Der frühere HSV-Profi Jörn Andersen entdeckte das große Talent des 18-Jährigen, der noch diese Woche in Hamburg unterschreiben soll.

Hamburg. Jörn Andersen ist vorsichtiger geworden. Große Vergleiche will er lieber lassen. Er werde zu oft missverstanden, sagt der ehemalige HSV-Profi. Als Trainer des Karlsruher SC zum Beispiel war er noch im Februar nach den Qualitäten des damaligen Shootingstars Hakan Calhanoglu befragt worden. Der Deutsch-Türke, der unmittelbar vor seiner Unterschrift beim HSV steht, hatte damals als gerade 17-Jähriger bei seinem ersten Profipflichtspiel einen 0:1-Rückstand gegen Aue mit zwei Torvorlagen in einen 2:1-Sieg gedreht. "Alle wollten eigentlich nur wissen, wieso ich auf einen 17-Jährigen setze", sagt Andersen, "und ich antwortete, dass er das gewisse Etwas habe." Und zwar genau das, was Andersen 2003 schon einmal entdeckt haben will: beim heutigen Weltstar von Real Madrid, Mesut Özil, den er als U17-Spieler bei Rot-Weiß Essen gesehen hatte. "Hakan war sehr ähnlich. Ballführung, seine Dribblings und diese Leichtigkeit am Ball - das haben nicht viele in dem Alter. Aber die beiden."

+++ HSV verpflichtet Offensivtalent Hakan Calhanoglu +++

Und so antwortete der damalige KSC-Coach im Februar 2012 ehrlich, dass ihn Calhanoglu an Özil erinnere. "Daraus entstand leider die Schlagzeile: 'Andersen: Calhanoglu ist so gut wie Özil'. Dabei war er das natürlich nicht. Noch nicht. Er hatte und hat nur alles, um dahinzukommen."

Auch den Kopf. Vielen jungen Spielern wird nachgesagt, bei Millionenangeboten großer Klubs den Boden unter den Füßen zu verlieren. Bei Calhanoglu hatten neben dem HSV auch türkische Klubs sowie der SC Freiburg und Werder Bremen ihr Interesse hinterlegt. Fast alle hätten den 18-Jährigen schnell zum Millionär gemacht. "In solchen Momenten entscheidet sich viel", sagt Andersen, "und ich hatte schon ein paar türkische Spieler, die über herausragende Talente verfügten. Aber niemand hatte seine Disziplin. Hakan hat einen sehr vernünftigen Vater, einen fürsorglichen Berater und ist selbst ganz klar. Er weiß, dass er Zeit hat, dass alles von allein kommt, wenn er Geduld hat."

Ginge es nach dem HSV, soll Calhanoglu noch diese Woche kommen. Zwischen den beiden Vereinen besteht grundsätzlich Einigung. Vorgesehen ist neben 2,5 Millionen Euro Ablösesumme, dass der 18-Jährige beim HSV einen Vierjahresvertrag unterschreibt und sofort wieder an den KSC verliehen wird. "Genau der richtige Schritt", glaubt Andersen, "der HSV weiß, wie er mit jungen Spielern umzugehen hat. Wenn der HSV Calhanoglu die Zeit gibt, die er noch braucht, um auch physisch bundesligareif zu werden, steht ihm eine ganz große Karriere bevor."

Und die müsse noch nicht einmal auf der Stufe des Weltstars Özil enden. Vielmehr glaubt Andersen an noch höhere Fußballersphären bei seinem Ex-Schützling, mit dem er noch heute regelmäßig telefoniert. "Hakan hat einen überragenden Fuß. Er hat, was nur wenige haben. Und er hat einen nahezu perfekten Schuss. Er hat diesbezüglich Qualitäten wie Cristiano Ronaldo." Ein Vergleich mit dem ehemaligen Weltfußballer des Jahres, der schlagzeilenträchtig ist. Aber einer, zu dem Andersen steht.