Hamburg. Vor dem Topspiel der 2. Bundesliga gegen Kaiserslautern spricht Hamburgs Trainer über die Erfolgsserie und Unterschiede zur Vorsaison.

„Was für eine Serie soll das sein?“, will Tim Walter wissen, und es wirkt nicht gespielt. Dass er am Sonnabend im Topspiel gegen 1. FC Kaiserslautern (20.30 Uhr/Sport1 und Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) mit dem sechsten Sieg nacheinander den 43 Jahre alten Vereinsrekord von Branko Zebec einstellen könnte, scheint der HSV-Trainer tatsächlich bis eben nicht gewusst zu haben. „Das ist schön“, sagt Walter am Donnerstagnachmittag, „aber Statistiken interessieren uns nicht.“

Das wiederum stimmt wohl nicht so ganz. Walter erwähnt eingangs der Pressekonferenz selbst die Serie von fünf Siegen, die den HSV an die Spitze der Tabelle befördert haben. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Walter, „wir haben gezeigt, dass wir Spaß machen. Deshalb gibt es eine große Geschlossenheit auch mit den Fans. Es ist wieder hip, zum HSV zu gehen.“

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. HSV 10 / 16:6 / 24
2. Darmstadt 98 10 / 19:11/ 21
3. SC Paderborn 10 / 26:12/ 19
4. Düsseldorf 10 / 20:13 / 17
5. Heidenheim 10 / 14:7 / 17
6. Hannover 96 10 / 18:14 / 17
7. Kaiserslautern 10 / 19:16 / 15
8. Karlsruher SC 10 / 18:14 / 14

11. FC St. Pauli 10 / 14:15 / 11

HSV News: Walter spricht über Probleme zu Saisonbeginn

57.000 werden am Sonnabend kommen, bis auf ein paar Businessseats ist das Volksparkstadion bereits ausverkauft. Walter: „Die Jungs geben Gas und versprühen Freude. Dieser Funke springt auf die Zuschauer über.“

Im Gefühl, einen Lauf zu haben, fällt es dem Trainer spürbar leichter, den holprigen Saisonstart zu erklären. In dieser Phase sei vieles im Ungewissen gewesen, weil das Transferfenster noch offen war. Den „extremen Teamgeist“, den er jetzt verspüre, habe es da noch nicht gegeben. Und dass es einiger Anstrengung bedurft habe, ihn herzustellen.

Jetzt hat Walter Woche für Woche die Qual der Wahl zwischen sehr guten Alternativen vor allem im Angriff. Jean-Luc Dompé mache knapp zwei Wochen nach seinem Bänderanriss weiter Fortschritte, „aber vielleicht nicht schnell genug“. Ransford-Yeboah Königsdörffer kann nach seinem Doch-nicht-Tor-des-Monats von Hannover Ansprüche auf einen Startplatz erheben. Oder darf sich Sonny Kittel doch noch einmal von Beginn an versuchen?

Wie aus den Remiskönigen des HSV Siegertypen wurden

Walter denkt nicht daran, das zu beantworten. Lieber heizt er die Spekulationen noch ein bisschen an: „Anssi Suhonen ist wieder zurück und hat ein tolles Comeback gegeben. Er bringt extrem viel Energie rein und hat unser Spiel noch mal verändert.“ Und dann gebe es ja noch Filip Bilbija, den er trotz insgesamt nur 30 Ligaminuten „überragend“ finde.

Die Unruhe im Verein, die im Rücktritt von Finanzvorstand Thomas Wüstefeld gipfelte? Lasse die Mannschaft nicht an sich heran. Walter: „Das, was ich vom Verein wahrnehme, ist geschlossen.“ Und sportlich sei sie im Vergleich zur Vorsaison, als es statt Siegen oft nur Unentschieden gab, deutlich gereift: „Wir wissen, dass wir uns als Ballbesitz-Mannschaft keine einfachen Ballverluste leisten dürfen. Da sind wir jetzt viel weiter.“ Aus den Remiskönigen sind Siegertypen geworden.

Kaiserslautern werde genau auf diese Ballverluste aus sein, auf Kontergelegenheiten und Standardsituationen. „Für einen Aufsteiger sehr gut“ findet Walter den kommenden Gegner. Zuletzt hat es freilich nur zu einer Serie von Unentschieden gereicht. Aber Statistiken interessieren den Trainer bekanntlich nicht.