Rotation war gestern. Im Pokal beim VfB Stuttgart will HSV-Trainer Thorsten Fink auf höchstens zwei Positionen das Personal tauschen.

Hamburg. Kurz vor dem Abschlusstraining will es Jeffrey Bruma schon ganz genau wissen. Der Niederländer gesellt sich im fünften Stock der Imtech-Arena spontan bei einer Interviewrunde mit Marcell Jansen dazu, schnappt sich Stift und Schreibblock und legt einfach mal los: "Marcell, bist du eigentlich fit?", fragt Bruma seinen zuletzt angeschlagenen Teamkollegen mit gespielter Ernsthaftigkeit, und erntet für seinen Ausflug in die Medienwelt neben einigen Lachern der schreibenden Kollegen auch eine ehrliche Antwort Jansens: "Der DFB-Pokal ist ein geiler Wettbewerb. Ich kann in Stuttgart spielen und bin heiß."

Der Bundesligasieg gegen Stuttgart soll nun im Pokal wiederholt werden

Keine Frage, die Stimmung beim HSV könnte unmittelbar vor dem heutigen Jahresausklang beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) nicht viel besser sein. "Das war vor unserem letzten Spiel in Stuttgart ganz anders", erinnert Jansen, der Bruma noch schnell in den Block diktiert, dass eben jene Partie seiner Meinung nach den Wendepunkt in dieser Saison darstellte. 2:1 gewann der HSV, es war der erste Saisonsieg, dem anschließend nur noch eine einzige Pleite bis zum Hier und Jetzt folgte. "Nach dem Sieg in Stuttgart hatte es klick gemacht", sagt Jansen, der auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Geschichte im Pokalachtelfinale hofft.

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Wer sich auf Ursachenforschung begibt, warum es in den vergangenen Wochen nach dem letzten Spiel gegen Stuttgart so viel besser lief als zu Saisonbeginn, der landet früher oder später bei Thorsten Fink. Überraschend ist hierbei nur, dass vermutlich eine Entscheidung des HSV-Trainers maßgeblich für den bisherigen Erfolg verantwortlich ist, die Fink zunächst so nie treffen wollte. Denn nachdem er sich zu Beginn seiner Amtszeit als Verfechter des Rotationsprinzips ("Das ist Teil meiner Philosophie") geoutet hatte, entschied sich der 44-Jährige wenig später für das genaue Gegenteil. Seit Wochen lässt Fink immer die gleiche Mannschaft spielen, tauscht lediglich einen bis maximal zwei Starter aus. "Es ist ein Zeichen von Erfolg, dass wir mittlerweile einen festen Stamm von Spielern haben und nicht mehr so viel durchwechseln wie noch zu Saisonbeginn", bestätigt auch Jansen den eingeschlagenen Kurs seines Vorgesetzten.

So ist es wenig verwunderlich, dass sich Fink auch beim Jahresabschluss in Stuttgart an Konrad Adenauers Wahlspruch orientiert, mit dem die CDU bereits im Bundeswahlkampf 1957 die SPD auf Distanz gehalten hatte: Keine Experimente! "Wir werden nicht viel ändern. Im letzten Spiel müssen sich alle noch mal zusammenreißen. Im Großen und Ganzen werden wir mit der gleichen Mannschaft wie zuletzt spielen", kündigte der Coach an. Einzige Rotationskandidaten seien Gojko Kacar, für den im Abschlusstraining Robert Tesche randurfte, und der gerade erst genesene Mladen Petric, für den Jansen auflaufen soll.

Bruma soll trotz anhaltender Probleme mit der Oberschenkelmuskulatur unbedingt dabei sein. Nachdem der Innenverteidiger unmittelbar vor der von Fink angesetzten Videoanalyse Stift und Zettel aus der Hand gelegt hatte, kam er nicht darum herum, auch selbst über den eigenen Gesundheitszustand zu informieren. Er glaube, so Bruma, dass er trotz leichter Schmerzen spielen werde, zumal der Spielort Stuttgart für ihn mit ganz speziellen Erinnerungen verknüpft sei: "Beim VfB habe ich mein erstes Bundesligator erzielt. Das war schon ein besonderer Moment für mich."

Auf ebenso denkwürdige Erinnerungen hoffen besonders alle HSV-Fans, die heute den Weg nach Stuttgart auf sich nehmen. So ist der letzte Pokalauftritt des HSV beim VfB bei den meisten Hamburgern noch in bitterer Erinnerung. Kaum einer hat vergessen, dass die Stuttgarter vor mehr als 14 Jahren dem HSV schon mal einen Strich durch die Pokalrechnung gemacht hatten, als das Team vom damaligen VfB-Trainer Joachim Löw das Halbfinale mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Es war das Ende von allen internationalen Hoffnungen, die beim HSV seinerzeit trotz einer desaströsen Saison gehegt wurden.

Eine Fortsetzung dieser Stuttgart-Episode ist im Hamburger Drehbuch heute Abend aber nicht vorgesehen.

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