Im letzten Heimspiel heißt es für den FC St. Pauli: Noch einmal den FC Bayern ärgern. Bastian Oczipka ebenfalls vor Wechsel zu Hoffenheim.

Hamburg. Wer die Haupttribüne des Millerntor-Stadions betritt, kann die Ausdünstungen riechen. Zwar wurde das Bauwerk bereits zu Beginn der Saison in Betrieb genommen, doch parallel zum Spielbetrieb gingen die Arbeiten weiter. Auch jetzt, wo sportlich für den FC St. Pauli in der Fußball-Bundesliga der Lack schon längst wieder ab zu sein scheint, wird noch hier und da gehämmert und gestrichen. Es gibt ja schließlich auch eine Zeit nach der Erstklassigkeit.

Dass sich die nähere Zukunft des Kiezklubs in der Zweiten Liga abspielen wird, bezweifeln selbst Optimisten nicht mehr. Fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz werden bei zwei verbleibenden Partien wohl nicht mehr aufzuholen sein. Das letzte Heimspiel der Saison gegen den FC Bayern an diesem Sonnabend (15.30 Uhr, Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) wird daher in mehrfachem Sinn zu einer hochemotionalen Abschiedsvorstellung.

Zum einen ist es, den Abstieg vorausgesetzt, das vorerst letzte Mal, das sich im Ligaalltag ein hochbezahltes Starensemble wie das der Münchner am Millerntor präsentieren wird. Zum anderen, und das wiegt für die meisten Fans viel schwerer, nehmen mit Trainer Holger Stanislawski und seinem Assistenten André Trulsen zwei echte Urgesteine des FC St. Pauli zum letzten Mal auf ihrer Bank am Spielfeldrand Platz. Dass es auch für einige ihrer Profis der letzte Auftritt ist, wird da schon fast zur Nebensache.

Die Fans planen seit Tagen Aktionen für das Trainerduo, das bereits die Profikarriere gemeinsam am Millerntor ausklingen ließ. Der offiziellen Stadionzeitung "Viva St. Pauli" liegen Masken mit dem Konterfei von "Stani" und "Truller" zum Ausschneiden bei. Teammanager Christian Bönig obliegt es, die beiden vor dem Anpfiff im Mittelkreis offiziell zu verabschieden, nach der Partie wird es eine Ehrenrunde durch das Stadion geben. "Ich habe schon etwas Angst vor diesem Tag", hatte Stanislawski bei der tränenreichen Verkündung seines Abschieds vor drei Wochen zugegeben. "Es wird schwer werden, aber ich möchte versuchen, diese spezielle Atmosphäre und das St.-Pauli-Flair noch einmal zu genießen."

Der Coach plant selbst keine besonderen Aktionen. "Ich hatte mir zwei, drei Sachen wie eine Afroperrücke oder einen Schottenrock überlegt, sie dann aber wieder verworfen", erklärte der 41-Jährige. "Dazu ist das Spiel einfach zu wichtig." Die Chance ist minimal, und eigentlich glauben die Kiezkicker selbst nicht mehr an den Klassenerhalt. Sie wollen sich am Ende jedoch nicht vorwerfen lassen, nicht alles gegeben zu haben. "Wir versuchen jetzt erst mal, das Wunder gegen den FC Bayern zu schaffen", sagte Innenverteidiger Markus Thorandt, "dann sehen wir weiter."

Die Münchner wollen ihrerseits mit einem sicheren Sieg in Hamburg den Grundstein für das Erreichen der Champions-League-Qualifikation legen. Doch St. Paulis Heimbilanz gegen den Rekordmeister ist mit zwei Siegen und vier Unentschieden bei sechs Niederlagen nicht einmal schlecht. Beim legendären 2:1 im letzten Bundesligaduell am Millerntor standen Stanislawski und Trulsen noch selbst als Spieler auf dem Platz. "Carsten Jancker, zur Halbzeit ausgewechselt", schwärmte Stanislawski vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen mit den Roten von seinen damaligen (verbalen) Künsten als Innenverteidiger. Unter dem Strich brachte der Erfolg jedoch auch nur drei Punkte, und St. Pauli stieg am Saisonende als Tabellenletzter ab.

Um genau dieses Schicksal noch zu verhindern, gibt es vom Coach einen klaren Auftrag an seine Spieler: Noch einmal die Bayern ärgern! Eine offensive Ausrichtung soll zu dem Erfolg führen, der die Grundlage für alle Resthoffnung bildet. Zusätzlich zu einem weiteren Sieg gegen Mainz müsste allerdings Frankfurt die verbleibenden Spiele gegen Köln und Dortmund verlieren und Mönchengladbach aus den Partien gegen Freiburg und den HSV keinen Sieg mehr holen. Da diese Konstellation schier illusorisch ist, wäre ein Sieg gegen die Bayern für Stanislawski und Co. immerhin die perfekte Möglichkeit, gemeinsam mit den Anhängern Servus zu sagen - nicht leise, sondern ganz laut.

Unterdessen vermeldet "bild.de", dass neben Trainer Holger Stanislawski und Assistent André Trulsen wohl auch Bastian Oczipka den Verein Richtung Hoffenheim verlassen wird. Der Leihspieler von Bayer Leverkusen soll für die Ablösesumme von rund drei Millionen Euro vom FC St. Pauli zur TSG wechseln.

FC St. Pauli: Kessler - Bartels, Thorandt, Morena, Gunesch - Daube, Lehmann - Kruse, Takyi, Naki - Asamoah.

FC Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Contento - Timoschtschuk, Schweinsteiger - Robben, Müller, Ribéry - Gomez.