen nicht gut umgehen.
"Es kann schon sein, dass sich in den Köpfen der Spieler unterbewusst etwas festgesetzt hat. Aber wir sagen Woche für Woche: Fußball ist eine Kopfsache. Daran müssen wir arbeiten", sagt Schubert, dessen Aufgabe darin besteht, seinen Profis die eigene Stärke und den Glauben daran einzubläuen. "Die Selbstverständlichkeit, dass man das Spiel gewinnt, wenn man so weiterspielt wie bis dahin, ist nicht immer da. Da müssen wir mutiger sein."
***Tschauner machte früh dicke Backen, Gunesch musste oft durchpusten***
Die Spieler selbst sind weitgehend ratlos. Sie haben nicht das Gefühl, dass sich während des Spiels etwas ändert und sie sind mit den Gedanken auch nicht bei einer Partie der Vorwoche. Dennoch fangen die Knie an zu zittern, die Pässe werden ungenauer, die Bälle lang nach vorne geschlagen, wenn die Mannschaft unter Druck gerät. Das Gefühl, das Ergebnis verwalten zu müssen, statt das Spiel endgültig zu entscheiden, breitet sich aus. "Dann fehlt irgendwann die Umkehrbewegung, und die Wege nach vorne werden nicht mehr konsequent gemacht", sagt Schubert. Fabian Boll, der eine gewisse Verantwortung für den Rhythmus trägt, sagt, dass die Mannschaft noch lernen müsse, in den richtigen Momenten die entscheidenden Akzente zu setzen. "Fakt ist auch, dass wir mehr Ruhe brauchen. Wenn wir merken, dass die Bälle vorne nicht ankommen, dann müssen wir mit Geduld die Bälle durch die hintere Kette laufen lassen." Die Erkenntnisse bedürfen einer schnellen Umsetzung.
Mit Union Berlin (Freitag, 18 Uhr) und Greuther Fürth in zwei Wochen warten zwei Gegner, die nach einem Rückstand ein Spiel sicher nicht abschreiben. Vielleicht wäre St. Pauli eher ein Rückstand zu wünschen ...
Die aktuelle Folge des FC-St.-Pauli-Video-Podcasts "Pommes braun-weiß" exklusiv mit dem Modell der Wellentribüne und des nicht geschlechtsneutralen Spitznamens von Spieler Ralph Gunesch: www.abendblatt.de/pommes
(bhe.)