Der 33-Jährige stürmte für Union Berlin und St. Pauli - mit dem Kiezklub sogar in die Erste Liga. Seine These: Die Teams von einst und jetzt ähneln sich.

Hamburg. Nico Patschinskis letztes Spiel für den FC St. Pauli liegt fast auf den Tag genau sieben Jahre zurück. Trotzdem fiebert der heute für Dynamo Berlin in der Oberliga aktive Stürmer noch immer mit den Kiezkickern. Am Montag war der heute 33-Jährige beim 3:0 gegen den FC Augsburg im Millerntorstadion zugast, Tags darauf schaute er gar beim Training an der Kollaustraße vorbei. "Ich wünsche St. Pauli, dass die das mit dem Aufstieg so schnell wie möglich klarmachen", sagt Patschinski. "Von den Emotionen her wäre es natürlich auch phänomenal, wenn es erst am letzten Spieltag zu Hause gegen Paderborn klappt."

Patschinski weiß, wovon er spricht. Gleich in seinem ersten Jahr in Hamburg, in der Saison 2000/01, schaffte er mit Braun-Weiß auf den letzten Drücker den Sprung ins deutsche Fußball-Oberhaus. Mit einem 2:1 beim 1. FC Nürnberg wurde damals der Coup perfekt gemacht. "Der Aufstieg mit St. Pauli war der größte Moment in meiner Karriere", meint Patschinski. "Das kann einem keiner mehr nehmen." Im Erfolgsteam standen damals das heutige Trainergespann St. Paulis, Holger Stanislawski und Andre Trulsen, und Spieler wie Zlatan Bajramovic, Christian Rahn und Ivan Klasnic.

"Im Nachhinein war das eine Riesentruppe", erinnert sich Patschinski. "Zu Saisonbeginn war aber jeder davon ausgegangen, dass es für uns nur gegen den Abstieg gehen würde. Wir haben uns dann in einen Rausch gespielt." Das St. Pauli von heute galt zwar nicht gerade als Abstiegskandidat, wurde allerdings wie damals auch nur von wenigen als möglicher Aufsteiger gehandelt. Für Patschinski eine von mehreren Parallelen der beiden Teams. "Wir hatten wie heute eine junge, dynamische Truppe mit ein paar erfahreneren Leuten wie Stani", sagt der 1,86-Meter-Mann, der 21 Tore in 75 Erst- und Zweitligaspielen für St. Pauli erzielte. Sogar die Trainer ähneln sich nach Meinung des Angreifers in einigen Bereichen.

"Dietmar Demuth hat wie Stani heute auch offensiv spielen lassen, außerdem sind sie beide nicht so total verbissen." Mit Stanislawski teilte Patschinski bei Auswärtsfahrten und Trainingslagern einst das Zimmer. Er sei der Hauptgrund für die weiterhin starke emotionale Bindung zu St. Pauli. "Wenn sie den Aufstieg schaffen, gönne ich ihm das natürlich am meisten", sagt der ehemalige Mannschaftskamerad des heutigen Erfolgscoaches.

Gemeinsam erlebten die beiden, wie es nach dem Sensationsaufstieg auch im rasenden Tempo wieder talwärts ging. Schon in der nächsten Spielzeit stieg St. Pauli nämlich als Tabellenletzter wieder in die Zweite Liga ab. Patschinski letztes Spiel im St.-Pauli-Dress war dann ein weiteres Jahr später ein 1:2 beim 1. FC Köln, am Saisonende stand gar der Absturz in die Regionalliga. "Nach dem Bundesliga-Aufstieg wurde der Fehler gemacht, dass zu viele Neue ins Team integriert werden sollten", meint Patschinski. "Außerdem war das Umfeld noch nicht so stabil wie heute."

Während St. Pauli in der Drittklassigkeit versank, wechselte der Angreifer zum damaligen Zweitligisten Eintracht Trier, von dort zu LR Ahlen und zurück zu seinem Heimatverein 1. FC Union Berlin. Die "Eisernen", die "Patsche" später wegen Differenzen mit der Klubführung verlassen musste, sind am Sonnabend nächster Gegner St. Paulis. Über einen Sieg der Kiezkicker würde sich der Berliner freuen, auch wenn mit einem Aufstieg die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr als Spieler ans Millerntor gen null sinkenwürde. "In das Raster passe ich dann nicht mehr", meint Patschinski, "aber vielleicht suchen die ja für die Zweite mal einen Stürmer."