Vier Spieler des FC St. Pauli trafen bislang nach Einwechslungen, kein Bundesligaklub hat mehr Joker. Das macht sich bezahlt.

Hamburg. Gleich der erste Spieltag setzte den Trend. Der FC St. Pauli lag mit 0:1 beim SC Freiburg zurück, als Trainer Holger Stanislawski mit Richard Sukuta-Pasu und Fin Bartels den Sieg einwechselte. Sukuta-Pasu bereitete den 1:1-Ausgleich vor, traf anschließend selbst, ehe Bartels den Endstand besorgte. Zwei Joker, die stachen. Wie auch Gerald Asamoah, der am fünften Spieltag als Einwechselspieler mit seinem Ausgleichstor die Wende beim 2:1-Sieg in Mönchengladbach einleitete. Den vierten Saisonsieg sicherte am Wochenende nun Florian Bruns, der in der 82. Minute zum 3:2 gegen den 1. FC Nürnberg einköpfte. Der 31-Jährige war acht Minuten zuvor von Stanislawski eingewechselt worden.

Vier Spieler, vier Einwechslungen, vier Tore. Kein anderer Bundesligaklub hat mehr erfolgreiche Joker. Lediglich der Tabellenzweite aus Mainz kann mit sechs Toren einen besseren Gesamtwert verzeichnen, allerdings verteilt auf nur drei Spieler (Holtby, Schürrle, Szalai). "Ich kann mich nur schwer daran erinnern, wann ich das letzte Mal defensiv gewechselt habe", sagt Trainer Holger Stanislawski, der bei der Kaderplanung mit den Neuzugängen Asamoah und Bartels ganz bewusst die Variationsmöglichkeiten in der Offensive erhöht hat. Flexibel sein, mit verschiedenen Spielertypen auf das Spiel und seinen Verlauf entsprechend reagieren können. "Gegen Nürnberg saßen mit Rouwen Hennings, Bruns, Deniz Naki und Charles Takyi vier Offensivkräfte auf der Bank. St. Pauli ist unberechenbar, und das geplant: bei der Startaufstellung und bei den Einwechslungen, aber auch bezüglich der Torgefahr.

Die elf erzielten Treffer verteilen sich auf sieben Spieler, Platz eins der internen Torschützenliste teilen sich mit jeweils zwei Treffern Asamoah, Fabian Boll, Bruns und Marius Ebbers. "Leverkusen hat den besten Kader der Liga", sagt Stanislawski, "aber anders als Wolfsburg mit dem offensiven Dreieck Grafite/Dzeko/Diego oder den Bayern mit ihren Ausnahmespielern Robben und Ribery müssen wir es über das Kollektiv richten und jedes Wochenende gemeinsam zu einem Highlight machen."

Und das funktioniert auch in dieser Saison bereits hervorragend. Der vorläufige sechste Tabellenplatz wird als Gemeinschaftsprodukt verstanden. Selbst Spieler wie Marcel Eger, Moritz Volz, Dennis Daube, Davidson Drobo-Ampem, Jan-Philipp Kalla oder Benedikt Pliquett, die in dieser Saison bislang zu keinem Punktspieleinsatz kamen, werden als Teil des Erfolgs angesehen. Sie halten den Konkurrenzkampf im täglichen Training hoch.

Was für den Trainer aber auch eine gewisse Problematik bedeutet. Wenn der Kader von Verletzungen verschont bleibt, bietet sich Stanislawski die große Auswahl. "Für uns ist es jedes Mal schwer, die erste Elf zu benennen. Da sitzen dann viele draußen, die sich einen Einsatz von Beginn an verdient gehabt hätten", bestätigt der Trainer, "aber das macht uns ja auch aus und sehr gefährlich."