Christoph Schlösser hat knapp 1000 Spiele des HSV gesehen. Auch in Indonesien ist er mit seiner Ehefrau dabei. Ein „verrücktes Hobby“ nennt er dies einfach.

Jakarta. Christoph Schlössers Begründung klingt eigentlich ganz plausibel. „Ich mache ja nichts Anstößiges. Und jeder hat doch ein verrücktes Hobby“, erklärt der gelernte Chemie-Ingenieur das, was für viele nur sehr schwer erklärbar ist: Warum man einmal um den Globus reist, nur um seinen Lieblingsverein spielen zu sehen.

Gemeinsam mit Ehefrau Anja hatte sich der glühende HSV-Fan am Sonnabendnachmittag mit dem Auto auf den Weg nach Berlin gemacht, wo das Abenteuer Asien für die beiden Bargteheider um 21.50 Uhr startete. Über Abu Dhabi und Jakarta flogen sie bis nach Sura Baya, von wo aus es mit dem Bus heute weiter zum Spiel nach Malang geht. Am Freitag geht es dann auf ähnlichem Weg wieder zurück nach Abu Dhabi, wo sich das HSV-verrückte Ehepaar auch die Freundschaftsspiele gegen Vitesse Arnheim und Queirat Almaty nicht entgehen lassen will. „Seit 1989 bin ich bei jedem Testspiel des HSV im Trainingslager dabei gewesen, da wüsste ich nicht, warum das in diesem Jahr anders sein soll“, sagt Schlösser, der seit 1979 HSV-Fan ist und 1993 als einer von 36 Mitgliedern den HSV-Supportersclub gegründet hat.

Knapp 1000 HSV-Pflicht- und Freundschaftsspiele hat der reisefreudige Groundhopper, der Grounds (Stadien), in denen der HSV gespielt hat, sammelt wie andere Briefmarken, verfolgt. Mit dem HSV war Schlösser bereits in Shanghai, Tokio, Porto Alegre, Seoul und Dubai. „Jeder neue Ground ist für mich Motivation“, sagt der 44-jährige Familienvater, der sogar ein 92 Seiten starkes Heft mit allen Statistiken des HSV seit 1919 herausgebracht hat.

Seine HSV-Leidenschaft ist natürlich längst Familiensache. Auch Ehefrau Anja muss bei exotischen Trips wie jetzt nach Indonesien nicht lange überredet werden, und Sohn Simon, 16, und Tochter Sarah, 19, sind selbstverständlich von Geburt an HSV-Mitglieder. Sarah heißt im Übrigen mit vollem Namen Henrike Sarah Vera – abgekürzt HSV. „Wir mochten alle drei Namen, aber die Initialen sind nur so eine Art Gag. Sarah ist ihr Rufname“, sagt Schlösser, dessen Urlaubsplanung jedes Jahr eine logistische Meisterleistung ist. So dürfen trotz HSV-Begeisterung auch Kinder und die Frau nicht zu kurz kommen, was sich am ehesten durch gemeinsame Trainingslagerreisen bewerkstelligen lässt.

Allzu viel Geld würde er für sein zeitintensives Hobby aber nicht ausgeben, behauptet der gebürtige Nordrhein-Westfale. So hätte die Elftagestour von ihm und seiner Frau weit unter 2000 Euro gekostet, weil er jede einzelne Übernachtung und jeden Flug selbst herausfindet. Am 15. Januar um 7 Uhr landet er wieder in Berlin. Seinen ersten Geschäftstermin hat er dann nachmittags – in Düren in der Eifel.