Morena und Takyi dürften die Nächsten sein. Von der Aufstiegself 2007 bliebe dann nur noch ein Trio. Rothenbach will in Deutschland bleiben.

Hamburg. Nein, leichtgefallen sei ihm der Schritt nicht. "Emotional ist das alles natürlich schwierig, so eine Entscheidung geht nicht spurlos an einem vorbei", erklärte Carsten Rothenbach, "doch ich möchte noch mal die Reset-Taste drücken, meine Situation verändern. Denn die Bank ist eine Situation, die ich nicht haben möchte. Ich will einfach noch ein wenig Fußball spielen und werde den FC St. Pauli am Saisonende verlassen."

Es war eine gleichermaßen nachvollziehbare wie überraschende Nachricht, mit der der 31 Jahre alte Außenverteidiger gestern an die Öffentlichkeit ging. 2006 war er vom Karlsruher SC ans Millerntor gekommen, besaß mit konstanten Leistungen und seinem Tor beim 2:2 in der entscheidenden Partie gegen Dresden großen Anteil am Zweitliga-Aufstieg 2007, schaffte mit St. Pauli als Stammspieler 2010 den Sprung in die Bundesliga und wurde über die Jahre mit seiner Loyalität und Verlässlichkeit zu einer Stütze des Kaders und Identifikationsfigur außerhalb des Platzes. Nun, nach sechs Jahren und 143 Spielen für die Profis, sieht er keine realistische Perspektive mehr, seine sportlichen Ziele bei den Hamburgern verwirklichen zu können.

+++ Rothenbach verlässt das Millerntor - "mit gutem Gewissen" +++

Es ist ein Abgang, der vor allem menschlich schmerzen wird und in einer Linie gesehen werden kann mit den Transfers der vergangenen Monate. Seit dem Sommer 2011 verließen mit Marcel Eger, Florian Lechner, Timo Schultz und Ralph Gunesch aus unterschiedlichen Gründen Spieler den Kader, die das Gesicht dieser Mannschaft über viele Jahre geprägt hatten. Charakterköpfe, die sich mit dem Verein identifizierten, mit den Fans austauschten und den Aufwärtstrend des Klubs nach dem Abstieg in die Regionalliga auf und neben dem Platz maßgeblich mitverantwortet hatten. Und so dürften am Ende dieser Saison mit Fabian Boll, Florian Bruns und Torwart Benedikt Pliquett nur noch drei der insgesamt 30 Aufsteiger von 2007 übrig bleiben. Die Abschiede von Kapitän Fabio Morena und Charles Takyi werden in den kommenden Wochen erwartet.

+++ Mutlos, torlos, ratlos - St. Pauli hat ein Sturmproblem +++

Bis dahin will auch Rothenbach Klarheit haben, wohin der Weg führt. "Ich denke, es gibt einige Zweitligavereine, die erfahrene Spieler suchen", sagt der gebürtige Heidelberger, der bislang nur das Ausland ausschließen will: "Ich möchte noch ernsthaft Fußball spielen." Dass er den Schlussstrich bei St. Pauli gezogen hat, bevor er mit anderen Klubs überhaupt verhandelt, entspricht seinem Naturell. "Ich kann mit gutem Gewissen gehen, habe sechs Jahre lang immer alles gegeben, damit der Verein wieder in die richtige Spur kommt, und bin stolz darauf, was, wie und mit wem wir das hier erreicht haben." Nicht ausgeschlossen ist, dass die "Klasse von 2007" im Sommer noch ein letztes Mal zusammenkommt. Zum Abschiedsspiel von Rothenbach, Gunesch, Morena und Takyi?