Der FC St. Pauli beginnt nächste Woche mit der Vorbereitung auf die neue Zweitliga-Saison. Wir analysieren den Kader der Hamburger.

Hamburg. Noch fünf Tage. Dann rollt der Ball wieder auf dem Trainingsgelände des FC St. Pauli. Dann versammelt der neue Trainer André Schubert zum ersten Mal die gesamte Mannschaft, hält seine erste Ansprache. Es folgen fünf Wochen Vorbereitung bis am 15. Juli die zweite Bundesliga in die Saison startet. Einen "grundsoliden Stock" nannte Schubert bei seiner Vorstellung den Stamm der Spieler, die dem FC St. Pauli erhalten bleiben würden, Sportchef Helmut Schulte gab zu Protokoll, dass der Kader auf höchstens 25 Spieler begrenzt werden sollte. Am Dienstag werden - bislang - 23 Profis zum ersten Training erwartet. Das Abendblatt stellt die Mannschaft vor.

Torhüter: Der Abgang von Thomas Kessler wiegt schwer. Er hat bewiesen, dass er ein tauglicher Bundesliga-Torhüter ist. Nun will er wohl mit Eintracht Frankfurt den Wiederaufstieg packen. St. Pauli geht mit drei Keepern in die Saison. Das Problem: Neuzugang Philipp Tschauner hat in den letzten zwei Jahren nur zwei Zweitligaspiele für 1860 München gemacht, Benedikt Pliquett ist in seinen bisherigen sieben Jahren beim FC St. Pauli nie über den Status der Nummer zwei hinaus gekommen und absolvierte in dieser Zeit insgesamt nur 37 Spiele. Der dritte Mann zwischen den Pfosten, Arvid Schenk, braucht noch etwas Zeit, um ernsthaft in den Konkurrenzkampf einzugreifen. Hoffnung macht, dass fehlende Spielpraxis bei Torhütern allgemein nicht so gravierend ist wie bei Feldspielern, und dass alle drei Torhüter über ausreichend Potenzial verfügen. Außerdem übernimmt Mathias Hain das Torwarttraining. Über zu lasche Trainingsintensität wird sich niemand beklagen.

Abwehr: Nachdem die vielen verletzungsbedingten Ausfälle in der Abwehr ein Grund für den Abstieg waren, ist die Viererkette nun überbesetzt. Zehn nominelle Abwehrspieler stehen Trainer Schubert derzeit zur Verfügung, das wird sicher nicht so bleiben. Erster Streichkandidat ist Davidson Drobo-Ampem, der beim KSC ein Probetraining absolvierte. Mit Lasse Sobiech und Sebastian Schachten konnte der Klub die Abgänge von Bastian Oczipka und Carlos Zambrano niveauvoll auffangen. Sollte Zambrano wider Erwarten bleiben, wäre das sportlich gesehen eine extreme Verstärkung der eh schon gut besetzten Innenverteidigung. Dann würde sicher auch kein zusätzlicher Verteidiger geholt, wie zunächst angekündigt, sondern im Bedarfsfall auf die Außenspielerqualitäten von Markus Thorandt und Ralph Gunesch vertraut. Auf Rechts kämpfen Carsten Rothenbach und Moritz Volz (Schulte: "Ich bin mir sicher, dass sich dieser Transfer noch auszahlen wird") um den Startplatz. Beide haben lange Verletzungspausen hinter sich und müssen die Vorbereitung nutzen, um fit zu werden. Links muss Jan-Philipp Kalla endlich beweisen, was in ihm steckt, wenn er gegen Schachten eine Chance haben will.

Mittelfeld: Matthias Lehmann sucht in Frankfurt den Weg zurück in die Bundesliga. Auf seiner Position vor der Abwehr wurde mit Patrick Funk ein hoffnungsvolles Talent geholt, Lehmanns Verantwortung wird aber jemand anderes übernehmen müssen. Als einer der erfahrensten Spieler im Team könnte diese Rolle Fabian Boll übernehmen, insbesondere dann, wenn er an seine Leistungen aus der vergangenen Saison anknüpfen kann. Dennis Daube könnte ebenfalls den endgültigen Durchbruch schaffen und eine tragende Rolle spielen. Dazu muss der 21-Jährige jedoch vor allem verbal zulegen. Denkbar ist für Daube auch ein Position weiter vorne, wo derzeit nur Charles Takyi als Spieler hinter den Spitzen zur Verfügung steht. Takyi, dessen Verbleib unsicher ist, könnte allerdings auch noch durch einen weiteren Neuzugang Konkurrenz bekommen. Auf den Außenpositionen hat St. Pauli mit Max Kruse und Fin Bartels eine starke Flügelzange, die sich auch schon in der Bundesliga oftmals als tauglich erwiesen hat. Zusätzlich kann Florian Bruns jederzeit auf verschiedenen Positionen im Mittelfeld eingesetzt werden. Und auch Petar Filipovic ist eine Alternative, wenn er seine positive Entwicklung fortsetzt.

Angriff: Die größte Baustelle. Mit Marius Ebbers, Deniz Naki und Rouwen Hennings stehen Trainer Schubert nur drei nominelle Stürmer zur Verfügung, wobei Hennings und Naki in den letzten beiden Spielzeiten vornehmlich im Mittelfeld agierten. Zudem haben beide eine äußerst erfolglose Saison hinter sich und müssen sich verlorenen Kredit zurückerarbeiten. Auch Marius Ebbers konnte nach zwanzig Treffern in der letzten Zweitligasaison 2009/10 die Erwartungen in der Bundesliga nicht erfüllen. Zudem zeigt die Statistik: Ebbers traf in den Spielzeiten vor seinen drei Bundesligasaisons jeweils zweistellig in der zweiten Liga, in den Jahren nach dem Abstieg erzielte er jedoch jeweils unter zehn Tore. Ein neuer Stürmer ist dringend nötig, am besten einer, der bei Bedarf auch zusammen mit Ebbers auflaufen könnte.

Abgänge: Thomas Kessler (Köln/Frankfurt), Mathias Hain (Torwarttrainer), Florian Lechner (KSC), Marcel Eger (unbekannt), Bastian Oczipka (Leverkusen), Matthias Lehmann (Frankfurt), Timo Schultz (Zweite Mannschaft), Gerald Asamoah (unbekannt), Richard Sukuta-Pasu (Kaiserslautern).

Zugänge: Philipp Tschauner (1860 München), Lasse Sobiech (Dortmund), Sebastian Schachten (Mönchengladbach), Patrick Funk (Stuttgart, unbestätigt).