St. Paulis früherer Trainer André Schubert ist sich sicher, dass sich Neu-Innenverteidiger Sobiech durchsetzen wird. Der HSV zahlt ihn in Raten ab.

Hamburg. Sicherlich hätte sich Lasse Sobiech auch einen etwas angenehmeren Zeitvertreib für seinen ersten offiziellen Arbeitstag in Hamburg vorstellen können. Die Sonne strahlte, das Thermometer zeigte 24 Grad – und der gebürtige Westfale schwitzte. Allerdings nicht im Freibad, sondern im Athleticum des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE). Dort erschien der HSV-Neuzugang am Donnerstag pünktlich um 9 Uhr zum obligatorischen Medizincheck, der das perfekte Kontrastprogramm zum Gute-Laune-Wetter parat hielt. Stundenlang ließ sich der Innenverteidiger auf Herz und Nieren untersuchen, bevor er am frühen Abend seinen bereits vor Wochen ausgehandelten Dreijahresvertrag unterschreiben durfte. „Ich freue mich, dass nun alles so gut wie unter Dach und Fach ist. Mich hat beeindruckt, wie sehr der Verein die ganze Zeit um mich gekämpft hat“, sagte Sobiech, der allerdings auf die Ergebnisse seiner Blutwerte bis zum Freitag vertröstet wurde.

Für den früheren U21-Nationalspieler, der für 1,2 Millionen Euro – in drei Raten an Borussia Dortmund zu zahlen – verpflichtet wurde, ist der Wechsel an die Elbe eine Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft zugleich. Es ist keineswegs übertrieben zu behaupten, dass Hamburg wie keine zweite Stadt die Karriere Sobiechs geprägt hat. In negativer Hinsicht, weil sich der 1,96 Meter große Abwehrmann vor drei Jahren als 19-Jähriger eine schwere Verletzung am Alsteranleger zuzog, als seine ins Wasser baumelnden Beine von einem Alsterdampfer gequetscht und sogar fast abgetrennt wurden. In positiver Hinsicht, weil er ein Jahr später für eine Saison an den FC St.Pauli ausgeliehen wurde, wo ihm der Durchbruch als Profi gelingen sollte.

„Lasse hat sich damals bei uns als sehr junger Spieler schnell etabliert“, lobt der frühere St.-Pauli-Trainer André Schubert im Gespräch mit dem Abendblatt, der Wechsel zum HSV sei für Sobiech genau der richtige Schritt: „Er sollte sich nur nicht unter Druck setzen, dass er schon nach vier Wochen einen Stammplatz ergattern muss. Gleichzeitig braucht sich Lasse auch beim HSV nicht zu verstecken. Wenn er so mutig auftritt wie damals bei uns, dann wird er seinen Weg machen.“

Überhaupt keinen Zweifel daran hat Schuberts Trainerkollege Thorsten Fink, der sich frühzeitig auf Sobiech als Wunschverstärkung festgelegt hatte. Dabei könnte der frühere Kiezkicker, der beim HSV einen stark leistungsbezogenen Vertrag unterschrieben hat, in Finks Zukunftsüberlegungen eine sehr viel größere Rolle als bislang angenommen spielen. So soll sich Sobiech nur kurzfristig mit der Rolle als Nummer drei im internen Ranking der Innenverteidiger hinter den mutmaßlichen Stammkräften Heiko Westermann und Johan Djourou einordnen. Mittelfristig traut Fink dem in der vergangenen Saison an Greuther Fürth verliehenen Profi sogar einen Stammplatz in der Abwehrzentrale zu. Djourou und Westermann seien zwar erfahrener, allerdings habe Sobiech besonders im Vergleich zu Westermann die bessere Spieleröffnung, auf die Fink in der kommenden Saison mehr Wert legen will.

„Lasse hat ein sehr ordentliches Stellungsspiel, kann ein Spiel gut eröffnen“, sagt Schubert, der in seiner Zeit als St.-Pauli-Trainer genau daran mit Sobiech verstärkt gearbeitet hat: „Er hat die Dinge lernwillig angenommen.“ Das gelte auch für Sobiechs Kopfballstärke im gegnerischen Strafraum: „Es ist kein Geheimnis, dass er kopfballstark ist, aber er hat vor allem auch seinen Offensivkopfball verbessert. Besonders bei Standards ist er unheimlich gefährlich“, sagt Schubert.

Wie sehr auch Fink und Sportchef Oliver Kreuzer auf Sobiechs Qualitäten vertrauen, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass der HSV den begehrten Abwehrmann verpflichtete, obwohl man noch keinen der zuvor öffentlich erklärten Defensiv-Streichkandidaten abgegeben hat. In Einzelgesprächen hatten Fink und Kreuzer dem Abwehrtrio Michael Mancienne, Slobodan Rajkovic und Paul Scharner nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen, da Talent Jonathan Tah als Innenverteidiger Nummer vier langsam an die Profimannschaft herangeführt werden soll.

Viel schneller soll das bei Sobiech funktionieren. Anpassungsprobleme braucht der 22-Jährige nicht zu befürchten, da er das Leben in Hamburg bereits in seiner Zeit als Kiezkicker kennen- und schätzen gelernt hat. Am Mittwoch schaute sich Sobiech nach einer neuen Wohnung um, nachdem er vor zwei Jahren im Apartment von Hasan Salihamidzic am Grindelberg wohnte. „Lasse ist ein guter Typ“, freut sich mit Fabian Boll sogar der Kapitän des Lokalrivalen über die Rückkehr Sobiechs nach Hamburg, „ich hätte ihn gern wieder in Braun-Weiß gesehen.“

Bolls Traum wird unerfüllt bleiben, der Traum von Sobiech soll an diesem Freitag beginnen.