Für Petar Sliskovic reisten Sportchef Schulte und Trainer Schubert bis Split. Nach einer Woche zieht der Neuzugang eine erste Bilanz.

Hamburg. Die Geste passte, auch wenn den Beweggründen eine Fehlinformation zugrunde lag. "Herzlichen Glückwunsch", sagte St. Paulis Sportchef Helmut Schulte nach dem Training am Mittwoch, ging auf Petar Sliskovic zu, drückte den Ahnungslosen fest an seine Brust und klopfte ihm beherzt auf Schulter und Rücken: "Auch dir alles Gute zum Geburtstag." Trainingsbeobachter Schulte hatte von der Mannschaft zuvor ein Ständchen zu seinem 54. Ehrentag erhalten und wurde, als die Profis den Platz wenig später verließen, selbst zum Gratulanten. Allein, es war Petar Filipovic, der wie Schulte an einem 14. September das Licht der Welt erblickte. Schulte hatte die Lacher auf seiner Seite und Sliskovic einen Schulterklopfer mehr, von denen ihm in seiner ersten Woche beim FC St. Pauli bereits einige begegnet waren.

"Ich bin hier super aufgenommen worden", spricht der immer noch 20-jährige Kroate einen von Neuzugängen oft gehörten Satz, setzt dann aber direkt einige glaubwürdige Ausrufezeichen hinter die Phrase: "Es sind erst acht Tage, aber ich fühle mich, als wäre ich schon eine Ewigkeit bei St. Pauli." Ein Lob an die neuen Kollegen, ein Lob an den Klub und auch die Stadt, in der er dank eines Maklers bereits am ersten Tag die neue Wohnung im Mundsburg Tower beziehen konnte. Beste Aussichten für den Mainzer Sliskovic, der hier eine hohe Wertschätzung erfährt.

***Kruse freut sich auf eine Woche nach seinem Geschmack***

***Takyi zieht einen Schlussstrich nach bewegten Wochen***

Dass der Angreifer erst drei Übungseinheiten mit seinem neuen Team absolviert hatte, konnte nicht verhindern, dass er Sonntag beim 4:2-Sieg gegen 1860 München im Kader und nach 55 Minuten sogar zur Einwechslung bereitstand, ehe Marius Ebbers mit seinem 1:2-Anschlusstreffer zur fulminanten Aufholjagd blies und Trainer André Schubert das System angesichts des mitreißenden Spielflusses doch lieber unverändert ließ. In dieser Szene sinnbildlich, ansonsten aber tatsächlich hebt der Last-Minute-Neuzugang den Konkurrenzkampf in St. Paulis bisheriger Problemzone auf ein neues Niveau. Sliskovic und die zweite Nachverpflichtung Kevin Schindler werden St. Pauli noch einige wichtige Punkte bringen, glaubt nicht nur Ebbers.

Sie versprechen sich viel von dem Talent, das bereits vor Saisonbeginn verpflichtet werden sollte. Noch bevor aus dem Mainzer Zögern dann doch Zustimmung wurde, war Schubert am 3. Juni gemeinsam mit Schulte über Belgrad zur kroatischen U-21-Nationalmannschaft nach Split gereist, um dem Spieler das Interesse des FC St. Pauli zu verdeutlichen. Hoher Aufwand, der sich auszahlte. Als 05-Manager Christian Heidel und sein Trainer Thomas Tuchel sich gegen zahlreiche Interessenten und für die Hamburger aussprachen, war der Spieler längst überzeugt. Zu recht, wie Sliskovic nach seinem ersten Eindruck verdeutlicht: "Mit dieser Mannschaft ist viel drin. Wir werden auf jeden Fall oben mitspielen." Auch dank seiner Qualitäten? Die Premiere dürfte schon am Montag beim Auswärtsspiel in Karlsruhe über die Bühne gehen, wenn auch nach Ebbers' beeindruckender Leistung vom Sonntag vorerst von der Bank aus. "Von Training zu Training wird es besser", sagt Sliskovic, dessen Eingewöhnung sichtbar problemlos voranschreitet. Abläufe und Training seien ähnlich wie in Mainz, Tuchels und Schuberts Philosophie würden durchaus miteinander harmonieren, erklärt er: "Nur der Strafenkatalog ist deutlich dicker. Es gibt hier wirklich viele Regeln."

Sein Mietvertrag endet in einem Jahr, dann wird er zurück nach Mainz gehen (müssen). Bis dahin will Petar Sliskovic so viel Spielpraxis wie möglich sammeln und im nächsten Jahr im Idealfall zweimal feiern: im Mai den Aufstieg mit St. Pauli und seinen 21. Geburtstag - am 21. Februar.