Heute beginnt die Zweitliga-Saison 2011/12 - der FC St. Pauli richtet seinen Blick erneut nach oben und will gegen den FC Ingolstadt gewinnen.

Hamburg. Schon beim Blick auf das Tableau des ersten Spieltages steigt die Vorfreude. Die Zweite Fußball-Bundesliga startet heute Abend gleich mit zwei richtig interessanten Partien in die neue Saison: Energie Cottbus empfängt Dynamo Dresden zum brisanten Ostduell, Topfavorit Eintracht Frankfurt tritt beim Aufstiegskandidaten SpVgg Greuther Fürth an. Außerdem spielt noch der 1. FC Union Berlin gegen den FSV Frankfurt.

Die Profis des FC St. Pauli werden sich das spannende Geschehen in aller Ruhe im Hotel anschauen. Nach einem Abschlusstraining unter Ausschluss der Öffentlichkeit an der Kollaustraße setzt sich der Tross nachmittags gegen 15.30 Uhr Richtung Lübeck in Bewegung. Dort muss der Kiezklub, als Strafe für den Bierbecherwurf eines Fans in der vergangenen Saison, am Sonnabend (13 Uhr) sein Auftaktspiel gegen den FC Ingolstadt austragen.

+++ Kaum ein Spieltag ohne Topspiel +++

70 Tage nach der 1:8-Heimpleite gegen Bayern München und dem damit besiegelten Aus im Oberhaus beginnt damit die Mission Wiederaufstieg, auch wenn dieses Wort bei den Braun-Weißen niemand wirklich in den Mund nehmen will. "Man macht nichts falsch, wenn man Ziele nicht nach außen trägt", meint der neue, alte Kapitän Fabio Morena und hält sich an die offizielle Sprachregelung. Die heißt "oben mitspielen": "Hinter Frankfurt und Bochum gibt es auf dem Papier eine Verfolgergruppe, und bei diesen Vereinen wollen wir mitmischen", erklärt der 31-Jährige, der vergangene Woche im Trainingslager von seinen Teamkollegen in seinem Amt bestätigt wurde.

Im Umfeld des Vereins war nach dem enttäuschenden Abschluss der Vorsaison und vielen Baustellen abseits des sportlichen Geschehens zuletzt sogar häufiger die Aussage zu hören, dass eine ruhige Saison zur Konsolidierung jetzt gar nicht ungelegen käme. Sprich: auf keinen Fall etwas mit dem Abstieg zu tun haben und dann vielleicht im kommenden Jahr wieder angreifen! Morena sieht das anders. Sportlich müsse es immer darum gehen, das maximal Mögliche zu erreichen.

"Natürlich würden wir uns nicht dagegen wehren, gleich wieder aufzusteigen", sagt Sportchef Helmut Schulte. "Aber es wäre eine gute Saison, wenn wir die ganze Zeit im oberen Drittel mitspielen würden." Die Konkurrenz ist groß. Die Ungewissheit über das eigene Standing ebenso, auch wenn Schulte sagt, die Mannschaft müsse sich von der individuellen Qualität her nicht hinter der verstecken, die im Aufstiegsjahr so begeistert hatte.

In der Vorbereitung zeigte das Team schwankende Leistungen. Guten Spielen gegen die dänischen Teams aus Midtjylland und Bröndby standen schwächere gegen die Drittligisten Bielefeld und Osnabrück gegenüber. "Was ich im Training sehe, macht mich zuversichtlich, dass wir die von uns gewünschte Rolle spielen können", sagt Morena, der nach einer auch persönlich enttäuschenden Erstliga-Saison unbedingt noch einmal in die Eliteklasse zurückkehren möchte.

Ob er dazu gleich am ersten Spieltag etwas beitragen darf, ist trotz seiner Kapitänsrolle ungewiss. Mit der Verpflichtung des neuen Trainerduos André Schubert und Jan-Moritz Lichte wurden die Karten im ohnehin sehr ausgeglichenen Team neu gemischt. Mit Torhüter Philipp Tschauner, den Verteidigern Lasse Sobiech und Sebastian Schachten, Mittelfeldspieler Patrick Funk sowie Stürmer Mahir Saglik wurden fünf Neue problemlos integriert, acht Spieler verließen das Team. Jetzt dürfen sich ungewöhnlich viele Spieler Hoffnung auf einen Platz in der Startelf gegen Ingolstadt machen.

Auf die Frage, wie viele Positionen im Team noch offen seien, antwortete Schubert vor Kurzem lachend: zwölf. Der Coach, der zuletzt immer wieder den guten Charakter seines Teams lobte, hatte seine kurzfristigen Ziele mit dem Kiezklub schon bei seiner Vorstellung relativ offensiv formuliert: "Wir müssen mit Vollgas in die Zweite Liga starten. Wir wollen jeden angreifen und im Haifischbecken der Schwarm Piranhas sein", sagte der 39-Jährige, dem auch persönlich viel an einem reibungslosen Start in die Saison gelegen sein dürfte. Bislang wurde das neue Trainergespann mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, genießt Sympathien bei Mannschaft, Fans, Medien und Vereinsführung. Diese gilt es mit Erfolgen zu konservieren.

Ein Sieg gegen Ingolstadt würde nicht für Schubert, aber für einen großen Teil der Mannschaft den ersten Triumph seit dem 16. Februar bedeuten. Nach dem 1:0 beim HSV hatte es in zwölf Partien nur noch zu einem einzigen Unentschieden in Wolfsburg gereicht. Aus diesem Grund müssen die Fans zumindest für diese Saison auf ein Hamburger Derby verzichten, die neue Spielzeit verspricht für St. Pauli trotzdem mindestens genauso interessant wie die vorige zu werden.