Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Als das Spiel in Dresden beendet war, lud die Mannschaft ihre Fans zum gemeinsamen TV-Erlebnis ein. Zusammen schauten sich Dynamos Profis und Anhänger die Saisonhöhepunkte auf der Videoleinwand an. Tolle Spielzüge, sehenswerte Tore und große Emotionen flimmerten über die Leinwand, während vor dem geistigen Auge vieler St. Paulianer beim Blick in den Rückspiegel ein anderer Film ablief: Drama statt Lustspiel.

Sicher, auch die Hamburger haben eine erfolgreiche Spielzeit hinter sich. Selbst ein fünfter Platz ist nach Abstieg und Trainerwechsel im Sommer ein ordentliches Ergebnis. Und dennoch wäre viel mehr möglich gewesen. Die Qualität des Kaders muss sich vor Fürth, Düsseldorf oder Paderborn keineswegs verstecken. Der Aufstieg war greifbar. Dominantes Spiel, defensive Stabilität, läuferische Höchstleistungen und selbst der zum Ende hin wiederentdeckte Kombinationsfußball aber bewirken nicht automatisch das, was im Fußball auch 2012 noch zählt: Tore. Fürths Occean und Paderborns Proschwitz trafen je 17-mal, auch Düsseldorfs Rösler kommt auf immerhin 13 Saisontore. Bei den Hamburgern kaschierte Mittelfeldspieler Max Kruse lange Zeit das große Problem: Der FC St. Pauli hatte und hat keinen Vollstrecker, zu viele Torchancen wurden nicht genutzt und damit eine große Möglichkeit vertan.

Insofern ist es nun an den Verantwortlichen, die vermisste Abschlussstärke nachzuweisen - auf dem Transfermarkt. St. Pauli muss nach den Fehlgriffen Mahir Saglik und Petar Sliskovic diesmal einen echten Top-Stürmer verpflichten.