Der HSV-Profi spricht erstmals über Yoga, Ex-Trainer Thorsten Fink und den Grund, warum er sich einen Maulkorb verordnete.

Hamburg. Allzu viel will Maximilian Beister zwei Stunden vor dem Training lieber nicht essen: eine Suppe, Reis, ein bisschen Gemüse und einen Früchtetee, das muss reichen. „Aber bis zum Trainingsstart ist ja noch ein bisschen hin“, sagt der 23 Jahre alte HSV-Profi, der einen ungewohnt zufriedenen und entspannten Eindruck macht. „Mir geht’s richtig gut. Heute morgen habe ich noch ein bisschen Yoga gemacht“, sagt Beister, dem ein Fan im Stadionrestaurant Die Raute zuruft, er solle bloß einen Sieg aus Leverkusen am Sonnabend (15.30 Uhr) mitbringen.

Hamburger Abendblatt: Herr Beister, Ex-Trainer Thorsten Fink sagte uns, dass er trotz einiger Reibereien mit Ihnen stolz sei, dass Sie im letzten Jahr gereift seien, keine Allüren mehr hätten und sich zum Positiven geändert hätten. Was meint er?

Maximilian Beister: Zunächst mal hört man so etwas gerne. Aber Herr Fink hat recht, dass wir uns ab und an gerieben haben, doch Reibung erzeugt ja bekanntlich Energie. Wir haben mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis, ich hatte zuletzt erst Dienstag mit ihm per SMS Kontakt, habe ihm nachträglich zum Geburtstag gratuliert. Und ich habe ihm mit Sicherheit auch einiges zu verdanken. Als ein Mensch mit Allüren habe ich mich aber nie gesehen, wahrscheinlich meint er, dass ich mich nach meinem schweren ersten Jahr in der Bundesliga weiterentwickelt habe. Ich merke auch auf dem Platz, dass ich mich taktisch geschickter verhalte – und auch körperlich bin ich besser drauf.

Haben Sie irgendwas bewusst verändert?

Beister: Nicht viel. Aber seit sieben Monaten mache ich mit einer Trainerin bei mir zu Hause Yoga, was mir sehr guttut. Ich bin viel beweglicher, körperlich und auch geistig. Und noch eine Kleinigkeit habe ich verändert.

Verraten Sie es uns!

Beister: Ich habe mir abgewöhnt, mir am Montag in der Zeitung die Schulnoten oder die Einzelkritik durchzulesen. Ich beschäftige mich seit dieser Saison überhaupt nicht mehr damit, was über mich in den Medien berichtet wird – und damit geht es mir viel besser.

Weil Sie nicht mit Kritik umgehen können?

Beister: Überhaupt nicht. Ich kann sogar sehr gut mit Kritik umgehen, sonst würde ich wahrscheinlich auch gar nicht hier sitzen. Als Fußballprofi musst du Kritik abkönnen. Herr Meier war beispielsweise ein sehr direkter Trainer in Düsseldorf, der mich schon als extrem junger Spieler auch mal etwas härter kritisiert hat. Aber damit muss man leben können.

Wer ist Ihr härtester Kritiker?

Beister: Wahrscheinlich ich selbst. Aber auch mein Vater kritisiert und lobt immer sehr ehrlich. Er ist ja bei jedem Heimspiel auf der Tribüne – und wir telefonieren nach jedem Spiel sehr lange miteinander. Dann kritisiert und lobt er gleichermaßen.

In diesem Jahr bekommen Sie fast nur Lob zu hören. Ist der richtige Umgang mit Lob genauso schwierig wie der richtige Umgang mit Kritik?

Beister: Natürlich hört man Lob lieber als Kritik, das ist ja klar. Man darf nur nicht den Fehler machen, sich nach zwei guten Wochen auszuruhen. Ich weiß ganz genau, dass ich noch ganz viel Luft nach oben habe – und es liegt nur an mir selbst, ob ich noch ein paar Prozent rauskitzeln kann oder nicht. Trotzdem geht’s mir nach positiver Kritik natürlich besser als nach negativer Kritik.

Im Sommer baten Sie alle Journalisten nach mehreren Monaten Funkstille an einen runden Tisch, um zu erklären, warum Sie sich nach Ihrer heftig kritisierten Roten Karte aus dem Spiel gegen Augsburg nicht äußern wollten. Mussten Sie Dampf ablassen?

Beister: Es ging nicht darum, Dampf abzulassen, aber ich fühlte mich schon ein wenig unfair behandelt. Kritik ist immer erlaubt und war nach der Roten Karte auch angebracht. Aber in den Tagen danach fehlte mir in gewisser Hinsicht auch der Respekt. Medial wurde ich ziemlich dafür zerfleischt, dass ich mich nicht direkt nach dem Platzverweis öffentlich äußern wollte. Das hat mich schon getroffen – und deswegen habe ich dann auch bis Saisonende keine Interviews mehr gegeben.

Was hat Sie konkret geärgert?

Beister: Ach, ich hatte ganz einfach das Gefühl, dass ich nie die Chance hatte, mich mal vernünftig und in Ruhe zu äußern. Es wurde viel berichtet, obwohl doch niemand die wahren Hintergründe der Roten Karte kannte.

Und was für einen Hintergrund gab es?

Beister: Darüber habe ich längst mit Thorsten Fink gesprochen und damit ist das Thema auch abgehakt. Klar ist aber auch, dass es am Ende natürlich meine Schuld war – und dafür habe ich mich auch entschuldigt.

Auch Ihr Kollege Lasse Sobiech hat sich nach seinen Patzern gegen Gladbach in der Kabine bei allen entschuldigt …

Beister: ... was er aus meiner Sicht aber nicht hätte tun müssen. Er hat das ja nicht aus Absicht gemacht. Fehler passieren, so einfach ist das. Bei meinem Platzverweis war das anders: Ich habe mich falsch verhalten, und deswegen musste ich mich auch bei meinen Kollegen entschuldigen.

Wie haben Sie das gemacht?

Beister: Wir saßen am Tag nach dem Spiel in der Kabine, und der Trainer hat die 90 Minuten analysiert. Als er fertig war und meinte, dass wir nun raus auf den Platz sollten, habe ich mich zu Wort gemeldet. Ich habe gesagt, dass es mein Fehler war und dass so was nie wieder vorkommen wird. Fertig, Ende und Aus.