Ein Verein am Abgrund: In der Krise des HSV gibt es nur Verlierer.

Am Ende war das stundenlange Schauspiel gestern im noblen Elysée-Hotel ähnlich unwürdig wie das Geschehen am Tag zuvor im Volkspark, als Ordner die Spieler nach einer katastrophalen Leistung gegen Hertha BSC vor aufgebrachten Fans schützen mussten. Der Traditionsverein hat sich wieder einmal mehrere Meter in Richtung Abgrund bewegt. Es gibt nur noch Verlierer. Zu allererst natürlich die Mannschaft, die sich gegen Berlin erneut wehrlos ihrem Schicksal ergab. Dann der Trainer, der sich nur ein paar Stunden lang über einen Treueschwur des Vorstands freuen durfte.

Zu tief sitzt inzwischen die berechtigte Skepsis in Teilen des Aufsichtsrats über Bert van Marwijk, der seit Wochen nicht nur durch seine Niederlagenserie Argumente für eine vorzeitige Demission liefert. Dazu zählt sein Heimatkurzurlaub mitten in der Krise ebenso wie sein Zickzackkurs in Sachen Training: Erst behauptet er, zu viel Training schade nur, dann streicht er den Profis einen trainingsfreien Tag.

Allerdings hat auch der Aufsichtsrat in Sachen Krisenmanagement ein ganz schwaches Bild abgegeben. Nach einer Sitzung von mehr als sieben Stunden nur den Medienchef des Vereins mit einer lapidaren Erklärung vorzuschicken, man habe nichts zu verkünden, ist blamabel. Wieder zeigte sich, dass das höchste Gremium des HSV viel zu zerstritten ist, um Entscheidungen von Tragweite zu treffen – etwa den von mehreren Räten favorisierten Felix Magath als Sportvorstand und Trainer zu installieren.

Für die Fans sind dies keine guten Nachrichten. Schon seit Jahren wird ihre Treue nicht belohnt – gerade 13 Siege durften sie in 44 Heimspielen in den vergangenen gut zweieinhalb Jahren bejubeln.

Spitze ist dieser Verein nur noch in den Disziplinen Transferflops und Grabenkämpfe. Dabei müsste der HSV jetzt eine Aufbruchstimmung entfachen, im Verein, ja, in der ganzen Region, für die ein so wichtiger Imageträger nun wegzubrechen droht. Doch für eine solche Form der Solidarität sollte der Club endlich in Vorleistung gehen – und sich nicht weiter zerfleischen.