Die Entwicklung des früheren HSV-Stürmers in Leverkusen stockt. Am Sonnabend trifft der Südkoreaner erstmals auf seinen alten Club.

Hamburg. Mit gesenktem Kopf verließ Heung Min Son im Champions-League-Spiel der Leverkusener am Dienstagabend beim ukrainischen Vertreter Schachtjor Donezk (0:0) bei seiner Auswechslung nach 77 Minuten das Spielfeld. Immerhin stand der ehemalige HSV-Liebling wie schon in den drei vorherigen Partien der Königsklasse in der Startformation seines neuen Clubs. Die Leistung ließ aber – wie so oft in den letzten Wochen – zu wünschen übrig. Durch das Remis hat die Werkself jetzt aber beste Voraussetzungen, um ins Achtelfinale einzuziehen. Dieser Fakt dürfte Son wieder aufgebaut haben.

„Die Teilnahme an der Champions League ist für mich sehr interessant. Ich denke, dass es wichtig ist, mich international weiterzuentwickeln“, hatte Son seinen Wechsel im Juni begründet. Dies wäre beim HSV in der Tat nicht möglich gewesen. So gesehen hat der 21-Jährige sein Ziel erreicht. Doch seinen zweiten Vorsatz, in Leverkusen den „absoluten Durchbruch“ zu schaffen, so wie sein Vorgänger Andre Schürrle, ist ihm zumindest bis in den November hinein verwehrt geblieben. Nun trifft Son am Sonnabend (15.30 Uhr) das erste Mal auf seinen ehemaligen Club – sofern er denn spielen darf.

HSV-Torwart René Adler hatte vor eineinhalb Jahren den umgekehrten Weg gewählt, wechselte aus Leverkusen zum HSV. Daher war seine Einschätzung vor dem Son-Transfer auch bei den Bayer-Bossen gefragt. „Sie wollten wissen, was ich von ihm halte, und ich konnte nur Positives über ihn sagen. Ein einwandfreier Junge und ein toller Fußballer, der sich gut integriert hat. Für ihn war es jetzt aber ein großer Schritt, da ist es normal, dass er noch nicht jedes Spiel entscheiden kann. Da ist sicherlich auch noch Luft nach oben“, sagte der Schlussmann.

Dabei hatte alles vielversprechend begonnen. Trotz späteren Einstiegs aufgrund der WM-Qualifikation überzeugte der Südkoreaner seinen Trainer Sami Hyypiä in der Vorbereitung, stand beim ersten Spiel gegen den SC Freiburg in Leverkusens Startelf und konnte gleich mit einem Tor glänzen. Doch es sollte sein einziger Treffer in der Liga bleiben. Die Leistungen schwankten in der Folge zwischen vielversprechend, bemüht und unauffällig, nur einmal durfte Son 90 Minuten durchspielen.

Son bleibt weiter unbekümmert

Dass Son bei Bayer 04 stärkere Konkurrenz vorfinden würde, war ihm bewusst. Doch er hat seine Lockerheit und Unbekümmertheit, die ihn in Hamburg ausgezeichnet hatte, weitgehend beibehalten. Zudem hat sich der beidfüßige Angreifer in einigen Bereichen durchaus verbessert: So gewann er bisher 50,4 Prozent seiner Zweikämpfe (beim HSV nur 42,3 Prozent) und hat ligaweit die zweitbeste Erfolgsquote im Dribbling (78 Prozent), die erstaunlicherweise nur vom Hamburger Tolgay Arslan überboten wird (80 Prozent), wie die Castrol-Edge-Analyse ergab.

Auf dem Platz war in den letzten Wochen allerdings zu merken, dass Son seinen zweiten Treffer unbedingt erzwingen wollte. Spielverständnis und der Blick für den Mitspieler litten darunter. Doch sein Berater Thies Bliemeister ist weiterhin guter Dinge. „Sonny fühlt sich sehr wohl. Der Trainer hat ihm von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben, auch wenn er jetzt nicht mehr Woche für Woche die Tore machen muss. Insgesamt hat er sich wirklich sehr schnell im Westen eingelebt.“

Privat in jedem Fall. Son wohnt mit seinen Eltern in Düsseldorf. Hier gibt es eine große asiatische Gemeinschaft mit Restaurants und koreanischen Supermärkten. Für Bayers Sponsorendeal mit der südkoreanischen Elektronik-Firma LG war Sons Transfer ausschlaggebend. Auch im Team hat der Single schnell Freunde gefunden: Ömer Toprak und Sidney Sam gehören zu seinen besten Kumpels. Letzterer ist zudem Konkurrent und Vorbild zugleich, denn auch Sam kam vor dreieinhalb Jahren als talentierter und beim HSV ausgebildeter Spieler von Hamburg nach Leverkusen und hat in dieser Saison den Durchbruch endgültig geschafft. An 50 Prozent aller Bayer-Tore war der viermalige Nationalspieler direkt beteiligt. Doch Son hat bis 2018 bei der Werkself unterschrieben – sollte ihm diese Quote innerhalb der nächsten drei Jahre auch gelingen, hat er mit seinem Wechsel wohl nichts falsch gemacht.