Der Flügelflitzer der Kiezkicker überzeugt nach einer wechselhaften Saison in der Vorbereitung auf die Bundesligasaison.

Hamburg. Der Unterschied ist nicht zu sehen und auch kaum zu spüren. Dass sich etwas verändert hat, merkt Max Kruse daran, dass er im Training momentan noch ein bisschen mehr keucht als seine Mannschaftskollegen des FC St. Pauli . Er hat konditionell ein bisschen was aufzuholen. Denn während seine Mitspieler ihren Urlaub genossen und brav ihre individuellen Trainingspläne abarbeiteten, konnte der 22-Jährige sich kaum bewegen. Direkt im Anschluss an die vergangene Saison hat sich Kruse von einem Stück leidvoller Erinnerung getrennt. Ihm wurde ein etwa 40 Zentimeter langer Nagel aus dem rechten Unterschenkel entfernt, der nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch im September 2008 eingesetzt worden war. Von der Patellasehne unterhalb des Knies bis zum Knöchel. Fünf Wochen konnte der Linksfuß nichts machen, erst eine Woche vor Trainingsbeginn hat er mit ersten Krafteinheiten begonnen.

"Die Operation ist gut verlaufen", sagt Kruse. "Ich habe noch Defizite im Muskel, aber ich arbeite dran." An seinem Engagement im Training liegt es sicher nicht, er hält gut mit. Trotzdem, das hat er vor allem in den Testspielen und bei den Laufeinheiten auf der Tartanbahn im Trainingslager gemerkt, fehlt noch was im Vergleich zur Fitness der vergangenen Saison. Kruse schoss in seiner ersten Spielzeit für St. Pauli sieben Tore.

Im Mittelfeld, gerade im offensiven Bereich, ist der Konkurrenzkampf nun größer geworden. Mit Fin Bartels und dem bundesligaerfahrenen Gerald Asamoah hat Trainer Holger Stanislawski zwei Alternativen dazubekommen. Für die etablierten Spieler, die den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben, kein Problem, eher im Gegenteil. "Konkurrenz hilft immer, um an seine Grenzen zu gehen", sagt Florian Bruns. "Die Aufstiegsmannschaft ist selbstbewusst, jeder wird kämpfen und keiner will seinen Platz hergeben. Aber die Neuzugänge wollen genauso spielen." Kruse sieht es ähnlich. Er ist sich aber bewusst, dass es "auch Enttäuschungen geben kann". Denn auf Vorschusslorbeeren braucht sich beim FC St. Pauli wohl niemand Hoffnung zu machen. "Ich weiß nicht, wie die Trainer das sehen", sagt Florian Bruns, "aber das Beste für uns alle wäre doch, wenn die Neuen genauso einschlagen wie in der vergangenen Saison." Kruse erwartet keine Sonderbehandlung, er will auch gar keine. "Die Neuzugänge wurden lange beobachtet, die starten in jedem Fall auf Augenhöhe", sagt er. "Die Konkurrenz heizt mich an. Und wenn es mal nicht läuft, muss man sich eben wieder rankämpfen." Für Kruse gilt das schon, bevor die Saison überhaupt begonnen hat.

Beim Testspiel gestern Abend gegen den Bezirksligisten TuS Aumühle-Wohltorf spielte Kruse 90 Minuten und erzielte beim 6:2-Sieg des FC St. Pauli zwei Tore - die ersten ohne Nagel im Bein. Zwei Tore und 90 Minuten auf Kunstrasen, mit denen er sich Schritt für Schritt rankämpft - und das Keuchen reduziert. Die weiteren Treffer für die Braun-Weißen erzielten Pichinot (2), Sukuta-Pasu und Filipovic.