In 26 Tagen tritt André Schubert seinen Dienst beim FC St. Pauli an. Den neuen Trainer der Hamburger erwarten zahlreiche Baustellen.

Hamburg. Spätestens ab heute Vormittag gilt André Schuberts Konzentration wieder seinem aktuellen Arbeitgeber. Ab 10 Uhr leitet der 39-Jährige erstmals seit seiner Einigung mit dem FC St. Pauli in der Paderkampfbahn das Training des SC Paderborn. Der Klub habe es verdient, dass er bis zum Ende seiner Amtszeit die volle Aufmerksamkeit erhalte, meint Schubert. Wie gewohnt wird der bisherige Chefcoach und sportliche Leiter daher seine Mannschaft auf die beiden verbleibenden Spiele beim MSV Duisburg und gegen 1860 München vorbereiten.

Nach Saisonende stehen dann erst einmal zwei Wochen Urlaub in Schuberts Kalender. Zwei Wochen, um aufzutanken, bevor der gebürtige Kasseler sich ab 1. Juni voll seiner ersten Trainersaison beim Kiezklub widmen wird. In den 26 Tagen bis zu seinem Dienstantritt will Schubert regelmäßigen Kontakt zu St. Paulis Sportchef Helmut Schulte halten, schließlich weiß der Coach nur zu gut, dass bei seinem neuen Verein diverse Baustellen zu beseitigen sind - und das möglichst kurzfristig. Angesichts der vielen im höchstwahrscheinlichen Abstiegsfall drohenden Abgänge gilt es, eine neue Mannschaft zu formen. Auch im Trainerteam selbst existiert noch die eine oder andere Unbekannte.

"Natürlich gibt es eine ganze Menge zu tun", sagt Schubert. "Aber das bin ich aus meiner Doppelfunktion in Paderborn gewohnt. St. Pauli ist als Klub top organisiert, sodass ich fest davon ausgehe, dass wir das alles parallel und zügig regeln werden." Schubert bringt aus Paderborn seinen Co-Trainer Jan-Moritz Lichte mit. Noch zu klären ist, in welcher Funktion Stanislawskis bisherige Assistenten Klaus-Peter Nemet und Thomas Meggle künftig bei St. Pauli arbeiten werden. Denkbar und zugleich erstrebenswert erscheint zudem eine Einbindung des bisherigen Torhüters Mathias Hain ins Trainerteam. Bislang stehe nur fest, dass er seine aktive Laufbahn beenden werde, sagte der 38-Jährige.

Mit André Schubert hatte der Routinier abseits der Duelle gegen SC Paderborn noch keinen Kontakt. Gleiches gilt auch für die meisten seiner Mannschaftskollegen. "Der Trainer ist in der Mannschaft relativ unbekannt. Keiner von uns hat bisher mit ihm zusammengearbeitet", sagte Innenverteidiger Markus Thorandt. "Wir freuen uns aber darauf, ihn kennenzulernen. Ich finde es jedenfalls gut, dass die Entscheidung jetzt relativ frühzeitig gefallen ist." Kapitän Fabio Morena attestiert dem neuen Coach, "aus der Ferne" eine gute Truppe aus nicht unbedingt hochkarätigen Spielern geformt zu haben. "Ich bin froh, dass ein junger, ambitionierter Trainer kommt", sagte Morena.

St. Paulis Vizepräsident Bernd-Georg Spies verdeutlichte am Tag nach der Verkündung des Zwei-Jahres-Vertrags für Schubert die Kriterien, die für eine Verpflichtung des Nordhessen als Nachfolger des scheidenden Holger Stanislawski sprachen: "Schubert will ein mittel- bis langfristiges Konzept mit uns umsetzen. Außerdem war es uns wichtig, dass zu seiner Idee vom Fußball eine offensive Grundausrichtung gehört." Spies arbeitet hauptberuflich als Headhunter. Er ist es gewohnt, Führungskräfte aus der Wirtschaft auf Herz und Nieren zu testen. Im Fall Schubert ist er überzeugt, keine "Heißluftdüse" - sprich keinen Blender - verpflichtet zu haben. "Wie auch Jan-Moritz Lichte hat er uns vermittelt, dass er das Besondere des FC St. Pauli versteht."

Schubert ist nach Franz Gerber, Andreas Bergmann und Stanislawski St. Paulis vierter Trainer innerhalb von acht Jahren. Zum Vergleich: Michael Oenning ist beim HSV bereits der neunte Coach im gleichen Zeitraum. Vor allem durch Stanislawski ist bei den Braun-Weißen eine Konstanz eingekehrt, an die dessen Nachfolger anknüpfen möchte. "Die jetzige Phase, in der man gegen den Abstieg in der Bundesliga spielt, ist nicht leicht für den Verein", sagt Schubert. "Wir werden in Zukunft versuchen, positive Erlebnisse zu haben. Wenn es denn in der Zweiten Liga weitergehen sollte, wird die Zielrichtung sein, einen attraktiven, offensiven und begeisternden Fußball mit viel Leidenschaft zu spielen."

Von seiner künftigen Mannschaft erwarte er eine absolut professionelle Einstellung, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. "Das ist mir sehr wichtig", sagt der Fußballlehrer. "Es gibt Grundregeln, die alle befolgen müssen, denn es ist wichtig, dass das Team funktioniert. Bei Einhaltung dieser Regeln können sich die Spieler aber voll entfalten - das hat mit Vertrauen zu tun. Wenn jemand Probleme hat, soll er sie offen ansprechen, dann kann man sie gemeinsam lösen." In knapp vier Wochen steht Schubert für Gespräche bereit.