Polizei setzte Tränengas ein - Geheimtreffen von Aufsichtsräten mit Felix Magath - Krisensitzung endete ohne Ergebnis

Hamburg. 0:3 gegen Schalke 04, 0:3 in Hoffenheim und nun 0:3 gegen Hertha BSC – der Hamburger SV taumelt ungebremst dem erstmaligen Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen. Die Lage wird immer brisanter: Nach der blamablen Niederlage gegen Berlin am Wochenende schlug der Frust bei einigen Anhängern in Gewalt um.

Hunderte HSV-Fans blockierten nach dem Abpfiff die Busausfahrt vor der Haupttribüne, um von Spielern und Verantwortlichen Erklärungen einzufordern. Doch dabei blieb es nicht: Auf die Autos der HSV-Profis Tolgay Arslan und Ola John wurde eingetreten. 100 Personen haben nach Aussage der Polizei den Ordnungsdienst angegriffen, dabei seien auch Glasflaschen geworfen worden. Die Polizeibeamten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein.

Stürmer Jacques Zoua erlitt einen Schock, brach in Tränen aus. „Das war eine andere Dimension“, klagte Vorstand Oliver Scheel, und auch Rafael van der Vaart, der sich heftige Wortgefechte mit den Fans lieferte, kritisierte: „Ich verstehe die Enttäuschung, aber Angriffe auf Spieler sind nicht in Ordnung. Viele Jungs haben Angst.“

Angst müssen nach der sechsten Niederlage in Folge auch die Hamburger um die Zukunft des Vereins haben. Mit 16 Punkten nach 20 Spielen belegt der HSV weiter den 17. Platz. Das Pokalviertelfinale gegen den FC Bayern am Mittwoch gerät angesichts der Abstiegsgefahr zur Nebensächlichkeit.

Jarchow hält zu van Marwijk

Am Sonntag erneuerte der HSV-Vorsitzende Carl Jarchow den Treueschwur für Trainer Bert van Marwijk. „Wir haben alles analysiert und im Vorstand die Entscheidung getroffen, mit Bert van Marwijk weiterzumachen“, sagte Jarchow. Der Niederländer soll das Team gegen die Bayern und beim Abstiegsendspiel in Braunschweig am Sonnabend betreuen.

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Doch Teile des Aufsichtsrats sind für eine sofortige Ablösung. Bereits am Donnerstag hatte es ein Geheimtreffen mit Felix Magath gegeben. Diskutiert wird im Kontrollgremium offenbar auch, den früheren Spieler, Trainer und Manager als Vorstandsvorsitzenden zu installieren. Für eine Abberufung Jarchows wäre jedoch eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.

Am Sonntag luden die Kontrolleure den Vorstand zu einer Krisensitzung ins Hotel Elysée, die nach siebeneinhalb Stunden spät am Abend ohne ein konkretes Ergebnis endete.

Und Magath? Er signalisierte auf Facebook Bereitschaft: „Beim HSV muss ab sofort auf allen Ebenen der Fußball wieder im Vordergrund stehen. Es geht jetzt nur noch um den Klassenerhalt. Es bedarf nun endlich einer Lösung im Sinne unseres Vereins.“

Einen Schulterschluss zwischen dem Club, den Fans und der Stadt Hamburg forderte auch Sportsenator Michael Neumann (SPD): „Wahre Treue zeigt sich in schwierigen Zeiten. Hamburg braucht, kann und will Erstliga-Fußball.“ Auch CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich bangt mit: „Der HSV ist mehr als nur eine Fußballmannschaft. Ein Abstieg wäre auch schlecht für das Image der Stadt.“