Trainer Stanislawski verärgert nach enttäuschendem 0:2 des FC St. Pauli in Dortmund - Verteidiger Oczipka fällt bis Saisonende aus.

Dortmund/Hamburg. Man musste die 90 Minuten vom Sonnabend im Dortmunder Signal Iduna Park nicht verfolgt haben, um zu wissen, wie die Partie zwischen der heimischen Borussia und dem FC St. Pauli ausgegangen war. Es genügte zum Beispiel ein Blick in die Gesichter der Verantwortlichen bei der anschließenden Pressekonferenz. Während BVB-Trainer Jürgen Klopp und Dortmunds Medienchef Josef Schneck gelöst über Details von Tippspielen und Verlosungen philosophierten, saß St. Paulis Coach Holger Stanislawski daneben und drohte förmlich, jeden Moment zu explodieren.

Es war nicht das 0:2 beim Tabellenführer, das den 41-Jährigen dermaßen in Rage gebracht hatte. Er ärgerte sich über die Art und Weise, wie es nach der Hochstimmung rund um den Derbysieg vom Mittwoch beim HSV nun zur ersten Niederlage St. Paulis in der Rückrunde gekommen war. "Meine Mannschaft hat eine indiskutable Vorstellung abgeliefert. Das war katastrophal, einfach desolat, ein echter Tiefschlag", sagte Stanislawski. "Ich lobe die Jungs mehr als genug, aber jetzt muss man auch mal die schonungslose Wahrheit sagen." Diese ließ sich mit Zahlen belegen. 26:3 Torschüsse notierten die Statistiker. Während die hoch überlegenen Dortmunder neben dem Treffer von Lucas Barrios (39.) und einem durch den Stürmer forcierten Eigentor von St. Paulis Ralph Gunesch (47.) erneut fast ein weiteres Dutzend guter Möglichkeiten ausließen, kam der Kiezklub bei wohlwollender Auslegung gerade mal auf zwei Chancen.

Dabei hatte Stanislawski seinem Team eine offensive Ausrichtung verordnet. St. Pauli startete im 4-1-4-1-System mit Matthias Lehmann als Einzelkämpfer im zentralen defensiven Mittelfeld. Schnell war jedoch klar, dass diese Formation nicht zum Erfolg führen würde. Vielleicht auch, weil mit Gerald Asamoah die beste Offensive der vergangenen Wochen fehlte. Einen Rückschlag bedeutete zudem das frühe Aus von Linksverteidiger Bastian Oczipka, der, gerade von einer Sprunggelenksverletzung genesen, nach nur zwölf Minuten erneut verletzt ausgewechselt werden musste.

Vielleicht ahnte Trainer Stanislawski auf der Pressekonferenz bereits, dass ihn nach dem ernüchternden sportlichen Geschehen auch in dieser wichtigen Personalie schlechte Nachrichten erwarten würden. Bestätigt wurden schlimmste Befürchtungen in der Nacht zum Sonntag. Untersuchungen in Hamburg ergaben, dass sich Oczipka das linke Sprunggelenk brach, als er nach einem Kopfballduell unglücklich mit dem Fuß aufkam.

Schon gestern Vormittag wurde er operiert. "Ich muss das erst einmal verkraften und fühle mich gerade richtig beschissen", sagte Oczipka, der in der laufenden Spielzeit nicht mehr spielen kann und möglicherweise nie mehr für St. Pauli auflaufen wird. Der 22-Jährige ist nur bis Saisonende von Bayer Leverkusen ausgeliehen.

Laut Mannschaftsarzt Dr. Johannes Holz hat der Bruch nichts mit der alten Verletzung Oczipkas zu tun. "Bastis alte Verletzung am Sprunggelenk war komplett ausgeheilt", erklärte der Mediziner. "Es handelte sich um eine akute neue Verletzung, das ist wirklich ein Riesenpech." Trainer Holger Stanislawski reagierte geschockt: "Das ist unendlich bitter. Basti hat eine richtig gute Saison gespielt, es ist für ihn der erste heftige Rückschlag in seiner Karriere."

Und ein heftiger für St. Pauli dazu. Neben Oczipka fallen mit Carsten Rothenbach, Florian Lechner (beide verletzt) und Markus Thorandt (sah seine fünfte Gelbe Karte) drei weitere Außenverteidiger für die Partie gegen Hannover am Sonnabend aus. Für weitere Einsätze empfehlen konnte sich dagegen in Dortmund laut Stanislawski kein Spieler. "Das wird eine lustige Trainingswoche", sagte der Coach und meinte damit keinen Sportspaß an der Kollaustraße. "Wir brauchen für das nächste Spiel eine 1000-prozentige Steigerung."