Der Sportdirektor bezeichnet Berichte über eine Vertragsklausel von Marcell Jansen als Gerüchte. Leverkusen ist interessiert. Für den HSV wäre ein Transfer des Linksverteidigers sehr bitter. Denn der Club würde dann nur fünf Millionen Euro kassieren.

Abu Dhabi. Viel wollte Oliver Kreuzer am frühen Morgen in Abu Dhabi nicht preisgeben. Von einer Ausstiegsklausel wisse er nichts, sagte der HSV-Sportchef, und überhaupt, mit Marcell Jansen wolle man doch verlängern. Ob es also nicht stimmen würde, dass der Nationalspieler im Sommer, also ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende, für fünf Millionen Euro wechseln könne? Achselzucken, ein kurzes Lächeln, mehr nicht. „Das sind doch alles nur Gerüchte“, sagte der Manager, der am Ende des Trainings dann aber doch noch das direkte Gespräch mit Hamburgs Linksverteidiger suchte.

Während die Reservisten des Bundesligaclubs auf einem verkleinerten Feld gegeneinander antraten, ließen sich Jansen und Kreuzer auf einem nahe gelegenen Rasenhügel nieder. Was die beiden aber genau in dem Zehnminutengespräch zu bereden hatten, war anschließend nicht zu erfahren. Im direkten Umfeld des 28-Jährigen wird sogar über einen „bereits unterschriebenen Vertrag“ spekuliert. Jansen wolle angeblich möglichst schnell wieder in das internationale Geschäft – eine Perspektive, die ihm der HSV derzeit nicht bieten kann.

Auf Nachfrage wollte dies allerdings weder ein Bayer-Verantwortlicher noch Jansens Berater René vom Bruch bestätigen. „Wir nehmen grundsätzlich keine Stellung zu Vertragsinhalten unserer Spieler“, sagte vom Bruch. Jansen selbst, der seinen freien Nachmittag am Mittwoch mit Mannschaftskollegen im Emirat Dubai verbrachte, dementierte die Gerüchte.

Mehr als nur ein Gerücht ist allerdings, dass sich Leverkusens Verantwortliche schon seit etwas längerer Zeit mit Jansen als Neuzugang für die kommende Saison beschäftigt haben. Kurioserweise galt bis zu seinem Kreuzbandriss auch Jansens früherer Mannschaftskollege Dennis Aogo, der bis zum Sommer an Schalke 04 ausgeliehen ist, als ernsthafter Bayer-Kandidat für die verwaiste Position des Linksverteidigers. Durch die Verletzung haben Leverkusens Verantwortliche allerdings von den Überlegungen Abstand genommen, Aogo von einem Wechsel zu überzeugen. Zuletzt übernahm bei den Rheinländern der von Bayern München ausgeliehene Mittelfeldmann Emre Can die Rolle links in der Viererkette, als Dauerlösung soll sich Bayer-Trainer Sami Hyypiä allerdings einen gelernten Linksverteidiger wünschen.

Jansen fühlt sich Verein und Stadt verbunden

Für den HSV käme ein Abgang Jansens, der vor fünfeinhalb Jahren für 7,5 Millionen Euro von Bayern München verpflichtet wurde, einer echten Horrormeldung gleich. Selbst fünf Millionen Euro Ablöse könnten nur wenig über den Verlust des WM-Teilnehmers, der auch innerhalb der Mannschaft als Führungsspieler akzeptiert ist, hinwegtrösten. Der gebürtige Mönchengladbacher steht bereits seit 2008 in Hamburg unter Vertrag, ist damit der dienstälteste HSV-Profi.

Immer wieder hatte der 44-malige Nationalspieler betont, wie sehr er sich mit Stadt und Verein verbunden fühle, hatte aber auch deutliche Worte für die sportliche Misere, die fehlende Konstanz bei den handelnden Personen und die fehlende Perspektive gefunden.

Zuletzt hatte Jansen zudem deutlich gemacht, dass er sich grundlegende Änderungen in der seiner Meinung nach veralteten Vereinsstruktur nach der Mitgliederversammlung am Sonntag wünsche.

„Ich wollte mich nie öffentlich auf irgendein Modell festlegen, aber allen ist doch klar, dass es so nicht weitergehen kann“, sagte der Rheinländer im Gespräch mit dem Abendblatt, „man muss die Voraussetzungen für eine bessere Zukunft schaffen.“

Gleiches gilt in diesen Tagen vor allem für ihn selbst.