St. Pauli versagt beim 0:1 im Dresdner Strafraum und hat nur noch eine theoretische Möglichkeit auf Platz drei. Dynamo-Fans feixten sich eins.

Dresden. Am Ende versuchte es sogar Philipp Tschauner. In der Nachspielzeit flog St. Paulis Torwart durch den Dresdner Strafraum, reckte sich nach einem Eckball von Max Kruse, traf das Tor aber nicht - er verfehlte bereits den Ball. Tschauner fügte sich damit passend in die Chronologie dieses Nachmittags, der ohne die letzte Durchschlagskraft, Tor und Punkt zu einem der vergebenen Chancen geriet. Das Spiel bei Dynamo Dresden endete mit 0:1 - und damit ebenso unglücklich wie verdient. Die Aufstiegsrelegation ist kaum noch zu erreichen. "Schade, Pauli. Alles ist vorbei", feixten die Dresdner Fans singend. Ein Chor, in den Max Kruse - inhaltlich - einstimmte: "Es wäre ein Wunder, wenn Düsseldorf das jetzt noch verpatzt", ordnete der Mittelfeldspieler die neue Tabellenkonstellation realistisch ein. Nach dem glücklichen 1:1 in Fürth liegt die Fortuna einen Spieltag vor Saisonende zwei Punkte und neun Tore vor den Hamburgern, die nur bei einem Sieg gegen Paderborn und einer zeitgleichen Düsseldorfer Niederlage gegen Duisburg an beiden Mannschaften vorbeiziehen würden.

Theoretische Rechenspiele. Die letzte Ausfahrt der Saison dürfte das Ende des Traums vom Wiederaufstieg mit sich gebracht haben. In der Praxis sanken St. Paulis Profis nach dem Abpfiff dann auch zu Boden, desillusioniert und entkräftet. "Es ist einfach sehr enttäuschend. Für uns ging es heute um alles", wusste Sportchef Helmut Schulte, der mit angesehen hatte, wie seine Spieler reihenweise beste Tormöglichkeiten ungenutzt ließen. "Schade, dass uns das immer wieder passiert", ärgerte sich Markus Thorandt, "wenn wir die 15 Tore mehr hätten, die wir hätten erzielen können, stünden wir sicher ein bisschen besser da."

Ein roter Faden, der auch in Dresden nicht durchtrennt werden konnte. War es im ersten Abschnitt Linksverteidiger Sebastian Schachten gewesen, der aus fünf Metern frei vor dem Tor (25.) und zehn Minuten darauf mit einem Lattenschuss aus der Distanz das 1:0 vergab, überbot sich nach Wiederanpfiff die versammelte Offensivabteilung im Auslassen der Chancen. Keine zwei Minuten waren gespielt, da köpfte Marius Ebbers einen Ball am verwaisten Tor vorbei, wenig später ließ es Fin Bartels an der nötigen Zielstrebigkeit vermissen und scheiterte allein vor Kirsten am Dresdner Schlussmann (50.), dessen Tor auch nach Versuchen von Deniz Naki und Kruse immer wieder in den Mittelpunkt rückte. Spätestens als der freistehende Ebbers den Ball nach einem Konter aus acht Metern nicht im Tor unterbrachte (66.), schien sicher, dass der FC St. Pauli die Partie an diesem Tag ohne Treffer beenden würde. Eine Annahme, gleichbedeutend mit der Niederlage, da Dresdens Kapitän Koch den Hamburgern in der 53. Minute Anschauungsunterricht geliefert und eine Schuppan-Flanke wuchtig und platziert ins Netz geköpft hatte.

Schubert, der Moritz Volz wieder für Carsten Rothenbach auf den Posten des rechten Außenverteidigers beordert und im Abwehrzentrum auf Carlos Zambrano nach dessen Vier-Spiele-Sperre vertraut hatte, versuchte alles: Mahir Saglik kam als weiterer Stürmer, mit Innenverteidiger Lasse Sobiech ein kopfballstarker Spieler. Als letzten Joker brachte St. Paulis Trainer Kevin Schindler, der den Unzulänglichkeiten in der 83. Minute einen neuen Superlativ verlieh, als er bei seinem unbedrängten Kopfball aus vier Metern den Ausgleich verpasste und sich stattdessen am Kopf verletzte.

+++ Kommentar: Ein Top-Stürmer muss her +++

Auch wenn es niemand der Profis als Ausrede anführte, so dürfte der Temperaturschock sein Übriges geleistet haben. Mit zunehmender Spieldauer schwanden Konzentration, aber auch Kräfte. "Die Hitze hat es nicht unbedingt leichter gemacht, hier bei dieser Atmosphäre einem Rückstand hinterherzulaufen", sagte Fabian Boll. Mit 30 Grad Celsius waren die Temperaturen doppelt so hoch wie bei der Abfahrt am Sonnabend in Hamburg. Und so schwitzten die etwa 3000 St. Paulianer im mit 29.184 Zuschauern prall gefüllten Glücksgas Stadion nicht nur aufgrund der knappen Zwischenstände in Fürth (1:1 gegen Düsseldorf) und Paderborn (1:0 gegen FSV Frankfurt).

Doch die Entscheidung fiel letztlich in Dresden, wo der FC St. Pauli in der Konsequenz aller vergebener Tormöglichkeiten die Fürther Schützenhilfe nicht nutzte und sich beim Sprung auf den dritten Platz selbst im Weg stand. Die aufgemachte Rechnung, mit drei Siegen aus den letzten drei Spielen Platz drei zu erreichen, sie wäre tatsächlich aufgegangen. "Wir haben es ja immer gesagt: Wir müssen auf uns schauen. Aber die Tabelle stimmt schon so wie sie ist", sagte Boll, während Dresdens Trainer tröstende Worte fand: "Abgerechnet wird am Schluss. Das wisst ihr doch", sagte Ralf Loose und lieferte all jenen Mitgliedern und Dauerkarteninhabern, die noch an die Relegation glauben, das Motto.

Heute um 15.15 Uhr endet die Bestellfrist von bis zu vier Karten für das nicht mehr wahrscheinliche aber immer noch mögliche endgültig letzte Auswärtsspiel der Saison.