An der neuen HSV-Leihgabe Ola John waren mehrere Clubs interessiert. Trainer Bert van Marwijk soll sich für eine Verpflichtung seines Landsmanns starkgemacht haben. HSV-Interesse an Juves Ouasim Bouy.

Abu Dhabi/Hamburg. Um 11.30 Uhr am Donnerstagvormittag war das Abenteuer Abu Dhabi für den HSV endgültig beendet. Ein schnelles Abschiedsfoto mit der Belegschaft des Hotels Fairmont Bab Al Bahr, dann wurde die Mannschaft vom Bus abgeholt, der die Hamburger über die E 11 parallel zum Persischen Golf bis nach Dubai zum Flughafen brachte. Dort wartete bereits der Emirates-Flug EK61, der um 15 Uhr Richtung Hamburg-Fuhlsbüttel abhob. „Grundsätzlich war die Vorbereitung sehr, sehr positiv“, bilanzierte Sportchef Oliver Kreuzer, der angesichts des extremen Verletzungspechs zumindest mit dem Wort „sehr“ äußerst inflationär umging.

Wirklich gute Nachrichten wird Kreuzer an diesem Freitag verkünden können, denn er hat den Niederländer Ola John als Offensiversatz für den am Kreuzband verletzten Maximilian Beister gefunden. Der 21-Jährige kommt bis Saisonende auf Leihbasis von Benfica Lissabon, traf am späten Donnerstagabend ein, soll am Freitagmorgen seinen Medizincheck absolvieren und anschließend vorgestellt werden. Kreuzer bestätigte: „Es schaut sehr gut aus, dass dieser Spieler zum HSV kommt.“

Zudem steht die Verpflichtung eines weiteren Niederländers kurz bevor. Mehrere Medien berichten, dass der zentrale Mittelfeldspieler Ouasim Bouy, 20, von Italiens Topclub Juventus Turin ausgeliehen werden solle. Eine Bestätigung dafür gab es nicht, ein zweiter Medizincheck ist zumindest für diesen Freitag nicht angesetzt.

Auch der FC Liverpool, Swansea und Ajax waren an John interessiert

John gilt als großes niederländisches Talent, ist extrem laufstark und technisch versiert. Bei den Portugiesen konnte er sich jedoch nicht durchsetzen und überwarf sich zuletzt mit Trainer Jorge Jesus. In der Winterpause bat er nun um Freigabe. Dabei war John erst im Sommer 2012 für neun Millionen Euro von Twente Enschede gekommen, weshalb ein Kaufgeschäft für den HSV nicht realisierbar ist. Sein Marktwert wird bei transfermarkt.de sogar auf zwölf Millionen Euro taxiert. John, der auf beiden offensiven Außenbahnen spielen kann, stand für Benfica in dieser Saison nur einmal über 90 Minuten auf dem Feld, kam auf nur sieben Einsätze.

Im Februar 2013 feierte er gegen Italien in der WM-Qualifikation unter Louis van Gaal sein Länderspieldebüt. Ex-Bondscoach und HSV-Trainer Bert van Marwijk kennt John aus den Juniorennationalteams und soll sich für eine Verpflichtung seines Landsmanns starkgemacht haben. Denkbar ist, dass das Leihgeschäft im Sommer um eine weitere Saison verlängert wird.

Der im liberianischen Zwedru geborene Stürmer war im Alter von zwei Jahren mit seiner Mutter und den zwei Brüdern nach Europa geflohen. Sein Vater kam während des Bürgerkriegs ums Leben. In Enschede besuchte John später die Jugendakademie Twentes und debütierte als 18-Jähriger in der Ehrendivision. Dort erzielte er in 46 Partien neun Tore. Zuletzt hatten auch Ajax Amsterdam, der FC Liverpool und Swansea Interesse gezeigt. Ein Wechsel nach Amsterdam war geplatzt, weil man dort nicht bereit war, das Gehalt Johns komplett zu übernehmen.

Große Sprünge könne sich der HSV zwar nicht erlauben, betonte auch Manager Kreuzer jüngst, aber durch die 500.000-Euro-Leihgebühr für Stürmer Artjoms Rudnevs (nach Hannover), dessen eingespartes Rückrundengehalt (600.000 Euro) sowie das nach der sechsten Woche von der Versicherung übernommene Rückrundengehalt Beisters (rund 600.000 Euro) hat der Club einen gewissen finanziellen Spielraum und kann das Salär Johns stemmen.

Kreuzer dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass das zwölftägige Doppeltrainingslager in Indonesien und in Abu Dhabi sehr durchwachsen verlief. So konnten von den potenziellen Stammspielern lediglich Marcell Jansen, Milan Badelj, Hakan Calhanoglu und Rafael van der Vaart alle 14 Trainings- und Spieleinheiten absolvieren. Mit Beister und René Adler (Bänderriss) waren zwei schwer verletzte Leistungsträger zu beklagen, zudem plagten sich Heiko Westermann (Aufbautraining nach Knieoperation), Johan Djourou (Wadenprobleme), Jonathan Tah (grippaler Infekt), Lasse Sobiech (Entzündung im Zeh), Tolgay Arslan und Dennis Diekmeier (Adduktorenprobleme), Kerem Demirbay (Verdacht auf Bänderriss) sowie Pierre-Michel Lasogga (Oberschenkelprobleme) mit mehr oder weniger schlimmen Wehwehchen.

„Ich kann die Dinge nun mal nicht ändern. Aber es ist ja auch nicht so, dass wir aus dem letzten Loch pfeifen“, relativierte Kreuzer, der besonders bei Abwehrtalent Tah und Sturmhoffnung Lasogga von „Kleinigkeiten“ sprach. Beide sollen, so Kreuzer, auch bei der Rückrundengeneralprobe gegen den FC Basel an diesem Sonnabend (15.30 Uhr) dabei sein. An ihrer Seite könnte dann schon Ola John spielen.