Der Südkoreaner schießt beim 2:0-Sieg beim FC Augsburg sein fünftes Saisontor für den HSV. Rudnevs sorgt dann für die Entscheidung.

Augsburg. Es ist angerichtet für das große Spiel am kommenden Sonnabend im Volkspark gegen den FC Bayern. Mit einem 2:0-Erfolg beim FC Augsburg stürmte der HSV zu Beginn des neunten Spieltags vorübergehend sogar auf Platz vier. Trainer Fink, der am Montag bestens gelaunt seinen 45. Geburtstag feiern wird, freute sich daher: "Ein wichtiger Sieg." Aber er gab auch ehrlich zu: "In der ersten Halbzeit hatten wir Probleme. Wir haben zu viele Chancen zugelassen. Dies habe ich in der Halbzeit angesprochen. Nach dem Wechsel haben wir es besser gemacht."

In der Tat war zu Beginn des Spiels vor 30.660 Fans von der von Fink geforderten Trotzreaktion noch nichts zu sehen. Obwohl Hamburgs Trainer sein Team nach der schwachen Partie gegen Stuttgart (0:1) mit Videomaterial insbesondere auf eine bessere Startphase einschwören wollte, war es lediglich die Mannschaft von Finks früherem Bayern-Mitspieler Markus Weinzierl, die mutig nach vorne spielte. Augsburgs Vogt (4.), Musona (8.) und Werner (11.) vergaben in der Anfangsviertelstunde gleich drei gute Torchancen, ehe auch der HSV einen ersten vorsichtigen Angriff wagte. Dabei darf es wahrscheinlich als Laune des Schicksals bezeichnet werden, dass ebendiese einzig durchdachte HSV-Offensivaktion der ersten Halbzeit direkt zum völlig überraschenden Führungstreffer führte. Artjoms Rudnevs hatte gefühlvoll Heung-Min Son bedient, der mit rechts antäuschte und mit links zum 1:0 vollendete (13.).

Ausgerechnet Son, dürfte der eine oder andere HSV-Anhänger gedacht haben, der drei Tage zuvor im Stadionrestaurant Die Raute beim Fanabend dabei gewesen war. Dort hatte Trainer Fink gleich mehrfach erklären müssen, warum er trotz einiger taktischer Schwächen an seinem begabten Mittelfeldtalent festhält. "Sonny hat überragende Qualitäten", hatte sich Fink immer schützend vor den 20-Jährigen gestellt, der die Worte seines Trainers gestern mit seiner besten Saisonleistung und seinem fünften Tor dieser Spielzeit untermauerte.

Auch in Sons Heimat ist das Formhoch des Südkoreaners nicht verborgen geblieben. Die Tageszeitungen in Seoul waren zuletzt voll mit Artikeln über den Jungnationalspieler, was besonders Nicholas MacGowan, HSV-Bereichsleiter Business Management, erfreuen dürfte. Gemeinsam mit Sons Berater Thies Bliemeister und Soner Uysal, dem Co-Trainer der U23-Mannschaft, war MacGowan gerade erst für eine Woche nach Fernost gereist, um die Kontakte der Südkorea-Reise der Profis im Juli zu pflegen. Während Bliemeister und Uysal die Akademie von Sons Vater besuchten und nach neuen Talenten suchten, wollte MacGowan in Busan erneut den Bürgermeister und mögliche Sponsoren treffen. "Natürlich erleichtert es unsere Arbeit, wenn Sonny erfolgreich ist", sagt MacGowan, der dank Sons Toren bereits in Kürze einen dritten Sponsor aus Südkorea präsentieren will.

Im Gegensatz zu Son erwischten dessen Offensivkollegen in Augsburg einen eher moderaten Abend. Besonders Rafael van der Vaart blieb zunächst erneut hinter den hohen Erwartungen zurück. Nach seinem fast schon beängstigend starken Einstand im September schien der Niederländer in den vergangenen drei Spielen gegen Fürth, Stuttgart und eben Augsburg Probleme mit der zunehmenden Sonderbewachung zu haben. Auch in der SGL-Arena ließ Gegenspieler Kevin Vogt dem Hamburger Regisseur in der ersten Halbzeit kaum Platz.

Entsprechend schwach agierte der HSV im Spielaufbau. Ähnlich wie schon bei der 0:1-Niederlage gegen Stuttgart war von Hamburger Spielideen kaum etwas zu sehen. Auch der sonst in dieser Saison technisch oft so beeindruckende Tolgay Arslan erwischte gestern zunächst einen gebrauchten Tag.

Zum Glück für das Fink-Team waren die Augsburger vor dem gegnerischen Tor in etwa so harmlos wie die Figuren aus der so berühmten Puppenkiste. Geradezu kläglich vergaben sie ihre großen Chancen, kein Wunder, dass das Team in Sachen Chancenverwertung das zweitschwächste Team dieser Saison ist - nur Wolfsburg trifft noch schlechter.

Mitte der zweiten Halbzeit wurde der HSV dann jedoch endlich stärker. Zunächst scheiterte Maximilian Beister in aussichtsreicher Position (58.) - sein Schuss strich deutlich am Tor vorbei. Doch dann war es van der Vaart, der mit einem "Zuckerpass" (Arnesen) Artjoms Rudnevs bediente. Aus der Drehung vollendete der Lette zum 2:0 - sein drittes Saisontor. Fink lobte: "Er will unbedingt Tore machen."

Danach hatte der HSV die Partie ganz sicher im Griff, auch dank van der Vaart, der sich nach dem Wechsel deutlich steigerte. Die mitgereisten Fans skandierten lauthals: "Auswärtssieg." Dennoch wird sich dieser HSV mächtig steigern müssen, um gegen den Rekordmeister eine reelle Chance zu haben. Schlusswort René Adler: "Wir müssen eine Schippe drauflegen." Recht hat er, der Torwart des HSV.