Hamburg. Nach den HSV-Vorständen hat auch der Trainer verlängert. Wie er seine Arbeit einschätzt, welche Aufgaben und Ziele er vor sich sieht.

Vertrauen ist gut, Vertrag ist besser: Als erster HSV-Trainer seit März 2017 hat Tim Walter verlängert – und sein Trainerstab gleich mit. Was der Zweitligaclub am Mittwoch vor der Abreise ins Trainingslager bekannt gab, war von den Fans lange erwartet, von manchen gar ersehnt worden.

Von einer „großen Aufgabe“ sprach Walter (47) in einem Interview mit HSV-TV und einer „großen Ehre, für den Verein zu arbeiten, weil er eine brutale Wucht hat und es mir jeden Tag Spaß macht, hier zu arbeiten“. Es ist das erste Mal seit März 2017, dass der HSV den Vertrag mit einem Trainer verlängert hat.

In den eineinhalb Jahren seines Wirkens in Hamburg habe er bei aller Enttäuschung über den im Frühjahr verpassten Aufstieg viel erreicht, sagte Walter. Ende der vergangenen Saison, als der HSV die letzten fünf Punktspiele sowie das Relegationshinspiel gewann, habe man „eine eigene Stärke entwickelt“. Inzwischen habe es die Mannschaft geschafft, „eine gewisse Souveränität an den Tag zu legen, die vielen Gegnern auch ein Stück weit Angst bereitet“.

HSV-Trainer Walter denkt trotz Vertragsverlängerung nur bis Mai

Diesen Weg gelte es nun weiterzugehen. „Zudem wollen wir fußballerisch dazulernen, von unserer Ausstrahlung erwachsener und souveräner werden“, sagte Walter. Der HSV sei auf einem sehr guten Weg. „Wenn wir den so weitergehen, dann werden wir mit Sicherheit unser Ziel erreichen.“ Trotz der Vertragsverlängerung denke er nicht über die Saison hinaus. „Mir ist nur wichtig, dass wir im Mai alle zusammen feiern.“

Bei den Fans komme seine Arbeit an. Walter: „Ich denke, dass wir begeisterungsfähigen Fußball spielen. Wir lassen unser Herz und unser Leben auf dem Platz. Das wird sehr honoriert und macht vielen Menschen Spaß. Und uns macht es Spaß, dass wir alle mitnehmen können. So führe ich auch meine Mannschaft: Es geht nur zusammen. Momentan ist Hamburg wieder eine Einheit.“

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Gleiches gelte auch für sein Trainerteam und den Betreuerstab, ohne die er „gar nicht so arbeiten könne“, weil der Aufwand viel zu groß sei. Walter: „Wir sind eine Einheit. Die anderen geben mir jeden Tag das Gefühl, dass wir zusammen etwas erreichen können.“

HSV-Trainer Tim Walter: Vertrag wurde zur Hängepartie

Walter hatte den HSV zur vergangenen Saison übernommen. Zweitliga-Erfahrung hatte er zuvor bei Holstein Kiel und dem VfB Stuttgart gesammelt. Eine mäßige erste Hinrunde mit acht Unentschieden aus den ersten 13 Spielen ließ zunächst auch im Aufsichtsrat Zweifel aufkommen. Doch dank eines famosen Endspurts mit fünf Siegen führte Walter den HSV im vergangenen Frühjahr noch in die Relegation, wo er knapp am Bundesligisten Hertha BSC scheiterte.

Inzwischen sind die Kritiker verstummt – oder, wie der ehemalige Sportdirektor Michael Mutzel oder der zurückgetretene Finanzvorstand Thomas Wüstefeld, nicht mehr für den Verein tätig. Auch die Zahlen sprechen klar für Walter: Kein anderer Verein der 2. Bundesliga sammelte im abgelaufenen Kalenderjahr so viele Punkte (64 in 33 Partien) und schoss so viele Tore (65). Zur Saisonhalbzeit steht der HSV als Tabellenzweiter auf einem direkten Aufstiegsplatz.

Mit der Vertragsverlängerung endet eine monatelange Hängepartie. Zwar hatte sich Boldt stets für Walter ausgesprochen und im Sommer bereits eine Verlängerung ausgehandelt. Doch der Aufsichtsrat legte sein Veto ein: Man wollte die sportliche Entwicklung in der Hinrunde abwarten.

HSV-Trainer Walter über Boldt: „Ohne ihn wäre das nicht möglich“

Zudem war auch Boldts Zukunft lange offen. Nachdem der Sportvorstand kurz vor Weihnachten seinen Vertrag bis 2025 verlängert hatte, war auch Walters Verbleib nur noch eine Formalie. Es fehlte nur noch das grüne Licht des Aufsichtsrats. Dass Walter zwischenzeitlich beim englischen Zweitligisten Norwich City gehandelt worden sein soll, könnte das beschleunigt haben.

Wie eng sein Verbleib an dem Boldts hing, machte Walter jetzt noch einmal deutlich: „Ohne Jonas wäre das gar nicht so möglich.“ Auch mit Chefscout Claus Costa gebe es eine große Einigkeit. „Durch diese Geschlossenheit glauben die Menschen auch wieder an den Verein.“ Boldts Rückhalt und Vertrauen zu spüren, sei wichtig für seine Arbeit und habe beim HSV „eine gewisse Ruhe“ einkehren lassen.