Vier Verteidiger stehen nach den Platzverweisen gegen Bartels und Kalla noch zur Verfügung. Sieben Abwehrspieler fehlen verletzt oder gesperrt.

Hamburg. Wenn Holger Stanislawski mit dem Auto auf Beobachtungstour ist, kommen ihm häufig die besten Ideen. Man darf also gespannt sein, was St. Paulis Trainer auf der Fahrt von und nach Wolfsburg eingefallen ist, wo sich der 41-Jährige gestern die Partie des übernächsten Gegners gegen Eintracht Frankfurt anschaute. "Wir müssen ein wenig basteln, schauen, dass wir aus den wenigen Leuten das Beste machen", hatte der Coach nach der Partie gegen Schalke erklärt, bei der Jan-Philipp Kalla (Gelb-Rot) und Fin Bartels (Rot) des Feldes verwiesen wurden. Zwei weitere Verteidiger, die in der nächsten Partie am Sonntag bei Bayer Leverkusen nicht dabei sein werden. Stanislawski stehen voraussichtlich nur noch vier etatmäßige Abwehrspieler zur Verfügung: Marcel Eger, der am Sonnabend wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht trainieren konnte, Ralph Gunesch, Florian Lechner und Markus Thorandt. Sieben (!) ihrer Kollegen fehlen verletzt oder gesperrt.

Auch wenn Stanislawski andeutete, dass sich der eine oder andere Offensive schon mal darauf einstellen könne, dass er zum Abwehrspieler wird, wollte er namentlich lieber niemanden benennen. "Wenn ich es ihnen mitteile, fallen sie wahrscheinlich auch aus", flüchtete der Coach ob der schier unglaublichen Ausfallserie in Sarkasmus.

Realistische Abwehr-Alternativen sind Rouwen Hennings, den Stanislawski jüngst in einem Freundschaftsspiel als Verteidiger testete, sowie Florian Bruns und Max Kruse. Zudem kündigte Stanislawski an, neben Torhüter Ole Springer auch Mittelfeldspieler Petar Filipovic aus der zweiten Mannschaft hochzuziehen, der schon einen Teil der Sommervorbereitung mit den Profis absolviert hatte. Medienpraktikant Hauke Brückner steht wegen einer Knieverletzung nicht zur Verfügung. Hoffen kann Stanislawski auf ein kurzfristiges Comeback von Innenverteidiger Fabio Morena. Der Kapitän absolvierte in der vergangenen Woche schon einige Einheiten mit der Mannschaft, will aber nichts überstürzen. Bastian Oczipka (Knöchelbruch), Moritz Volz (Schienbeinbruch), Carlos Zambrano (Sehnenbandabriss) und Carsten Rothenbach (Probleme mit der Patellasehne) gelten dagegen als dauerverletzt. Zudem fällt auch der erfahrene Torwart Mathias Hain mit einem Muskelfaserriss wohl bis Saisonende aus.

Stanislawski will jedoch nicht hadern. "Natürlich fehlt uns jetzt der eine oder andere echte Abwehrspieler, der beispielsweise bei einer Standardsituation ganz anders steht. Dass der Klassenerhalt schwer wird, haben wir aber von Anfang an gewusst", sagte der Coach, der aus Wolfsburg die bittere Erkenntnis mitbrachte, dass sein Team nach dem 1:1 der Niedersachsen erstmals in dieser Saison auf einem Abstiegsrang steht. "Wir werden aber nicht müde, daran zu glauben, dass wir am Ende in der Bundesliga bleiben. Es wäre noch viel schöner, wenn man das gegen solche Widerstände schafft."

Was die Personalsituation angeht, machte Mittelfeldspieler Fabian Boll einen interessanten Vorschlag: "Wenn Stani Zeit und Lust hat, kann er sich ja selbst aufstellen oder Truller." Vor der Partie am Freitag war Co-Trainer André Trulsen schon mit der Nummer 21 in der Aufstellung angekündigt worden. Es handelte sich um einen Aprilscherz. Das Lachen scheint dem Kiezklub auch jetzt noch nicht vergangen zu sein.