St. Paulis Torwarttrainer Mathias Hain räumt allen drei Keepern Chancen ein, den an der Schulter operierten Philipp Tschauner zu ersetzen.

Hamburg. Für Philipp Tschauner dürfte die Winterpause schmerzhaft verlaufen sein. Nach seiner schweren Schulterverletzung im letzten Spiel vor Weihnachten gegen Eintracht Frankfurt (2:0) wurde der 26 Jahre alte Torwart zunächst operiert, durfte dann aber doch seinen Heimaturlaub in Bayern antreten. Vor Tschauner liegt nun ein langer Weg der Rehabilitation, realistischen Einschätzungen zufolge ist er Mitte Februar wieder einsatzbereit, in den ersten beiden Rückrundenspielen muss er auf jeden Fall ersetzt werden. Die Chance für Ersatzkeeper Benedikt Pliquett, sich in den Fokus zu rücken. Doch Pliquett, der seit 2004 im Verein ist und seitdem immer einen Torwart vor sich hatte, ist nicht gesetzt. "Wir haben auch noch Arvid Schenk und Ole Springer. Die werden natürlich auch mit ins Trainingslager fahren", sagt Torwarttrainer Mathias Hain. "Jeder muss sich ständig neu beweisen, selbst wenn wir nur noch einen Torwart hätten, würde ich das erwarten."

Hains Wort hat Gewicht, wenn es um die Entscheidung geht, wer im Tor des FC St. Pauli stehen soll. Hain, der Silvester 39 Jahre alt geworden ist, gehört seit Beginn der Saison zum engen Kreis um Cheftrainer André Schubert. Er verantwortet und entwickelt die Trainingsinhalte der Torhüter und gibt dem Trainer seine Einschätzung zu deren Leistungsstand. Dass es für Pliquett zu Beginn der Saison im Zweikampf mit Tschauner wieder nicht zur Nummer eins gereicht hat, daran hat wohl auch Hain einen gewissen Anteil. "Tschauner hat in der Vorbereitung im Endeffekt den besseren Eindruck gemacht", sagt er. "Es ist bitter, dass er sich jetzt so schwer verletzt hat und noch nicht absehbar ist, wie lange er ausfällt."

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Obwohl Pliquett, der im vergangenen Jahr seinen größten Auftritt beim Derbysieg gegen den HSV hatte, über die meiste Erfahrung verfügt und offiziell die Nummer zwei hinter Tschauner ist, darf er sich auch jetzt nicht sicher sein, zum Rückrundenauftakt im Tor zu stehen. Das Zeug, Tschauner adäquat zu ersetzen, hat er laut Hain in jedem Fall. "Ich kenne Bene schon lange und weiß, wie leistungsbereit er ist", sagt er. Pliquetts Fähigkeiten als Torwart sind unbestritten, sein größeres Problem liegt im mentalen Bereich. Pliquett gilt - vorsichtig formuliert - als außergewöhnlicher Hitzkopf. Die einen halten ihn für einen Spaßvogel, die anderen für leicht verrückt. Die Charakterfrage stellt sich Hain aber nicht: "Charakterlich sind alle unsere Torhüter hervorragend."

Viel wichtiger sei es, Defizite im Torwartspiel zu erkennen und daran zu arbeiten. "Ich bereite sie praktisch und mental auf einen Einsatz vor, und daran muss ich mich dann auch selbst messen lassen", sagt Hain, der im Sommer am ersten Torwarttrainerleistungskurs in Kaiserau teilgenommen hat. Er freut sich auf die Aufgabe, den richtigen Torwart zu finden. "Den Jungs eine Chance zu geben, genau zu gucken, wie sie spielen und trainieren, das wird eine intensive und interessante Phase. Am Ende schauen wir dann, wer zum Rückrundenauftakt im Tor steht."