An der Initiative “HSVPlus – Aufstellen für Europa“ beteiligen sich auch drei Europapokal-Helden von 1983. Im Haus des Sports wurde die Idee vorgestellt.

Hamburg. Die putzigen Figuren in dem präsentierten Animationsfilm rannten kurz umher, dann verschwanden sie in einer riesengroßen Wolke. Die Rede ist vom elfköpfigen Aufsichtsrat des HSV, der nach dem Willen der neuen Initiative „HSVPlus – Aufstellen für Europa“ in einem neu strukturierten Verein keine Zukunft mehr hat.

Im Olympiasaal des Hauses des Sports hatte der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Otto Rieckhoff zur Vorstellung seines Ausgliederungs-Konzepts geladen. Überraschend kamen auch drei Spieler aus der Mannschaft von 1983, die in Athen den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnte: Holger Hieronymus, Ditmar Jakobs und Thomas von Heesen. Diese drei unterstützen den Vorstoß, dem HSV eine neue Struktur zu geben. „Wir waren einmal Marktführer, inzwischen sind wir relativ weit weg vom Marktführer“, sagte Hieronymus, der wie Rieckhoff zu dem zehnköpfigen Kreis gehört, der das Diskussionspapier entworfen hat.

Die Ausgangslage. „Kein durchschlagskräftiger Partner und keine Persönlichkeiten engagieren sich mehr beim HSV“, sagte Rieckhoff, der das Negativ-Image des Clubs hervorhob und mit der Neuordnung das Ziel verfolgt, den Verein für Investoren (wie Klaus-Michael Kühne) zu öffnen. Erst mit einer Entschuldung durch Mittel von außen, so Rieckhoffs These, wäre der HSV wieder voll handlungsfähig. Zweitens müsse das Haftungsrisiko weg vom HSV e. V.

Die Organisation. Herzstück der neuen Struktur wäre ein Beirat, der den bisherigen Aufsichtsrat ersetzt. Dieser Beirat setzt sich aus dem Vorsitzenden des Ehrenrats, dem Vorsitzenden der Amateure und dem Abteilungsleiter der Fördernden Mitglieder/Supporters Club zusammen. Die drei von den Mitgliedern gewählten Vereinsvertreter bestimmen, so der Vorschlag, vier weitere Ehrenmitglieder „für ehrenamtliche oder sportliche Verdienste“.

Dieser siebenköpfige Beirat soll der Versammlung drei Präsidiumsmitglieder (Präsident, Vize, Schatzmeister) für den HSV e. V. vorschlagen, die dann von der Basis bestätigt werden. Zugleich kontrolliert der Beirat das Präsidium und beschließt das Budget des e. V. Entsprechend benennt der Beirat fünf Kandidaten für den Aufsichtsrat der „HSV Fußball AG“, die durch das HSV-Präsidium eingesetzt werden. Dieser Aufsichtsrat, dem auch der Präsident des HSV e. V. angehört, beruft die operative Führung der „HSV Fußball AG“, die nach dem Willen der Initiatoren aus drei bis fünf Mitgliedern bestehen soll.

Die Investoren. Bis zu einer Anteilshöhe von 25 Prozent soll der Aufsichtsrat der Fußball AG alleine über Investoren entscheiden können. Oberhalb dieser Beteiligungshöhe müssten die Mitglieder ihr Jawort geben. Um den Club zu schützen, schlagen die Initiatoren vor, die 50+1-Regel, wonach die Mehrheit der Anteile immer beim Verein liegen muss, in der Satzung festzuschreiben.

Die Umsetzung. Seit Dienstag ist die Homepage „www.hsvplus.de“ freigeschaltet, wo alle Informationen abrufbar sind und man sich an der Diskussion beteiligen kann. Bei der Mitgliederversammlung im Januar will die Initiative den Antrag stellen, dass der Vorstand die Ausgliederung vorbereitet. Dafür wäre eine einfache Mehrheit ausreichend. Erst nach den erforderlichen Prozessen – wie der Zustimmung der DFL – könnten die Mitglieder auf einer außerordentlichen Versammlung endgültig zustimmen. Hier wäre laut Satzung eine Dreiviertelmehrheit nötig.

2005 scheiterte der damalige HSV-Vorsitzende Bernd Hoffmann mit seinem Vorstoß einer Ausgliederung. Schon vor der Abstimmung zog er seinen Antrag aufgrund der negativen Stimmungslage zurück. Dieses Mal soll die Diskussion wesentlich transparenter verlaufen und so eine breite Basis der Zustimmung erreichen.

Das Personal. Auf Fragen, ob und in welcher Form die vier Initiatoren in einer neuen Struktur mitwirken würden, antworteten sie ausweichend. „Ich persönlich habe keinerlei Ambitionen“, sagte Rieckhoff, „überhaupt sucht hier niemand einen Job oder ein Spielfeld für Eitelkeiten.“ Klar ist aber, dass die ehemaligen HSV-Stars zumindest für Positionen im Beirat oder dem Aufsichtsrat einer HSV Fußball AG infrage kämen. Inwieweit das aktuelle Personal in der Clubführung in einer neuen Struktur weiterarbeiten könnte, ist ebenso völlig offen. Weder der Vorstand mit seinem Vorsitzenden Carl Jarchow noch der Aufsichtsrat waren in die rund dreimonatige Arbeit der Initiative einbezogen.

„Wer auch immer dabei sein will, ist willkommen“, sagte Hieronymus, als er auf Felix Magath angesprochen wurde, der kürzlich von Investor Klaus-Michael Kühne als neuer starker Mann beim HSV gefordert wurde. Hieronymus weiter: „Aber die Unterstützung von Felix wäre aufgrund seiner Erfahrung und seiner Erfolge elementar wichtig.“

Doch auch von Heesen betonte die Bedeutung einer Neuorientierung: „Wir leben zu viel von der Historie“, sagte der frühere Kapitän, „wir müssen Möglichkeiten schaffen, damit der HSV neues Kapital generieren kann. Sportlicher Erfolg ist planbar, wenn man die finanziellen Mittel hat.“