Ein Umbau des HSV-Teams für Hoffenheim ist möglich. Im Training rückten Bouy, Rajkovic und Djourou in die Stammelf. Calhanoglu könnte auf der Bank landen.

Hamburg. Die Ansage war deutlich. „Wenn einer negativ ist, schmeiße ich ihn raus“, drohte HSV-Coach Bert van Marwijk auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Hoffenheim am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de). Diese Aussage bezog sich allerdings eher auf das Vereinsumfeld als auf seine Fußballer, machte jedoch klar, was der Coach in den Tagen vor dem Abstiegskrimi vorhat: Er will aufwecken. „Die Ersten, die wach werden müssen, sind die Spieler“, sagte van Marwijk weiter – und ließ kurz darauf Taten folgen. Beim „Geheimtraining“ fanden sich mit Marcell Jansen, Heiko Westermann und Tolgay Arslan gleich drei gesetzte Akteure in der B-Elf wieder, die eigentlich nur eine B-Zehn war, da lediglich 20 Feldspieler mitmischten. An ihrer Stelle liefen der ehemals aussortierte Slobodan Rajkovic als Linksverteidiger auf, der erst seit Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainierende Johan Djourou in der Innenverteidigung und Neuzugang Ouasim Bouy im defensiven Mittelfeld. Mit Jaques Zoua und Hakan Calhanoglu spielten die möglichen Ersatzmänner für den verletzten Pierre-Michel Lasogga im Reserveteam. Einer von beiden würde die Startelf komplettieren.

Welche Aussagekraft diese Übungseinheit im Hinblick auf das Hoffenheim-Spiel hat, sei dahingestellt. Immerhin findet am Freitagvormittag (11 Uhr) noch ein Abschlusstraining statt. Doch in der Regel probiert van Marwijk bei seiner wöchentlichen Einheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit nichts Utopisches aus. Zudem tauscht er die Stammleibchen normalerweise gern noch durch. Am Donnerstag verzichtete der Übungsleiter jedoch auf Wechsel.

Klar ist: Sollte sich van Marwijk tatsächlich zu dieser radikalen Änderung durchringen, käme der Coach im Falle einer Niederlage in arge Erklärungsnöte. Zweifellos spielten Jansen und auch Westermann gegen Schalke schlecht, doch zum einen waren beide nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, zum anderen haben weder Djourou noch Rajkovic auf einer für sie suboptimalen Position bisher auch nur andeuten können, dass sie es besser machen würden. Insofern ist nicht auszuschließen, dass der Niederländer seinen etablierten Schützlingen einfach ein wenig Feuer machen wollte nach dem Motto: Wer den Ernst der Situation nicht begreift, findet sich ganz schnell auf der Bank wieder.

Zu taktischen oder personellen Details wollte sich van Marwijk wie gewohnt kaum äußern, aber immerhin ließ er durchblicken, dass Bouy im defensiven Mittelfeld wohl tatsächlich den Vorzug vor Arslan, Petr Jiracek und auch dem wieder genesenden Tomas Rincon bekommt. Auf die Frage, ob Rincon aufgrund seiner Kämpfernatur nicht gut für den Abstiegskampf geeignet wäre, brachte der Trainer den Neuzugang von sich aus ins Gespräch. „Bouy kann das mit seiner aggressiven Spielweise auch.“ Der 20-Jährige konnte wegen Zehenproblemen allerdings nur unter Schmerzmitteln trainieren. Er sollte am Sonnabend jedoch voll belastbar sein: „Ich musste nur schauen, ob ich in den Fußballschuh passe. Ich bin fit“, sagte Bouy nach dem Training.

Calhanoglu könnte auf der Bank landen

Van Marwijk ließ ebenfalls durchblicken, dass er sich zwischen der klassischen Sturmspitze Zoua und der hängenden Variante in Person von Calhanoglu noch nicht entschieden hat. Fängt Zoua an, könnte auch Calhanoglu auf der Bank landen, da Ivo Ilicevic und Ola John auf den Außenpositionen durch ihr Tempo wohl Vorteile haben. Welche Formation auch immer der Coach am Ende präsentiert: Die Luft wird im Fall einer erneuten Niederlage dünner, der Druck immer größer. „Das gehört nun mal zu meinem Job. Wer in dieser Situation keinen Druck spürt, ist bereits eingeschlafen“, sagte van Marwijk, der in jedem Fall von einer „spannenden und hektischen Partie“ ausgeht und grundsätzlich die mangelnde Konversation auf und vor allem neben dem Platz anprangert: „Die Spieler sitzen ja nur noch vor dem Computer.“ Defensiver auftreten als bisher will er mit seinem Team trotz der fast 2,3 Gegentore pro Spiel nicht.

Aber auch bei einer Pleite steht van Marwijks Job nicht zur Disposition, glaubt man den Worten des Sportchefs. „Ich bin von van Marwijk absolut überzeugt“, bekräftigte Oliver Kreuzer erneut. Einen weiteren Neuzugang im Winter will er nicht völlig ausschließen, dennoch hat Kreuzer wenig Hoffnung: „Das, was derzeit auf meinem Schreibtisch liegt, bringt uns nicht nach vorne. Wenn noch ein Stürmer kommt, dann nur einer, der uns den Nichtabstieg quasi garantiert, und der muss dann auch noch finanzierbar sein. Ein solcher dürfte bis Freitag kaum zu finden sein.“