Der FC St. Pauli verliert das Spitzenspiel der Zweiten Bundesliga gegen Düsseldorf mit 1:3. Markus Thorandt flog mit Gelb-Rot vom Platz.

Hamburg. Am Ende war nur noch Ernüchterung. Die Arme wurden in die Hüften statt in die Höhe gestemmt. Der FC St. Pauli verlor sein wegweisendes Spitzenspiel gegen den punktgleichen Tabellennachbarn Fortuna Düsseldorf. 1:3 hieß es am Ende im Duell mit dem Tabellendritten. Der Sprung auf einen Aufstiegsplatz blieb trotz einer 1:0-Führung erneut aus. Entsprechend niedergeschlagen gab sich denn auch Max Kruse, der für ebendiese Führung gesorgt hatte: "Wir haben nach 20 Minuten völlig den Faden verloren. So kann man nicht gegen diese Fortuna bestehen." Kollege Fin Bartels zeigte sich ebenfalls selbstkritisch: "Wir haben versucht, die 1:0-Führung zu verwalten, und uns dann den Schneid abkaufen lassen."

Dabei war doch alles für eine große Party im seit Wochen ausverkauften Millerntor angerichtet. Die Gesänge der in Freundschaft verbundenen Anhänger wurden mit einer solchen Leidenschaft intoniert, dass die Kopfhörer, mit denen die Düsseldorfer Außenverteidiger Levels und van den Bergh 90 Minuten vor dem Anpfiff den Platz inspizierten, auch als prophylaktischer Gehörschutz verstanden werden konnten. Als Schiedsrichter Günter Perl die Partie freigab, entluden sich Anspannung und Vorfreude auf den Rängen in einem ohrenbetäubenden Anfeuerungs-Stakkato. Und beide Mannschaften traten zunächst ihren Qualitäten entsprechend konsequent die Flucht nach vorn an.

Was den Hamburgern anfangs deutlich besser gelang. Mit beeindruckender Laufbereitschaft konnte die Mannschaft von Trainer André Schubert wie schon zuletzt in Cottbus für viele Ballgewinne sorgen und den Ball mit flachen, schnellen, harten Pässen in die Gefahrenzone befördern. Vor allem Sebastian Schachten, Fin Bartels und Max Kruse setzten sich auf der linken Angriffsseite entscheidend in Szene. Nicht zufällig war es dann auch besagtes Trio, das nach einer Viertelstunde für die erste Großchance verantwortlich zeichnete. Offenbar wollte Düsseldorfs Torwart Ratajczak den Ball fangen, was allerdings gründlich misslang. So konnte Kruse eine filigrane Kombination fulminant zum 1:0 abschließen.

Auch ohne Angreifer Marius Ebbers, der nach dem Aufwärmen wegen einer Wadenverletzung kurzfristig auf der Ersatzbank Platz nahm und zu keiner Zeit von Petar Sliskovic ersetzt werden konnte, kam St. Pauli zu seinen Chancen. Die Führung gegen den in 18 Pflichtspielen zuvor unbesiegten und erwartet starken Gegner war verdient. Zumal die Düsseldorfer in der Folge weniger durch ihre fußballerischen Qualitäten für Aufsehen sorgen konnten. In der Hauptrolle: Düsseldorfs Routinier Rösler, der seine Mannschaft mit ständigem Lamentieren nach angeblich vorangegangenen Foulspielen an ihm in den Ruf einer "Schauspielertruppe" brachte, wie der Großteil der 24 487 Zuschauer lauthals skandierte - und den Angreifer fortan konsequent auspfiff. Von dieser Hektik profitierte jedoch eher die Fortuna. "Da sind wir den Düsseldorfern auf den Leim gegangen", schimpfte Schubert. Entsprechend unkonzentriert zeigte sich St. Pauli auch in der Schlussphase der ersten Halbzeit. Anders war es kaum zu erklären, dass Düsseldorfs Lambertz bei seinem letzten Lauf durch das Mittelfeld ein Spalier aus braun-weiß gestreiften Spielern geboten wurde. Aus 18 Metern traf der Kapitän zum 1:1. "Der Lambertz kann das mit seinen X-Beinen und nagelt den Ball in den Winkel", analysierte St. Paulis verletzter Abwehrspieler Moritz Volz noch gut gelaunt in der Pause.

Ein Gemütszustand, der sich nach dem Wiederanpfiff verändern sollte. St. Pauli hatte Pech - etwa bei einem verweigerten Elfmeter nach Foul an Bartels (65.). Aber St. Pauli leistete sich auch immer mehr Fehler. Bezeichnend die 57. Minute, als Schachten nur den Pfosten traf und Lambertz im Gegenzug die Unsortiertheit der Hamburger Hintermannschaft mit seinem zweiten Treffer bestrafte. Der Trend hatte sich gedreht. Der Platzverweis gegen Markus Thorandt (68.) und das 3:1 von HSV-Leihgabe Beister (76.) sorgten dann für die schnelle Entscheidung. St. Pauli traf zwar auch noch zweimal durch Kevin Schindler und Fabian Boll - allerdings nur Pfosten und Latte. "Kleinigkeiten werden dieses Spiel entscheiden", hatte Schubert zuvor gesagt. Eine Einschätzung, die rückblickend einer Warnung gleichkam. Er sollte recht behalten.