Alles neu: Der Ehemann, Hausbesitzer und Stammspieler sorgt als Doppel-Torschütze für den vierten Sieg in Folge. Das gab es zuletzt vor vier Jahren.

Hamburg. Siegfried Dous hatte lange warten müssen. Der Betreuer, der für den FC St. Pauli Trainingslager, Testspiele und Auswärtsfahrten organisiert, war vom Präsidium bereits am Vormittag aus seinem Wohnort Timmendorfer Strand zum Millerntor bestellt worden. Als Dank für seine in den vergangenen dreieinhalb Jahren geleistete ehrenamtliche Arbeit erhielt der "Reiseleiter" eine Jumbo-Flasche Champagner. Verwendung sollte Dous bereits wenige Stunden später finden. Mit dem 2:1-Sieg über den Karlsruher SC machte seine Mannschaft einen weiteren Schritt in Richtung Bundesliga und ist zumindest bis Sonntag wieder Spitzenreiter. Hatten sich die Gratulanten am Vormittag noch bei Dous angestellt, war der Held des Abends ein anderer: Rouwen Hennings.

Als in der 79. Minute die Sieben auf der Anzeigetafel rot aufleuchtete, erhoben sich die 19 793 Zuschauer von ihren Sitzplätzen und dankten einem, dessen Start ins neue Jahr kaum besser hätte verlaufen können. Mit seinen zwei Toren ebnete er den Weg zum 14. Saisonsieg und verschaffte sich somit einen weiteren denkwürdigen Tag. Vor zweieinhalb Wochen hatte er seine Freundin Janine geheiratet, am vergangenen Wochenende dann das neue Familiendomizil, ein eigenes Haus in Quickborn, bezogen. Binnen weniger Wochen hat Hennings den Sprung in einen neuen Lebensabschnitt vollzogen. "Das sind natürlich viele Veränderungen auf einmal, aber ich fühle mich pudelwohl und glaube, im Moment einfach alles richtig zu machen", sagt der ehemalige U-21-Nationalspieler, der nun auch im Herrenbereich den beim HSV, in Osnabrück und auch in seinem ersten St.-Pauli-Jahr verpassten Durchbruch vollzogen hat. Aus Rouwen ist Herr Hennings geworden. Der in der Hinrunde mit 13 Einwechslungen und fünf Toren zum Topjoker der Liga avancierte Oldesloer wurde in der Rückrunde zum Stammspieler und Leistungsträger. Gegen Karlsruhe überzeugte er zum dritten Mal in Folge in der Startelf, traf erstmals nicht von der Bank kommend. "Und mit dem Doppelpack hat er dafür gesorgt, dass wir erstmals seit vier Jahren wieder vier Siege in Folge feiern können", wusste Dous, der damals in der Regionalliga-Saison 2005/2006 noch gar nicht im Amt gewesen war.

Doch nicht nur bezüglich der Resultate hat St. Pauli einen Lauf. Der überzeugenden Leistung beim 2:0-Sieg am vorangegangenen Freitag in Duisburg ließ die Mannschaft in gleicher personeller Besetzung, aber veränderter Taktik (4-2-3-1 statt 4-2-2-2), eine weitere Demonstration ihrer Dominanz folgen.

Die "Platz-Angst" indes blieb unbegründet, der holprige Untergrund vermochte den Spielwitz der Hamburger nicht zu stören. "Wir spielen so schön, da ist es ganz egal, ob der Rasen braun oder grün ist", freute sich Sportchef Helmut Schulte und strahlte mit Hennings um die Wette. "Es ist einfach schön, wieder von Beginn an zu spielen. Schließlich habe ich lange darauf gewartet", beschrieb der Angreifer seine Glücksgefühle.

Diese werden schon bald neue Nahrung erhalten. Im April erwartet das Ehepaar Nachwuchs, einen Monat später könnte der Aufstieg in die Bundesliga gefeiert werden, Dous kann sich schon mal auf die Suche nach Hotels in Leverkusen und Dortmund begeben. Die tollen Tage sollen zu einem tollen Jahr ausgedehnt werden. Und darauf lässt sich nicht nur unter Schleswig-Holsteinern hervorragend anstoßen. Prost!

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Oczipka - Bruns, Lehmann - Hennings (79. Boll), Kruse (89. Sukuta-Pasu), Naki (63. Takyi) - Ebbers.

Karlsruhe: Miller - Demirtas, Matip, S. Langkamp, Schäfer - Aduobe, Engelhardt (61. Cuntz) - Krebs (71. Blum), Stindl (82. Bieber), Akin - Chrisantus.

Tore: 1:0 Hennings (24.), 1:1 Chrisantus (40.), 2:1 Hennings (45.). SR: Schriever (Dorum). Z.: 19 793. Gelb: Engelhardt, S. Langkamp, Aduobe.