Noch Minuten nach Wiederanpfiff der zweiten Hälfte zwischen St. Pauli und Bayer Leverkusen waren die VIP-Plätze noch nicht besetzt.

Hamburg. Schiedsrichter Michael Weiner hatte die zweite Halbzeit gerade angepfiffen, als St.-Paulis-Fans von der Südtribüne ausgehend ihren Unmut kundmachten. "Das hat mit Fußball nichts zu tun", sangen die Anhänger und meinten damit nicht den enttäuschenden Auftritt ihrer Mannschaft vor dem Wechsel, sondern vermeintlich Gleichgesinnte auf der Haupttribüne. Diese waren zu großen Teilen noch nicht auf ihre Plätze zurückgekehrt, nutzten lieber das in ihrem Eintrittspreis enthaltene Getränke- und Speisenangebot im VIP-Bereich.

Während leere Ränge weit vor und nach der Pause in anderen Stadien gang und gäbe sind, wollen sich St. Paulis eingefleischte Anhänger auf den Stehplätzen nicht damit abfinden. Seit Wochen gibt es in der Fanszene ohnehin Debatten darüber, ob der Anteil an Plätzen für besser Betuchte im Stadion zu groß ist. Passend dazu wurde gestern auf der Jahreshauptversammlung der Antrag gestellt, die einstigen Blöcke U8 und U9 der alten Haupttribüne - für die früher günstigere Sitzplatzkarten erhältlich waren - wieder einzuführen. 400.000 bis 500.000 Euro würde dies pro Jahr kosten, das Abtragen der Stadionkredite gefährden, führten Geschäftsführer Michael Meeske und Vizepräsident Gernot Stenger als Gegenargumente an - und überzeugten die Mitglieder. Der Antrag wurde abgelehnt.