Vier „Ladenhüter“ konnten Clubchef Carl Jarchow und Sportchef Oliver Kreuzer nicht abgeben. Doch sie haben auch Erfolge zu verzeichnen. So wurde der Gehaltsetat deutlich verkleinert.

Hamburg. HSV-Sportchef Oliver Kreuzer war bereits auf dem Weg in den Urlaub, als die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Montag um 12.28 Uhr die aktuelle Transferliste mit der Nummer 40 auf ihrer Homepage veröffentlichte. Vom HSV tauchte dort neben den bereits transferierten Dennis Aogo und Per Skjelbred nur noch Robert Tesche auf, der aber bis zum frühen Abend nicht mehr vermittelt werden konnte. „Es gibt noch eine Restchance, aber vermutlich bleibt er hier“, sagte HSV-Boss Carl Jarchow, der mit Kreuzer aber „mit modernen Kommunikationsmitteln“ in Kontakt stand.

Verteidiger Michael Mancienne, der den Verein ebenfalls verlassen soll und von Premier-League-Club Crystal Palace umworben war, stand zwar nicht auf der Transferliste. Doch da das Zeitfenster in England bis 23 Uhr geöffnet ist, hätte er später hinzugefügt werden können. Aber auch bei ihm zeichnete sich bis zum Redaktionsschluss keine Lösung mehr für den HSV ab.

Damit werden aller Voraussicht nach neben Tesche und Mancienne auch Slobodan Rajkovic und Gojko Kacar zu dauerhaften Viertligaspielern. Denn alle vier Aussortierten sollen fortan nur noch mit der zweiten Mannschaft trainieren. Am Montag fanden sich Mancienne und der angeschlagene Rajkovic jedoch nicht in Ochsenzoll ein, Tesche und Kacar sind schon länger im zweiten Glied. Ein Zurück wird es nicht geben, bestätigte Jarchow erneut. „Das ist die Entscheidung der sportlichen Leitung, und diese wird auch im Fall einer Personalnot Bestand haben“, erklärte der Vorstandsvorsitzende.

Eigentlich hatten sich die HSV-Oberen von der Strafversetzung erhofft, die genannten Profis von sich aus zu einem Vereinswechsel zu bewegen. Das gelang nicht, vielmehr brachte es dem Club reichlich negative Reaktionen ein. Kritiker sprechen jetzt von „totem Kapital“ – immerhin bewegt sich das Gehaltsvolumen der vier Streichkandidaten bei rund sechs Millionen Euro. Rajkovic allein verdient etwa zwei Millionen Euro per annum. Kein Wunder, dass er schon vor Tagen erklärt hat, den Verein nicht verlassen zu wollen. Von dem Gedanken, für die Streichkandidaten noch eine Ablöse erzielen zu können, hatten sich die Verantwortlichen schon vor geraumer Zeit verabschiedet. Nur mithilfe von Abfindungen konnten Marcus Berg (Panathinaikos Athen) und Paul Scharner (wohl Karriereende) zu einem Weggang bewogen werden.

Doch es gab in der mittlerweile fast dreimonatigen Amtszeit Kreuzers auch Erfolge zu verzeichnen. Vor allem zu Beginn seines Wirkens konnte der 47-Jährige Fakten schaffen: Mit Johan Djourou und Lasse Sobiech lotste er für wenig Geld zwei vielversprechende Abwehrspieler an die Elbe, die allerdings noch beweisen müssen, dass sie wirklich besser sind als ihre Vorgänger. Djourou kann aufgrund seiner Leistenverletzung noch nicht bewertet werden, Sobiechs Leistungen waren bisher durchwachsen.

„Schnäppchen“ Jacques Zoua, der für 700.000 Euro aus Basel kam, und Pierre Michel Lasogga, der kostenneutral im Tausch mit Skjelbred von der Hertha ausgeliehen wurde, sollen den Weggang von Heung Min Son im Offensivspiel kompensieren – dieses Ziel erscheint zumindest fraglich. Obschon der Vergleich natürlich hinkt, da Kreuzer die zehn Millionen Euro Ablöse für den Südkoreaner aufgrund finanzieller Zwänge nicht annähernd reinvestieren konnte. Dennoch: Der erwünschte Top-Stürmer blieb dem HSV verwehrt. Immerhin konnte Kreuzer für Jacopo Sala (Hellas Verona) und Christian Nørgaard (Brøndby Kopenhagen) zusammen eine knappe halbe Million herausschlagen. Pluspunkte sammelte der ehemalige Karlsruher auch durch das Leihgeschäft von Dennis Aogo zu Schalke 04, da der Linksfuß ein hohes Gehalt bezog (knapp drei Millionen Euro) und sportlich nicht zur ersten Wahl gehörte.

Jarchow bewertet die Transferperiode, die am Montag ihr Ende nahm, somit auch als Erfolg: „Ich denke, wir können sehr zufrieden sein. Wir konnten den Kader verkleinern und sind Budget-mäßig auf Linie. Natürlich hätte es uns noch mehr gefreut, wenn wir alle unsere Spieler losgeworden wären, mit denen wir nicht mehr planen. Aber im Winter öffnet das Transferfenster erneut, und in einige Länder wie Russland sind jetzt auch noch ein paar Tage lang Wechsel möglich.“ Auf unter 40 Millionen Euro wollte der HSV sein Gehaltsniveau eigentlich reduzieren – von diesem Ziel sind die Hamburger derzeit aber noch rund drei Millionen entfernt.

Für Kreuzer steht nach seiner Rückkehr aus dem neuntägigen Urlaub gleich die nächste Reifeprüfung an: die Vertragsverlängerung von Dennis Diekmeier. Dem Rechtsverteidiger wurde von allen Seiten eine gute Entwicklung bescheinigt, die gewünschte Anhebung seiner Bezüge von 1,2 auf 1,5 Millionen Euro blieb ihm jedoch bisher verwehrt. „Wir sind bereit, die Gespräche mit Dennis und seinem Berater wieder aufzunehmen, wenn sich die Gemüter beruhigt haben“, erklärte Jarchow.