Die endgültige Entscheidung von St. Paulis Präsidium sorgt für Kritik in Fankreisen. Ein Neubau der Domwache würde 600.000 Euro kosten.

Hamburg. Nun also doch. Es war nach der Diskussion um Wellen- und klassisches Modell das große Politikum beim Neubau der Gegengeraden des Millerntor-Stadions gewesen: die mögliche Integration einer Polizeiwache in unmittelbarer Nähe zu den Fans. Nach Abendblatt-Informationen wird der Plan im nordöstlichen Teil umgesetzt, die Entscheidung wurde in dieser Woche getroffen. Mit den 585 Quadratmetern im Erdgeschoss der in zwei Monaten fertiggestellten Tribüne entspricht der Verein der Auflage von DFB und DFL einer Stadionwache; zudem wird die Polizei die Räumlichkeiten während des Doms und anderer Veranstaltungen auf dem Heiligengeistfeld nutzen.

Eine Entscheidung, die Diskussionen nach sich zieht. "Wir fordern hiermit das Präsidium und die anderen Gremien des FC St. Pauli auf, die Eingliederung der Polizeiwache (Domwache) in den Neubau der Gegengeraden abzuwenden und stattdessen gemeinsam mit Stadt und Polizei eine Alternativlösung umzusetzen, die allen Beteiligten gerecht wird", heißt es in einer Erklärung der "Sozialromantiker", jener Initiative, die sich in der Vergangenheit bereits mehrfach gegen Entscheidungen und Ideen des Präsidiums und der Geschäftsführung gestellt hatte. Die Kritiker der Entscheidung stellen bei ihrer Argumentation vor allem zwei Punkte heraus. Zum einen solle die Nutzfläche in den Tribünen vornehmlich vom FC St. Pauli und seinen Institutionen genutzt werden, im konkreten Fall durch ein Vereinsmuseum. Andererseits würde die Arbeit des indirekt von der Stadt Hamburg und der DFLfinanzierten Fanladens konterkariert. Der Fanladen "hat zur Aufgabe, im Bereich Fußball sozialpädagogisch und gewaltpräventiv zu arbeiten, und betreut dementsprechend auch jugendliche Klientel, welche teilweise kein gutes Verhältnis zur Exekutive hat. Eine direkte Nachbarschaft zu ebendieser wird die vielfach gelobte und anerkannte Arbeit des Fanladens erheblich erschweren", heißt es in einem Bericht der AG Stadionbau, eines Gremiums von Fanvertretern, das den Stadionbau beratend begleitet. "Es geht hier sehr um Vertrauen, auch und gerade bei der anwaltschaftlichen Vertretung von Jugendlichen und Jungerwachsenen gegenüber Ordnungskräften. Ein Verlust eines guten Teils dieser Klientel wäre ein Super-GAU der präventiven Sozialarbeit, für die Stadt, den Verein und letztlich auch die Polizei."

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Drei Parteien, die sich vor Jahren bereits über die Integration der Wache verständigt hatten. Zudem war der Umzug der Domwache Grundvoraussetzung für die Erteilung der Millionenbürgschaft, die der Verein von der Stadt beim Stadionbau bekommen hatte. "Wir wissen, dass es Szenarien gibt, welche eine neue Wache an der Stelle der bisherigen Domwache vorsehen", argumentieren die "Sozialromantiker". Tatsächlich ist die Variante eines Neubaus auf dem Gebiet der bisherigen Domwache lange Zeit in der Diskussion gewesen, würde den Verein aber 600 000 Euro kosten.