Der Coach des FC St. Pauli, Holger Stanislawski, streicht den trainingsfreien Tag und will nach letztem Testspiel Verlorenes aufarbeiten.

Hamburg. Auf den ersten Blick verfolgte Holger Stanislawski das Geschehen auf dem Platz relativ gefasst. Der Trainer des FC St. Pauli saß auf seiner Bank, gestikulierte kaum, hielt sich mit Zwischenrufen zurück. Nur wer ein wenig genauer hinschaute, konnte erkennen, wie sehr es in dem 40-Jährigen brodelte. Er malträtierte seinen Kugelschreiber, klickte immer wieder auf das Schreibgerät ein. Das letzte Testspiel bei Arminia Hannover , die Probe für den Ernstfall am kommenden Wochenende im Pokal beim Chemnitzer FC, lief am Sonnabend nicht so, wie es sich der Coach vorgestellt hatte.

Klick machte es da bei ihm schon früh. Nach fünf Minuten schickte er seine Ersatzspieler zum Warmlaufen, nach einer guten halben Stunde wechselte er gleich ein Quartett ein. Die Spieler auf dem Platz, Torhüter Mathias Hain einmal ausgenommen, hatten die taktische Marschroute - offensives Pressing - allesamt nicht erfüllt. An der Qualität des Spiels änderten die Auswechslungen wenig. "Wenn ich ehrlich bin, war ich schon etwas enttäuscht von St. Pauli", sagte Paul Janke, 28, ehemaliger Spieler in der Zweiten des Kiezklubs, bei Concordia, dem VfL Pinneberg und mittlerweile aus beruflichen Gründen in Hannover aktiv. "Was die Abspiele angeht, hätte ich zum Beispiel mehr erwartet."

Richtig sauer zeigte sich sein Freund Stanislawski trotz des am Ende deutlichen 6:0 gegen den Oberligisten: "Ich hatte ja nur sechs Feldspieler draußen. Wenn ich mehr Spieler dabeigehabt hätte, hätte ich auch mehr gewechselt", sagte Stanislawski, der nur mit einem 18-Mann-Kader nach Hannover gereist war, um die Bedingungen bei einem Pflichtspiel zu simulieren. "Der Ist-Zustand ist nicht befriedigend, viele Abläufe haben nicht gestimmt. Alles, was wir erlernt haben, war heute weg. Das, was wir offenbar verloren haben, werden wir uns nächste Woche wiederholen." Als erste Maßnahme wurde der heutige trainingsfreie Montag gestrichen. Um 15 Uhr trifft sich die Mannschaft an der Kollaustraße. Stanislawski hat vor allem Redebedarf.

Es war bei Weitem nicht das erste Mal in dieser Vorbereitung, dass sich der Trainer nach einem Test unzufrieden gezeigt hatte - weil die Mannschaft wie in Hannover tatsächlich enttäuschte oder er einfach keine Zufriedenheit aufkommen lassen, die Spannung erhöhen wollte. Wo St. Pauli wirklich steht, wird man erst nach den ersten Pflichtspielen sehen. Davon sind auch die Profis überzeugt. "Die letzten Jahre haben einfach immer wieder gezeigt, dass es etwas völlig anderes ist, wenn es wirklich um etwas geht", sagte Boll. "Das Einzige, was wir definitiv wissen, ist, dass wir körperlich topfit sind."

Von ihrer Mannschaft definitiv überzeugt scheinen St. Paulis Anhänger zu sein. Über 2000 fanden sich gestern zum Fantag am Millerntor ein. Nach einer öffentlichen Trainingseinheit gaben die Spieler in der Promenade der Südtribüne Autogramme. Die auf die begehrten Unterschriften Wartenden standen zeitweise bis auf das Heiligengeistfeld Schlange.

FC St. Pauli: Hain (46. Pliquett) - Rothenbach, Morena (46. Zambrano), Thorandt (46. Gunesch), Oczipka (34. Lechner) - Kruse, Boll (34. Schultz), Takyi (34. Daube), Naki (34. Bartels) - Hennings, Ebbers. Tore: 0:1 Kruse (26.), 0:2 Kruse (73.), 0:3 Bartels (76.), 0:4 Ebbers (83.), 0:5 Hennings (84.), 0:6 Ebbers (87., Foulelfmeter).