In der zweiten Hälfte drehten die Hamburger auf, vergrößerten den Vorsprung auf Nicht-Aufstiegsplatz vier auf neun Punkte.

Hamburg. Die St.-Pauli-Kicker mochten den Ort ihres Triumphs gar nicht mehr verlassen. Minutenlang ließen sich die Profis von ihren Fans feiern. Es war der Auftakt für eine lange Party-Nacht. Denn nach dem 3:0 (0:0)-Sieg über den FC Augsburg rückt der Wiederaufstieg in die Bundesliga für die Kiezkicker immer näher. St. Pauli vergrößerte den Vorsprung auf Relegationsplatz drei, den weiter der FC Augsburg einnimmt, auf vier Punkte. Damit ist der direkte Aufstieg ganz nah. Der Vorsprung auf den Nicht-Aufstiegsrang vier wuchs sogar auf neun Punkte. "Genießt diesen Abend", richtete denn auch Trainer Holger Stanislawski einen Feier-Appell an seine Spieler -und warnte zugleich vor zu viel Euphorie: "Wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt, wird leicht herausgeschubst." Florian Bruns sah es genauso: "Das war das erste von fünf Endspielen."

Und in der Tat täuschte das klare Ergebnis ein wenig. Denn es war vor ausverkauftem Haus alles andere als ein Spaziergang. Erst in der zweiten Halbzeit zeigten die Hamburger ihre ganze Klasse.

Als um 20.16 Uhr mit ein wenig Verspätung die "Hells Bells" am Millerntor ertönten, war alles angerichtet für das Spiel um Platz zwei in der Zweiten Liga. Nebenan glitzerten die Fahrgeschäfte des Doms, und im seit Wochen ausverkauften Stadion fieberten 19 901 Zuschauer im Schein der Flutlichtstrahler und Wunderkerzen mehrheitlich einem Sieg des FC St. Pauli gegen den FC Augsburg entgegen. Den Fokus auf den sportlichen Aspekt hatten sich nach den fragwürdigen Protesten beim letzten Heimspiel gegen Hansa Rostock auch die Fans der Ultra-Gruppierung USP zu Herzen genommen. Vor der Partie hissten sie Plakate mit Aufschriften wie "Porzellan ist zerschlagen - Scherben bringen Glück" und "Alle gemeinsam für den Aufstieg".

Selbst auf den fast schon obligatorischen stillen Protest gegen die Montagsspiele des seit Neuestem Sport1 heißenden Deutschen Sport-Fernsehens wurde verzichtet. Stattdessen gab es lautstarke Unterstützung von Beginn an. St. Pauli konnte die Unterstützung auch gut gebrauchen, denn spielerisch lief zunächst wenig bei den Kiezkickern zusammen. Es war wie so häufig bei einer Partie, in die hohe Erwartungen gesetzt werden.

Der Charakter eines Entscheidungsspiels schien vor allem den FC St. Pauli zu verunsichern. Hier ersetzte der nach seinem Muskelfaserriss wieder genesene Carsten Rothenbach seinen Vertreter Florian Lechner auf der rechten Verteidigerposition, während der zuletzt rotgesperrte Fabian Boll wieder neben Matthias Lehmann auf die Doppelsechs rückte. Immer wieder wurde mit langen Bällen agiert, und wenn es doch einmal zu einem Passversuch kam, war die Kugel ruck, zuck wieder weg. Augsburg dagegen präsentierte sich deutlich gefährlicher. Wenn die schnellen Offensiv-Akteure der Gäste ins Rollen kamen, stockte den Zuschauern ein ums andere Mal der Atmen. "Wir haben dem Gegner viel zu viel Raum gelassen", kritisierte denn auch Stanislawski.

Doch in der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild. Denn St. Pauli kam völlig verändert aus der Kabine, spielte fortan viel mutiger nach vorne. Auch Marius Ebbers war plötzlich im Spiel. Doch zunächst zeigte ihm Lehmann den Weg. Er nahm sich nach schönem Zuspiel von Bruns ein Herz und traf vom rechten Strafraumeck zum umjubelten 1:0.

Während der Treffer die Augsburger lähmte, drehte St. Pauli auf und legte nach. Ebbers zeigte nun seine großen Torjägerqualitäten, sorgte mit seinen beiden Treffern für die Entscheidung und bestätigte seinen Trainer, der ihm im Vorfeld die spielentscheidene Rolle zugeschrieben hatte. "Bei wichtigen Spielen machen eben die Chefs die Tore", schmunzelte auch der stolze Sportchef Helmut Schulte. Das Tor zur Bundesliga, es ist nun ganz weit auf.

FC St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Thorandt, Oczipka - Boll, Lehmann - Bruns, Takyi (81. Hennings), Naki (65. Kruse) - Ebbers (87. Schultz).

FC Augsburg: Jentzsch - Reinhardt, de Roeck, Möhrle, El Akchaoui - Hegeler, Brinkmann, Traore, Ndjeng - Rafael (46. Torghelle), Thurk.

Tore: 1:0 Lehmann (51.), 2:0 Ebbers (63.), 3:0 Ebbers (83.). Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf). - Zuschauer: 19 901. Gelb: Naki (5), Lehmann (6) - de Roeck (4), Möhrle (8), Torghelle (5).

Die Tabelle:

1. 1. FC Kaiserslautern +28 Tore, 62 Punkte

2. FC St. Pauli +29 Tore, 58 Punkte

3. FC Augsburg +17 Tore, 54 Punkte

4. Fortuna Düsseldorf +12 Tore, 49 Punkte

5. MSV Duisburg +9 Tore, 49 Punkte

6. Arminia Bielefeld +10 Tore, 45 Punkte

7. TSV 1860 München -1 Tore, 44 Punkte

8. SpVgg Greuther Fürth +4 Tore, 41 Punkte

9. SC Paderborn -3 Tore, 41 Punkte

10. Energie Cottbus +4 Tore, 40 Punkte

11. 1. FC Union Berlin -3 Tore, 38 Punkte

12. Karlsruher SC -4 Tore, 38 Punkte

13. Alemannia Aachen -4 Tore, 38 Punkte

14. Rot-Weiß Oberhausen -15 Tore, 37 Punkte

15. Hansa Rostock -10 Tore,32 Punkte

16. FSV Frankfurt -22 Tore, 32 Punkte

17. TuS Koblenz -20 Tore, 28 Punkte

18. Rot Weiss Ahlen -31Tore, 21 Punkte