Bundesliga-Absteiger FC St. Pauli nutzte das 1:2 in Mainz zur Planung der kommenden Saison, die im oberen Drittel der Zweiten Liga enden soll.

Mainz/Hamburg. Die achte und vorerst letzte Bundesligasaison der Geschichte war nach dem 1:2 in Mainz noch keine 20 Stunden Geschichte, da skizzierte das Präsidium des FC St. Pauli bereits die Zielvorgaben für die kommende Serie. "Der direkte Wiederaufstieg bleibt ein Wunsch. Aber wir wollen im oberen Drittel dabei sein", formulierte Präsident Stefan Orth, "wir haben mit André Schubert und Jan-Moritz Lichte ein sehr gutes Trainerteam, hoch motiviert und bestausgebildet. Zudem besitzen wir großes Vertrauen in die Arbeit von Helmut Schulte."

Eine überfällige Positionierung, nachdem sich der Sportchef zuletzt nicht nur in der Öffentlichkeit einiger Kritiker gegenübergesehen hatte. Das Verhältnis zwischen Spielern und Schulte ist belastet, wenngleich die ausgedehnten Gesprächsrunden der vergangenen Tage zwischen Präsidium, Mannschaftsrat und Sportchef in verschiedenen Konstellationen für leichte Entspannung sorgen konnten. "Die Kritik an Helmut Schulte war nicht gerechtfertigt", sagt Vize Gernot Stenger, "aber wir rücken jetzt alle näher zusammen und werden mehr kommunizieren." Die Gremiumsmitglieder haben ihre Schlüsse gezogen, wollen sich besser und schneller über den sportlichen Bereich informieren (lassen) und bei der Zusammenstellung der 24 Profis für die Zweitligasaison ganz genau hinschauen. "Wir wollen den eingeschlagenen Weg weitergehen und ein Ausbildungsverein wie Mönchengladbach in den Siebzigerjahren werden", sagt Vize Jens Duve. Mit dem unmittelbar bevorstehenden Ausleihgeschäft des Dortmunder U-21-Nationalspielers Lasse Sobiech konnte Schulte bereits erste Punkte auf der Habenseite verbuchen, in den kommenden Tagen werden weitere zielführende Gespräche mit Neuzugängen erwartet. Parallel dazu müssen aber auch im aktuellen Kader noch einige Fragen beantwortet werden.

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Neben der Weiterbeschäftigung von Spielern, bei denen der Verein am Zug ist, wartet der Klub bei fünf aktuellen Profis auf ein Signal bezüglich ihrer beruflichen Zukunft. "Die fünf Fragezeichen wissen jetzt, wo der Hammer hängt", so Duve mit Blick auf den seit mehr als einer Woche feststehenden Abstieg. Matthias Lehmann und Thomas Kessler sollen bleiben, wollen sich aber weiter in der Bundesliga messen. "Alles ist völlig offen", sagen beide unisono. Und am Ende eine Frage der Alternativen. Es ist das Angebot, das wie auch beim ab Juli vertragslosen Max Kruse die Zukunft des leistungsstarken Trios bestimmen wird. Bei Charles Takyi und Gerald Asamoah, den befreundeten Fragezeichen Nummer vier und fünf, stehen die Zeichen dagegen auf Abschied. Allein die Frage, ob bei Takyi noch eine Ablösesumme fällig wird, bleibt unklar und könnte am Ende von einem Gericht entschieden werden, nachdem es zum Streit über die Rechtmäßigkeit seiner Vertragsverlängerung gekommen war. "Charly hört da auf die falschen Leute. Er hat allein im letzten Dreivierteljahr drei verschiedene Berater gehabt", sagt Orth, der sich einen Kommentar zu Asamoah, für den es nach Abendblatt-Informationen kein Angebot geben wird, verkneift.

Insofern war es nur konsequent, in Mainz auf das deutsch-ghanaische Duo zu verzichten. "Schön, dass eine Mannschaft auf dem Feld gestanden hat, von der viele Spieler auch in der kommenden Saison auf dem Feld stehen werden", so Schulte zufrieden. St. Pauli offenbarte beim Ausklang einen Blick in die Zukunft, musste am Ende aber aufgrund altbekannter Fehler wieder eine Niederlage analysieren. Vorne wurden die Torchancen leichtfertig vergeben, in der Defensive ermöglichte man es dem Gegner mit vermeidbaren Fehlern, das 0:1 noch in ein 2:1 zu wandeln. St. Pauli spielte gut mit, wies aber nur zwischen den beiden Strafräumen echtes Bundesligaformat nach. Ein Satz, gemünzt auf das Spiel. Ein letzter Satz, gemünzt auf die gesamte Saison.

Die ist seit Sonnabend Geschichte. Trainer Holger Stanislawski stattet seinem neuen Umfeld in Hoffenheim heute einen ersten offiziellen Inspektionsbesuch ab, Nachfolger Schubert übernimmt schon mal für zwei Tage den FC St. Pauli. 2011/2012 hat begonnen.