Beim HSV-Gegner unterstützt Gordon Stipic die Klubchefs. Eine Konstellation, die umstritten ist

Hamburg. Natürlich versucht Gordon Stipic möglichst jedes Spiel von Dennis Aogo zumindest im Fernsehen zu sehen. Der HSV-Profi ist sozusagen die beste Aktie in dem Portfolio des renommierten Spielerberaters, der neben dem Linksverteidiger auch David Jarolim und Slobodan Rajkovic beim HSV betreut. Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich Stipic auch Aogos Auftritt am Sonntag gegen Hoffenheim ansehen, wobei der 34-jährige Karlsruher diesmal ausnahmsweise dem Gegner die Daumen drücken dürfte.

Seit zwei Monaten ist Stipic inoffizieller Berater von 1899-Sportchef Ernst Tanner, dem der Spieleragent bei der Einschätzung und Realisierung von Transfers helfen soll. Dabei ist es wenig verwunderlich, dass nach Bekanntmachung der Personalie bereits im September die Frage öffentlich gestellt wurde, ob da nicht ein Interessenkonflikt drohen würde. Schließlich hat Stipics Agentur Marketing-Sports laut transfermarkt.de auch die Hoffenheimer Profis Andreas Ibertsberger, Daniel Williams und Matthias Jaissle unter Vertrag. "Nein", sagte Sportchef Tanner damals der "Bild"-Zeitung, "er zieht sich aus seiner Beratertätigkeit zurück." Auch Klubchef Dietmar Hopp relativierte: "Herr Stipic hat seine Firma weiter gegeben, ist nicht mehr Spielerberater, sonst wäre das nicht gegangen."

Zwei Monate später will sich Stipic an derartige Aussagen nicht mehr wirklich erinnern. "Das muss damals ein Missverständnis gewesen sein", sagte Stipic dem Abendblatt, "ich hatte zu keinem Zeitpunkt vor, als Spielerberater aufzuhören." Und einen Interessenkonflikt kann er schon gar nicht erkennen: "Ich war zuletzt nur zwei bis dreimal für Hoffenheim beratend tätig, habe kein offizielles Amt." Trainer Holger Stanislawski bestätigte allerdings gegenüber dem Abendblatt Stipics Tätigkeit für Hoffenheim: "Er ist hier unterstützend für die Geschäftsführung Sport tätig." Zur Erinnerung: Als Piotr Trochowskis Berater Roman Grill beim HSV als Sportchef im Gespräch war, wurde dem Bayer zur Bedingung gemacht, seine Agentur acta7 abzugeben.

Welche Schwierigkeiten eine doppelte Tätigkeit mit sich bringt, erfuhren die Hoffenheimer erstmals, als sich der SC Freiburg massiv über die Nebengeräusche beim Wechsel von Stipics Mandanten Daniel Williams zu 1899 beschwerten. SC-Manager Dirk Dufner warf Stipic Falsch-Beratung vor. Die Konstellation zwischen Verein und Berater habe zumindest Geschmäckle, wie man im Breisgau sagt. Dass Stipic sehr bald Schwiegersohn von Hoffenheims Beirats-Mitglied Berthold Wipfler wird, macht die Geschichte aus Freiburger Sicht nicht besser.