Der Aufstieg für St. Pauli rückt immer näher, doch das Niveau muss noch gehalten werden. Im ersten Schritt am Sonnabend bei Union Berlin.

Hamburg. Der Countdown läuft: drei, zwei, eins - meins! Was landläufig als Slogan eines Internet-Auktionshauses bekannt ist, könnte auch zur Erfolgsformel für den FC St. Pauli werden. Drei Siege braucht der Kiezklub noch aus maximal vier Spielen, um aus eigener Kraft den Aufstieg in die Erste Liga zu schaffen. Patzen die Verfolger, allen voran der am Montagabend von St. Pauli mit 3:0 bezwungene FC Augsburg, könnten am Ende sogar weniger als neun Punkte reichen.

Darauf möchte sich bei St. Pauli keiner verlassen. "Wir wollen das so schnell wie möglich fix machen", sagt Mittelfeldlenker Matthias Lehmann, der gegen die Schwaben den wichtigen Führungstreffer erzielt hatte. "Wir wissen aber auch, was noch auf uns zukommt." Im ersten Schritt ist dies das Auswärtsspiel am Sonnabend beim Tabellenneunten Union Berlin, auf das ab heute alle Augen des Teams gerichtet sein sollen. Es folgen ein Heimspiel gegen Koblenz (23. April) und ein Auswärtsauftritt in Fürth (2. Mai), bevor zum Abschluss der SC Paderborn am 9. Mai ans Millerntor kommt.

"Es wäre perfekt, wenn dieser Tag schon heute da wäre", sagt Lehmann, und auch Trainer Holger Stanislawski könnte sich angesichts der fantastischen wie harten Saison Schlimmeres vorstellen - so lange am Ende dann auch der Aufstieg steht. "Nach dem Spiel gegen Augsburg habe ich so eine wohlige Leere gespürt", erzählt der Coach. Da Stanislawski bei St. Pauli zwar viel bewegt, den Lauf der Zeit allerdings auch nicht beeinflussen kann, muss er in den kommenden vier Wochen noch einmal alle Energien vereinen - die "Pobacken zusammenkneifen", wie er es nennt -, um seine Mannschaft auf Kurs zu halten.

"Die Jungs haben ein klares Ziel vor Augen. Das sorgt für Eigenmotivation", meint der 40-Jährige. "Du musst aber darauf achten, ob einer vielleicht den Faden verliert, in ein Loch fällt." Stanislawski sieht sich, während der Countdown langsam abläuft, aber nicht nur auf die Aufgaben eines Mentalcoachs reduziert. Man müsse auch körperlich im Training noch den einen oder anderen Reiz setzen, Automatismen schulen. "Nur Fußballtennis oder im Kreis spielen reicht nicht."

Gefragt sind mehr denn je auch die erfahrenen Spieler wie Kapitän Fabio Morena, der darauf achten will, dass sich seine Mitspieler eine gewisse Lockerheit bewahren und gleichzeitig mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu Werke gehen. Wenn nötig, will der 30-Jährige, der nach dem Augsburg-Spiel seinen Vertrag um zwei Jahre bis Mitte 2012 verlängerte, den einen oder anderen zu einem Gespräch unter vier Augen bitten. Momentan sehe er dazu aber keine Veranlassung. "Man merkt, dass sich die Mannschaft zuletzt wieder mehr auf ihre Stärken besonnen hat", meint Morena. "Alle sind total fokussiert auf unser großes Ziel."

Stanislawski hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass sein Team nichts zu verlieren, sondern nur etwas zu gewinnen habe. Nach Meinung des Coachs hat sich dies auch mit dem Triumph gegen Augsburg nicht geändert. "Wir stehen zwar jetzt mit vier Punkten Vorsprung auf Platz zwei, haben ihn aber noch nicht endgültig sicher. Wir können ihn also nur gewinnen." Auch Morena glaubt nicht, dass angesichts der guten Ausgangsposition kurz vor Saisonende im Team die Angst vor einem Versagen ausbrechen könnte. Druck habe man die ganze Zeit, sagt er.

"Wir dürfen jetzt einfach nur nicht durchdrehen", sagt Matthias Lehmann, der statt auf die Verfolger einfach nach oben schaut. Schließlich betrage der Rückstand auf Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern auch nur vier Punkte, "und es gibt ja so etwas wie eine Meisterschale zu gewinnen". Davon träumen dürften allerdings nur die Fans, meint auch Marius Ebbers, der Doppeltorschütze vom Montag: "Einen Salto können wir nach dem 34. Spieltag machen. Ich nicht, aber vielleicht einige von den anderen."