Prämien für den Aufstieg in die Bundesliga verhindern einen Rekordgewinn des FC St. Pauli und führen zu einem Minus von 870.000 Euro.

Hamburg. Es war am 2. Mai, als sich Spieler, Fans und Verantwortliche des FC St. Pauli freudetrunken in den Armen lagen. Mit dem 4:1-Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth verblieb nur noch eine theoretische Restchance, die den Hamburgern den Traum von der Bundesliga noch hätte zerstören können. Sieben Tage später, nach der unbedeutenden 1:2-Niederlage am letzten Spieltag gegen den SC Paderborn, war der Triumph dann amtlich. Bis zu 100 000 Fans machten auf der Reeperbahn die Nacht zum Tag. Die Zeche für den fünften Aufstieg der Vereinsgeschichte zahlte letztlich der Verein. 2,1 Millionen Euro wurden an Angestellte des Klubs ausgeschüttet. Das geht aus der Jahresbilanz 2009/2010 hervor, die den Mitgliedern am Sonntag (14 Uhr, Einlass ab 12.30 Uhr) auf dem ersten Teil der Jahreshauptversammlung im Saal 1 des CCH ausgehändigt wird.

Ein nicht unerheblicher Betrag, dessen größter Anteil an Trainer und Spieler ging. Der Mannschaftsrat hatte in den Verhandlungen vor der Saison bei den üblichen Bonuszahlungen für Punkte oder Tabellenplätze auf Geld verzichtet, sich im Gegenzug aber eine hohe Aufstiegsprämie festschreiben lassen und damit letztlich nicht zu hoch gepokert. "Wir haben uns damals für diese Prämienregelung gefeiert", erinnert sich ein Aufsichtsrat zurück an den Sommer 2009, "wer hätte denn damals gedacht, dass die das tatsächlich schaffen würden."

Innerhalb der Bilanz sorgt der nicht eingeplante Kostenfaktor dafür, dass zum Ende des Geschäftsjahrs am 30. Juni 2010 ein Fehlbetrag von 870 000 Euro ausgewiesen wird. Ansonsten wäre der Vereinsrekord von 1,1 Millionen Euro Gewinn aus dem Vorjahr noch einmal übertroffen worden. "Der Verein besitzt eine hervorragende Ausgangsposition für seine weitere Entwicklung und konnte sich nachhaltig konsolidieren", zieht Geschäftsführer Michael Meeske ein positives Fazit, sieht die Bilanz aber auch als Ansporn und Verpflichtung für die Zukunft: "Wir dürfen uns keinen Sand in die Augen streuen. Wir befinden uns in einem extrem dynamischen Wettbewerb mit ständig steigenden Anforderungen, da die Konkurrenten sich permanent wirtschaftlich weiterentwickeln. Unter Ausnutzung aller Möglichkeiten."

St. Pauli will und muss einen Platz im Konzert der Großen finden. Der Umsatz, der im Vergleich zu 2009 um 2,5 Millionen Euro auf insgesamt 20,5 Millionen Euro anwuchs, dürfte sich im laufenden Geschäftsjahr verdoppeln. Höhere Erlöse im Marketingbereich, steigende TV-Gelder, aber auch der Umbau des veralteten Trainingszentrums an der Kollaustraße sorgen für eine Prognose von etwa 40 Millionen Euro. Das aktuelle Umsatzplus ist auf steigende Einnahmen auf dem Merchandising-Sektor und zusätzliche Einnahmen im Catering zurückzuführen, die den durch den Neubau der Haupttribüne bedingten Mindereinnahmen im Ticketing-Bereich gegenüberstehen.

Und auch der 100. Vereinsgeburtstag wirkt sich spürbar aus. Mit einem Umsatz von 800 000 Euro sind die Feierlichkeiten sogar ein entscheidender Faktor. Nennenswerte Gewinne warfen die Jubiläumsprojekte wie Freundschaftsspiele, Musikfestival und Gala in der Summe nicht ab, da sich vor allem die Ausstellung als ideell wertvolles, finanziell aber defizitäres Projekt entpuppte. "Wir sind da insgesamt mit plus minus null rausgegangen", bestätigt Meeske zufrieden.

Die Bilanz 2009/2010 markiert die Weiterentwicklung des Klubs, lediglich der Aufstieg machte den Geschäftszahlen einen Strich durch die Rechnung und färbte sie rot ein. Prämien-Problematik, die nahezu jeder Aufsteiger kennt und auf die Meeske und Vizepräsident Bernd-Georg Spies jüngst bei der DFL hinwiesen, um betroffene Vereine im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens gesondert zu behandeln. Ein Vorschlag, der auf breite Zustimmung stieß. Die Lücke von 870 000 Euro wird nun aus der Liquidität der laufenden Bundesliga-Saison beglichen.