Hamburg. Der HSV-Trainer freut sich über die warmen Worte seiner Spieler, erwartet eine hitzige Atmosphäre und glaubt an seinen Bohrer.

Tim Walter wirkte gelassen, als er am Freitag vor die Presse trat. Eine mögliche Drucksituation angesichts der Tabellenkonstellation unmittelbar vor dem Aufstiegsfinale wollte sich der Trainer des HSV gar nicht erst einreden lassen. Mit Respekt, aber ohne Furcht geht der 46-Jährige die eigene Aufgabe am Sonntag bei Hansa Rostock (15.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) an.

HSV-Coach Walter schafft neue Redensart

„Die werden alles reinhauen“, prognostiziert Walter die Einstellung des Gegners. „Die Atmosphäre wird hitzig sein. Es ist einfach schön, wenn die Zuschauer ihre Mannschaft nach vorne peitschen. Wir werden versuchen, dem Ganzen standzuhalten. Solche Spiele machen uns besser“, hofft Walter, der nichts unversucht lässt, um als Sieger vom Platz zu gehen. Selbst die Kreation einer neuen Redensart nimmt er mit auf in sein Portfolio. „Das wird ein harter Brocken. Dieses Brett wollen wir bohren.“

Direkt am Bohrer, um bei Walters Metapher zu bleiben, wird der Trainer allerdings nicht persönlich stehen, sondern seine Spieler. Es ist auffällig in diesen Tagen, wie häufig die Profis in Interviews ihren Chef loben und sich für eine weitere Zusammenarbeit stark machen. Immer wieder wird der große Teamgeist gelobt, an dem auch Walter seinen gewichtigen Anteil habe.

Eine Anerkennung, die auch dem Adressaten nicht entgangen ist. „Wenn das meine Spieler über mich sagen, dann ist es ein großes Momentum und eine schöne Geste. Ich mache aber nichts Besonderes, sondern bin wie ich bin“, sagte der Coach demütig. „Mir ist wichtig, dass der Mensch im Vordergrund steht, das spüren meine Spieler. Es geht um Vertrauen und Ehrlichkeit. So sind die Spieler und der Verein auch zu mir. Das macht Spaß und deswegen ist es so eine runde Sache.“

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Wen bringt Walter für Suhonen beim HSV?

Wie rund diese Sache über die Saison hinaus sein wird, bleibt allerdings in der Schwebe. Die finale Analyse von Aufsichtsratschef Marcell Jansen über die Zukunft von Walter, Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel steht noch aus. Trainer Walter hat den Moment am Donnerstag erneut genutzt, um für ein Weiter so zu plädieren. Weitere Eigenwerbung kann der Coach am Sonntag in Rostock betreiben.

Für diese Aufgabe muss Walter allerdings auf Wirbelwind Anssi Suhonen im zentralen Mittelfeld verzichten. Der Finne hatte sich am Mittwoch das Wadenbein gebrochen und fällt nun mehrere Monate aus. Am Donnerstag wurde er im UKE operiert, am heutigen Freitag will ihn sein Trainer im Krankenhaus besuchen. „Wir haben Gott sei Dank viele Optionen und sind sehr variabel“, behauptet Walter, der auch einen Systemwechsel mit zwei Stürmern in Aussicht stellte. Die wahrscheinliche Variante ist aber, Suhonen mit Maximilian Rohr oder David Kinsombi positionsgetreu zu ersetzen.

Für welche Maßnahme sich Walter am Ende auch entscheidet, seine gelassene Stimmung scheint davon nicht zu beeinflussen. Doch spätestens im Falle eines möglichen direkten Aufstiegs oder eines Einzugs in die Relegation dürfte sich daran etwas ändern.