Bei der Einweihung des neuen Tivoli-Stadions trafen Ebbers (2), Naki, Bruns und Hennings für die Hamburger.

Aachen. Torhüter Mathias Hain vergrub das Gesicht in seinen Handschuhen und ließ sich kopfschüttelnd ins Tornetz fallen. "Spitzenreiter, Spitzenreiter", skandierten die 2000 mitgereisten St.-Pauli-Fans dahinter, nachdem der erste Unglaube in ausgelassenen Jubel übergegangen war. Es lief die 39. Spielminute am Aachener Tivoli, als Florian Bruns einen Elfmeter (Olajangbesi hatte Marius Ebbers im Strafraum zu Fall gebracht) traumwandlerisch sicher zum 4:0 für den FC St. Pauli gegen die Alemannia verwandelte. In der zweiten Hälfte erhöhte der eingewechselte Hennings sogar noch auf 5:0. Der FC St. Pauli geht als Tabellenführer in den dritten Spieltag und erwies sich bei der Einweihung des neuen Stadions als echter Party-Crasher.

Die Aachener hatten alles für eine rauschende Premierenfeier angerichtet. Tag und Nacht war an den Tagen zuvor an der 32 960 Zuschauer fassenden Arena gearbeitet worden, um rechtzeitig fertig zu werden, das Wetter spielte bei abendlichen 23 Grad mit, und auch das emotionale Rahmenprogramm vor dem Anpfiff ließ Fans und die Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft, darunter auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun, auf einen stimmungsvollen Auftakt hoffen. "Dieses Stadion wird eine Festung werden. Wir wollen den Aufstieg", orakelte Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden publikumswirksam via Stadionmikrofon - in der Kaiserstadt stehen Wahlen an.

Die Wahl hatte auch St. Paulis Trainer Holger Stanislawski bei seiner Aufstellung. Taktisch erneut auf das 4-2-3-1-Schema vertrauend brachte er die wieder genesenen Charles Takyi und Marius Ebbers. Und der erwies sich an seiner alten Wirkungsstätte als echte Spaßbremse. Nachdem er bereits viermal wegen einer Abseitsstellung von Schiedsrichter Peter Sippel zurückgepfiffen worden war, stand er in der 24. Minute goldrichtig und staubte nach einem Schuss von Florian Bruns zur Hamburger Führung ab. Vier Minuten später gelang ihm nach einem Takyi-Pass das 2:0. "Ebbers trifft hier immer. Der macht im neuen Stadion das erste Tor", hatte Alemannia-Fansprecher Dirk Henhuis bereits am Freitag im Abendblatt prophezeit und damit mehr Sachverstand als die Politik bewiesen. Deniz Naki, der eine sehenswerte Vorarbeit von Takyi zum 3:0 vollendete, versetzte die Braun-Weißen endgültig in einen Rauschzustand. "Es hat etwas Monumentales", hatte Sportchef Helmut Schulte vor dem Anpfiff mit Blick auf das Stadion gesagt. Von historischem Wert war allerdings auch das Spiel seiner Mannschaft. Die zeigte eine Qualität, die es auswärts seit Jahren nicht mehr zu sehen gegeben hatte. Schnelle, durchdachte Spielzüge, diszipliniertes taktisches Verhalten, physische Präsenz und Effektivität, kontinuierlich vorgetragen über 90 Minuten. Der Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können, doch nur noch Hennings traf in der Schlussphase (87.).

St. Pauli hat einen Traumstart hingelegt. Zwei Siege zum Start in die Zweite Liga gab es einzig vor neun Jahren. Am Ende stieg der Klub in die Bundesliga auf. Dass die Mannschaft 2009/10 wieder die Qualität dazu hat, bewies sie in Aachen. Nur die schwere Verletzung eines St.-Pauli-Fans (siehe Bericht rechts) verhinderte die Jubelstimmung.

Aachen: Stuckmann - Casper, Szukala, Olajengbesi, Achenbach - Burkhardt, Fiel - Müller, Adlung (46. Milchraum) - Nemeth (56. Oussalé), Auer (56. Gueye).

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Thorandt, Drobo-Ampem - Boll, Lehmann, Bruns (81. Schultz), Takyi, Naki (84. Daube) - Ebbers (68. Hennings).

Tore: 0:1 Ebbers (24.), 0:2 Ebbers (28.), 0:3 Naki (35.), 0:4 Bruns (39., Foulelfmeter), 0:5 Hennings (87.). SR: Sippel. Z.: 32 960 (ausverkauft). Gelb: Fiel, Drobo-Ampem.