Konditionstrainer Nikola Vidovic ist derzeit der wichtigste Mann beim HSV. Im Zillertal macht der Weggefährte von Trainer Fink die Spieler saisonfit.

Finkenberg. "Im Wort Qualität kommt auch das Wort Qual vor", hat Thorsten Fink in diesen Tagen gesagt. Allerdings ist der HSV-Trainer nicht dafür bekannt, ein Image wie Felix Magath anzustreben, der die Wolfsburger Spieler mal wieder Treppen hochscheucht. Und die harte Konditionsarbeit überlässt er sowieso lieber einem Experten im Stab: Nikola Vidovic.

Kennengelernt haben sich Fink und der Kroate in einem Fitnessstudio in Grünwald bei München. Dass der heute 47-Jährige einmal einen Bundesligaverein trainieren würde, schien damals undenkbar. 1991 war Vidovic nach Bayern gekommen und musste noch mal bei null anfangen. Seine Geburtsstadt Vucovar war dem Bürgerkrieg in Jugoslawien zum Opfer gefallen. Seine Aufbauarbeit als Athletiktrainer sowohl bei der Volleyball- als auch bei der Basketball-Nationalmannschaft war komplett zerstört. Mühsam musste sich der Modellathlet (1,87 m, 92 kg) wieder eine Existenz aufbauen und arbeitete unter anderem als Türsteher für die Nobel-Disco P1 und als Fitnesscoach.

2006 arbeiteten Fink und Vidovic dann bei den Junioren von Red Bull Salzburg zusammen, später folgten die gemeinsamen Stationen in Ingolstadt, Basel und jetzt Hamburg.

Vidovic lässt es sich nicht nehmen, die Übungen stets selbst vorzuführen. "Was Kraft, Stabilisation und Koordination betrifft, kommt noch kein Spieler an mich heran", lächelt der frühere kroatische Meister im Kickboxen, der nur zu gerne Heung Min Son häufiger zum Boxtraining animieren würde, damit der Südkoreaner härter im Zweikampf wird. Paolo Guerrero hingegen wäre dafür ungeeignet: "Er ist aggressiv genug, ihn muss man eher zum Yoga schicken."

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Auffällig: Zwar streut der studierte Sportwissenschafter Vidovic in der ersten (Lauf-)Schicht am Morgen durchaus Tempoläufe ein, grundsätzlich ist er aber kein Anhänger von langen Läufen: "Ich lasse lieber 20 mal 30 Meter laufen anstatt einmal 600 Meter, das ist fußballspezifisch und bringt viel mehr."

Mit den Fitnesswerten der Spieler nach dem Urlaub war Vidovic grundsätzlich zufrieden, nur einige wenige Profis müssen in bestimmten Bereichen nacharbeiten - andere wiederum können nicht genug bekommen. "Tolgay Arslan ist so einer, den muss ich in seinem Eifer sogar bremsen."