Hamburg. Das Vereinsidol wirft der Führung Selbstzufriedenheit vor und erklärt, warum sein Einstieg von Kühne & Co. verhindert wurde.

Er war einer der prägenden Spieler der Erfolgsära des HSV in den 70er- und 80er-Jahren. Doch längst ist Felix Magath mehr in der Rolle des kritischen Beobachters seines mittlerweile in die 2. Fußball-Bundesliga abgestiegenen Herzensvereins geschlüpft. So sieht der 65-Jährige die Zukunft des hanseatischen Traditionsclubs skeptisch, selbst wenn der sofortige Wiederaufstieg am Saisonende gelingen könnte.

"Es muss ein anderer sportlicher Anspruch her. Ein Anspruch, der dem HSV gerecht wird", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wir vergleichen den HSV mit wem? Heidenheim. Das ist ein wunderbarer Verein, der ist super geführt, der macht klasse Arbeit. Damit vergleichen wir jetzt den HSV. Wir vergleichen ihn mit Holstein Kiel." Das könne er nicht mehr nachvollziehen. "Das war nie der Anspruch des HSV, mit dem ich früher zu tun hatte."

Der Verein habe sich von Jahr zu Jahr gehangelt und sich immer daran erfreut, wenn man am Ende der Saison ein Spiel gewonnen hat, sagte der Europameister von 1980 und spielte unter anderen auf die erfolgreichen Relegationen 2014 und 2015 an. Die Hamburger hätten sich dann gefeiert, "als hätten sie den Europapokal gewonnen".

Magath sieht keine Fortschritte beim HSV

Der HSV habe sich nie aufraffen können, sich zu fragen, was falsch gelaufen sei. "Wie soll ich da eine Analyse hinkriegen? Das geht halt nicht. Weil keine Analyse da war, hat es der HSV geschafft, sich wieder für die Relegation zu qualifizieren", meinte der einstige Mittelfeldspieler. "Außer halt letztes Jahr. Da haben sie es nicht geschafft."

Auch im Moment sehe er keinen Unterschied zu den Jahren vorher. Nur sei der HSV nun eine Klasse tiefer und habe kaum Konkurrenz im Kampf um den sofortigen Wiederaufstieg. "Aber dann wird es auch nicht leicht für den HSV." Die Hamburger sind vor dem 27. Spieltag am kommenden Wochenende Tabellenzweiter hinter dem letztjährigen Mitabsteiger 1. FC Köln.

Zu den derzeitigen HSV-Protagonisten wie Vorstandschef Bernd Hoffmann, Clubpräsident Marcell Jansen, Sportvorstand Ralf Becker oder Investor Klaus-Michael Kühne hat Magath aktuell keinen Kontakt. "Es ist keine Bereitschaft da, mit jemanden zu arbeiten, der auch mal unbequem ist", meint Magath. "Ich habe das Gefühl, alle sind zufrieden, alles ist gut. Der HSV ist ja auf einem Aufstiegsplatz."

Kühne blockte Magaths Engagement ab

Magath hatte sich schon in der Vergangenheit immer wieder kritisch über den HSV und seine Verantwortlichen geäußert. "Felix ist sehr außenstehend. Er leidet darunter, dass er nicht mehr im Geschäft ist", meinte der frühere HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen im vergangenen Oktober bei "Sky 90" zu den Verbalattacken. "Er leidet darunter, dass er beim HSV immer wieder Annoncen aufgegeben hat, aber man hat sich nicht für ihn entscheiden können."

Im vergangenen Jahr hatte Magath sogar überlegt, Anteile an der HSV AG zu kaufen. "Ich habe versucht, mit Herrn Kühne Kontakt aufzunehmen. Mit den mickrigen Prozenten, die ich hätte kaufen können, hätte ich ja nichts bewirken können", meinte er. Er wollte mit Kühne eine gemeinsame Strategie finden. "Das hätte mich dann veranlasst, geringe Anteile zu kaufen."

HSV bleibt Herzensclub

Trotz seiner kritischen Haltung spielt der HSV noch immer eine wichtige Rolle für ihn. "Der HSV ist Teil meines Lebens. Das ist ja nicht zu vergleichen mit Engagements, die ich als Trainer bei anderen Clubs hatte", sagte er. "Natürlich ist der HSV der Club, der mir am meisten am Herzen liegt." Doch seine Liebe reicht nicht, um sich an der aktuellen Fan-Anleihe des finanziell angeschlagenen HSV zu beteiligen und ein Wertpapier zu kaufen. "Ich kann mich gerade noch beherrschen", meint er sarkastisch.

Magath spielte von 1976 bis 1986 für den HSV. Er wurde dreimal deutscher Meister und gewann sowohl den Europapokal der Landesmeister 1983 als auch den der Pokalsieger 1977. Nach seiner Spielerkarriere arbeitete er zwei Jahre lang als Manager des HSV, von 1995 bis 1997 war er zwischenzeitlich auch Trainer der Hamburger.