Der FC St. Pauli kassiert nach einem Patzer von Torwart Philipp Tschauner mit 0:1 bei Eintracht Braunschweig die erste Saisonniederlage.

Braunschweig. Philipp Tschauner suchte erst gar nicht nach Ausreden. "Das war mein Ding", erklärte der Torhüter des FC St. Pauli nach dem 0:1 seines Teams am Sonntag bei Eintracht Braunschweig. Tschauner hatte in der 65. Minute einen eigentlich sicheren Ball durchrutschen lassen und so dem Zweitliga-Aufsteiger den einzigen Treffer des Tages durch Dennis Kruppke ermöglicht. "Ich wollte den Ball im Lauf gleich mitnehmen, war in Gedanken schon beim Abwurf", schilderte Tschauner die unglückliche Situation nach einem Eckball der Gastgeber, "das ist immer schlecht bei einem Torwart."

Es sprach nicht nur für einen intakten Teamgeist, sondern auch für die realistische Einschätzung der eigenen Leistung, dass keiner seiner Mannschaftskollegen dem unglücklichen Torhüter einen Vorwurf machen wollte. "Nein. Philipp hat in den ersten fünf Spielen sehr viel dazu beigetragen, dass wir diese 13 Punkte geholt haben", sagte Kapitän Fabio Morena. "Dass wir heute nicht gewonnen haben, schreiben wir uns gemeinsam auf die Fahne."

Tschauner hatte mit seinem folgenschweren Fehlgriff zwar die erste Saisonniederlage St. Paulis eingeleitet, schuld daran war der bislang so überzeugende Neuzugang jedoch nicht. Der Kiezklub hatte den Braunschweigern zu Beginn der zweiten Halbzeit die Initiative überlassen, das Gegentor war schließlich eine logische Konsequenz. St. Pauli wiederum gelang es erst nach dem Gegentreffer, für Gefahr vor dem Tor der Niedersachsen zu sorgen. Zuvor hatte sich das Team von Trainer André Schubert die Zähne an der kompakten Braunschweiger Defensive ausgebissen, im Spiel nach vorne fehlte es vor allem an Präzision. "Braunschweig hatte die klareren Situationen. Ärgerlich ist es dann, dass eine Standardsituation zu dem Tor führt", meinte Schubert, der auf der rechten Verteidigerposition dem zuletzt gesperrten Sebastian Schachten wieder den Vorzug vor Carsten Rothenbach gegeben hatte. "Wir selbst haben den direkten Weg zum Tor nicht so gesucht, wie wir das eigentlich möchten."

In der ersten Halbzeit hatte St. Pauli nicht eine einzige klare Torchance, später fehlte dann bei den besten Möglichkeiten von Max Kruse und Schachten auch das Glück, sodass dem Kiezklub anders als in den vergangenen drei Spielen diesmal kein später Treffer gelang. Nach vier Siegen und einem Unentschieden stand so der erste Rückschlag in der Liga für die Braun-Weißen, die ihre Spitzenposition in der Tabelle an Greuther Fürth abtreten mussten.

"Hier in Braunschweig werden sich noch einige Mannschaften schwertun", mutmaßte Schubert angesichts der kämpferisch starken Leistung der nun mit St. Pauli punktgleichen Niedersachsen. Die Fans konzentrierten sich beim zum Sicherheitsspiel erklärten Nordderby bis auf ein Gerangel vor dem Anpfiff und das Zünden von Rauchbomben weitgehend auf den Sport. Auseinandersetzungen hatte es am Morgen in Uelzen zwischen Hamburger Fans und Anhängern des 1. FC Magdeburg gegeben, die auf dem Weg zum Regionalliga-Spiel in Hamburg waren. Ein Beamter der Bundespolizei wurde verletzt.

Auf dem Platz ging dem FC St. Pauli der Einsatz des Gegners manchmal zu weit. Schon während der Partie hatte Schubert erheblichen Gesprächsbedarf mit dem vierten Offiziellen, weil er mit den Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns um Günter Perl aus Pullach nicht einverstanden war.

Letztlich war jedoch aller Protest vergebens und änderte auch nichts an der Tatsache, dass St. Paulis Spieler und Verantwortliche von einem durchaus verdienten Sieg der Braunschweiger sprachen. "Vom Chancenverhältnis ging das schon in Ordnung", meinte Fabian Boll, der bereits vor der Pause verletzt ausgewechselt und durch Morena ersetzt worden war. Patrick Funk, der gemeinsam mit Lasse Sobiech im Aufgebot der deutschen U-21-Nationalmannschaft für die EM-Qualifikationsspiele am Donnerstag in Paderborn gegen San Marino und fünf Tage darauf in Weißrussland steht, blieb auf der Bank.

Boll zog sich wahrscheinlich nur eine leichte Zerrung zu. "Ich habe einen Stich im Oberschenkel gespürt, wir wollten kein Risiko eingehen", erklärte der Ersatz-Kapitän, dem nun die Länderspielpause entgegenkommen sollte. St. Pauli bestreitet sein nächstes Pflichtspiel erst am 11. September am Millerntor gegen 1860 München. Eine Partie, für die sich Tschauner nicht nur wegen seines Fehlers viel vornehmen wird. Mit den Löwen kommt sein Ex-Klub, bei dem er zuletzt nur noch für die zweite Mannschaft zum Einsatz gekommen war.