Zur neuen Saison stellt der HSV die Ernährung radikal um. Weitestgehend gestrichen wurden raffinierte Kohlenhydrate wie Getreide. „Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv“, sagt Trainer Thorsten Fink.

Mayrhofen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ein Großteil der HSV-Spieler wohl Pastinaken für eine Gebirgsgruppe in Rumänien oder für eine militärische Eliteeinheit in Südostasien gehalten und nicht für etwas, was man essen kann. Doch spätestens seit dem fünftägigen Trainingslager im Zillertal sind alle Profis schlauer. In Tirol, wo jedes Jahr Millionen Urlauber die österreichische Küche mit Gerichten wie Tafelspitz, Schnitzel, Gulasch oder Kaiserschmarren genießen, lernte die Mannschaft, dass für solche kulinarischen Köstlichkeiten kein Platz mehr sein soll auf dem Weg zum sportlichen Erfolg.

Gegen Ende der Saison hielt der Psycho-Neuroimmunologe Leo Pruimboom von der Natura Foundation in Hamburg einen einstündigen Vortrag über die sinnvolle Ernährung von Profisportlern. Priumboom hinterließ nachhaltigen Eindruck – der HSV stellte das Essensangebot radikal um.

Weitestgehend gestrichen wurden raffinierte Kohlenhydrate wie Getreide. Standen früher fünf Nudelvariationen auf dem Büfetttisch, gibt es nun maximal noch eine. Stattdessen setzt die HSV-Küche auf Süßkartoffeln und diverse Gemüsesorten wie eben Pastinaken, eine Wurzelart. Anstelle von Nudeln gibt es vermehrt Reis oder Polenta, die aus Maisgrieß hergestellt wird. Auf den Fleischgenuss von Säugetieren (Rind, Schwein, Kalb) müssen die Spieler ebenfalls weitestgehend verzichten. Empfohlen wird Hühnchen, Ente oder auch Fisch. Auch auf der Liste der positiven Lebensmittel befinden sich ebenfalls Südfrüchte wie Mango, Papaya oder Ananas, aber auch Trockenfrüchte.

Fanden sich früher in den Trainingslagern des HSV stets diverse Nachspeisen wie Kuchen, Kaiserschmarren oder Palatschinken, fehlen diese und andere zuckerhaltigen Gerichte vollständig. Dass Getränke wie Cola auf dem Index verstehen, ist logisch. Mit Wasser oder allenfalls frisch gepressten Säften wurde der Durst der Spieler gelöscht. Alkohol ist selbstredend unerwünscht, der Hinweis auf den den Verzicht von Tabakwaren ist dagegen beim HSV nicht notwendig, da sich im Kader derzeit nicht ein einziger Raucher befindet.

„Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv“, ist Trainer Thorsten Fink von der neuen Ernährungsstrategie restlos überzeugt, „die meisten Spieler nehmen das Angebot an.“ Dabei setzen die Betreuer eher auf das Prinzip Überzeugung als auf Anordnung, schließlich sind der Kontrolle des Essverhaltens spätestens in den privaten Räumen der Fußballer Grenzen gesetzt.

Ein zweiter wesentlicher Punkt ist ein neuer Essenszyklus. Nachdem Pruimboom deutlich gemacht hatte, dass der Körper bei schlecht getakteten Verdauungsprozessen viel zu viel Energie verliert, werden den Spielern künftig nur zwei, drei Mahlzeiten pro Tag empfohlen. Gab es bisher zwei Stunden vor einem Sonnabend-Bundesligaspiel (15.30 Uhr) noch einen Lunch, so sollen die Spieler spätestens um 12.30 Uhr die letzte Stärkung zu sich nehmen