Der FC St. Pauli möchte elektronisches Einlasssystem (EES) einführen - zum Leidwesen einiger Fans, denn die wittern Gefahr.

Hamburg. Stefan Schatz ist überrascht, wie ruhig die Fans des FC St. Pauli sind. Noch beschränken sich die Diskussionen auf die Fan-Foren im Internet. "Ich kann mir aber vorstellen, dass es Proteste gibt", sagt der Fanbeauftragte. Hintergrund: Der FC St. Pauli möchte ein elektronisches Einlasskontrollsystem einführen. Das bedeutet: Drehkreuze an den Eingängen, weniger Ordner, schnellere Abwicklung des Einlasses und - neue Möglichkeiten der Datenerhebung.

In erster Linie möchte der Verein den Schwarzmarkthandel - sowohl am Stadion als auch im Internet - bekämpfen. Als weitere Vorteile werden der Ersatz von verlorenen Karten und die Einschränkung des Missbrauchs - etwa durch mehrfache Nutzung oder mit ermäßigten Karten - angesehen.

Doch die Fans wittern Gefahr: Denn mit dem Erwerb einer Dauerkarte akzeptieren die Käufer die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Vereins, somit auch die Bedingungen des Datenschutzes. Das war schon immer so. Durch die elektronische Einlasskontrolle ist es nun jedoch möglich, zu erkennen, wer wann und mit wem zusammen das Stadion betritt. So könnten theoretisch Bewegungsprofile erstellt werden. "Die Polizei hätte natürlich, so sie Gefahr im Verzug sieht, Zugriff auf diese Daten", befürchten die Betreiber einer Fan-Website. Zudem könnten die Daten zu Marketingzwecken genutzt werden. St. Paulis Sicherheitsbeauftragter beschwichtigt: "Die Daten werden im Ticketcenter hinterlegt und bleiben auch dort", sagt Sven Brux auf einer Informationsveranstaltung letzte Woche. Doch es bleiben Zweifel. "Da, wo Daten erhoben werden, sind sie auch nutzbar", so Schatz. Die Möglichkeit, Dauerkarten zu ersetzen, und die Einführung einer Tauschbörse stoßen jedoch auf Zuspruch bei den Fans. "Der Kampf gegen den Schwarzmarkthandel ist dagegen das schwächste Argument", sagt Schatz. "Ich sehe nicht, wie das praktisch umgesetzt werden soll."

Der Verein setzt auf Abschreckung. So ist es möglich, dass einem Schwarzmarktkäufer der Einlass verwehrt bleibt, wenn die Karte als ungültig ausgewiesen wird. Das Signal: Kauft nicht auf dem Schwarzmarkt! Noch steht nicht fest, ob sich das System durchsetzt. Es ist auch eine Frage des Geldes. Die Einführung würde einen sechsstelligen Betrag kosten, der sich innerhalb von vier Jahren refinanzieren soll. Die Fans sind skeptisch - und der Dialog hat gerade erst begonnen.