Florian Mohr kommt im Sommer zum FC St. Pauli, deshalb muss mindestens ein Innenverteidiger gehen. In der Frage ist noch alles offen.

Hamburg. Eines der Prinzipien von Helmut Schulte besagt, dass man als sportlicher Leiter eines Fußballvereins immer einen Plan A und einen Plan B haben und für alle Eventualitäten, für Aufstieg oder Klassenverbleib, gerüstet sein muss. Die gestern bekannt gegebene Verpflichtung von Florian Mohr, der im Sommer ablösefrei für zunächst zwei Jahre vom SC Paderborn zum FC St. Pauli wechselt, beinhaltet Schultes Leitsatz folgend die Einschätzung, dass Mohr ein hervorragender Innenverteidiger für die Zweite Liga ist, der Verein dem 27-Jährigen trotz diesbezüglicher Unerfahrenheit aber auch die Bundesliga zutraut. Ein Transfer also, der Plan A und B bedient, dafür aber neue Fragen aufwirft. Denn durch die frühzeitige Einigung mit Mohr kommt die Personalplanung des FC St. Pauli für die nächste Saison bereits zu Jahresbeginn in Bewegung.

Mohr wäre aktuell neben Markus Thorandt, der seinen Vertrag bereits verlängert hat, den Leihspielern Carlos Zambrano und Lasse Sobiech sowie Ralph Gunesch und Fabio Morena, deren Kontrakte im Sommer allesamt auslaufen, Innenverteidiger Nummer sechs. Eine Dreifachbesetzung der zentralen Abwehrposition wird sich St. Pauli sicher nicht leisten, Abgänge zum Saisonende sind programmiert.

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Die Entscheidung, wer den Verein verlassen muss, hängt stark mit der Ligazugehörigkeit zusammen. Zambrano ist trotz Kaufoption nur bei einem Aufstieg zu halten. Sobiechs Rückkehr nach Dortmund hängt stark vom Verhalten des BVB und von Felipe Santana ab. Sollte der Brasilianer, der bereits die Freigabe erhalten hat, die Borussia verlassen, wird Sobiech dem Ruf seines Heimatvereins folgen müssen. Gunesch und Morena sind nur noch selten erste Wahl und könnten einem weiteren Prinzip Schultes zum Opfer fallen: Danach werden die Spieler mit der geringsten Einsatzzeit aussortiert.

Erste Vertragsgespräche zwischen Verein und Morena verliefen im Sande. Der Kapitän möchte noch ein paar Jahre auf hohem Niveau spielen, der Verein dagegen würde ihn gerne anderweitig einbinden. Immerhin wissen Morena und Gunesch frühzeitig, was auf sie zukommen könnte: dass ihre Chancen, im Verein zu bleiben, bei einem Aufstieg schwinden und dass sie unter Umständen sehr geduldig auf die Entscheidung des Vereins warten müssen. So lange, bis aus Eventualitäten Fakten werden.

Florian Mohr hingegen kommt mit einem hohen Vertrauensvorschuss ans Millerntor. Die sportliche Leitung ist voll des Lobes für den gebürtigen Hamburger. "Er wird mit seiner gesunden Einstellung und seinen taktischen Fähigkeiten unsere Abwehr zusätzlich stabilisieren", sagt Schulte. "Flo hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der besten Innenverteidiger der Liga entwickelt. Er ist gut im Spielaufbau, sehr zweikampfstark, und er hat ein hervorragendes Stellungs- und Kopfballspiel", sagt Trainer André Schubert, der Mohr aus seiner Zeit in Paderborn noch gut in Erinnerung hat. So geht es auch Thomas Wolter, der den ehemaligen Concordia-Spieler in Bremen trainierte. "Er ist der am meisten unterschätzte Profi Deutschlands", sagt Wolter. "Er hat bisher nie die Anerkennung bekommen, die er verdient gehabt hätte." In Bremen schaffte Mohr den Durchbruch nicht. "Aber jetzt", so Wolter, "hat er absolut die Reife, um auch in der Bundesliga mitzuhalten."