Der Wolfsburger Meistertrainer gastiert am Sonnabend mit dem VfL Wolfsburg beim HSV. Trainer will er in Hamburg nicht mehr werden.

Wolfsburg/Hamburg. Wenn Felix Magath, 58, am Sonnabend um 18.30 Uhr mit dem VfL Wolfsburg zum Bundesligaspiel beim HSV antritt, wird es für ihn nur eine Rückkehr auf Zeit. "Ich habe mir in den vergangenen Jahren immer mal wieder vorstellen können, noch einmal Trainer des HSV zu werden. Es gab auch Kontakte, aber irgendwie passte es nie." Es schwingt ein wenig Bedauern in seiner Stimme, wenn Magath im Gespräch mit dem Abendblatt von diesen Gedankenspielen erzählt. Jetzt sind sie für ihn ad acta gelegt, für allemal. "Wolfsburg ist definitiv meine letzte Station in der Bundesliga", sagt er. Ein Engagement im Ausland zum Abschluss seiner Berufstätigkeit will er indes nicht ausschließen. Die Champions League als Trainer zu gewinnen, das, was er mit dem HSV 1983 als Torschütze des 1:0-Siegtores gegen Juventus Turin geschafft hat, und wofür ihn die HSV-Fans bis heute verehren, "ja, das wird bis zum letzten Arbeitstag ein Ziel von mir bleiben".

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Von der Champions League ist Magaths VfL Wolfsburg derzeit allerdings genauso weit entfernt wie der Geld gebende VW-Konzern vom Bau eines massentauglichen Elektroautos. Der Trainer und Geschäftsführer muss sich vielmehr erneut mit seinen Kritikern auseinandersetzen, die ihm wieder einmal Menschenhandel vorwerfen, das wahllose Ein- und Verkaufen von Spielern. Magath ist diese Diskussion längst leid, "weil sie unsäglich oberflächlich geführt wird und meine Arbeit unnötig erschwert". Verstanden, klagt er, hätten ihn bis heute die wenigsten. Einer derjenigen ist Hasan Salihamidzic, der 34 Jahre alte Bosnier, den er einst beim HSV in der Jugend entdeckte, und den er jetzt von Juventus Turin nach Wolfsburg holte. "Was die Leute immer vergessen, ist, dass Magath auf Schalke und jetzt zum zweiten Mal in Wolfsburg einen Umbruch einleiten sollte. Das war hier wie dort der erklärte Wille des Vereins. Und da ist es die normalste Sache der Welt, dass Spieler kommen und gehen", sagt Salihamidzic. Kai Dittmann, der Sky-Reporter, hat sein Unverständnis über Magaths Scheitern in Gelsenkirchen kürzlich auf den Punkt gebracht: "Schalke hat Felix Magath geholt, weil er Felix Magath ist. Felix Magath musste schließlich gehen, weil er Felix Magath war." Magath, das sei in diesem Zusammenhang erwähnt, ist der erfolgreichste Bundesliga-Trainer der vergangenen zehn Jahre. Stets brachte er seine Mannschaften in den Europapokal, dreimal wurde er Meister, fast dreimal Pokalsieger. Seinen möglichen dritten Pokaltriumph vollendete mit Schalke 04 sein Nachfolger Ralf Rangnick mit dem 5:0-Finalsieg gegen den Zweitligaklub MSV Duisburg.

"Wofür", fragt Magath, "soll ich mich also rechtfertigen? Dass ich das mache, was von mir verlangt wird, dass ich Erfolg habe?" Natürlich weiß er, dass sich der Zeitgeist an ihm reibt, an seinen angeblich antiquierten Trainingsmethoden (was nicht stimmt), an seiner schroffen, bisweilen zynischen Art der Kommunikation (was stimmt). Das hat er akzeptiert: "Ich bin keiner, der seine Spiele pampert, ich verlange Leistung." Dass er sich jedoch plötzlich Vergleichen mit einem wie Mainz' Trainer Thomas Tuchel, der noch nichts gewonnen hat, aber schön daherredet, stellen muss, nervt ihn dagegen schon. "An meiner Überzeugung hat sich nichts geändert", sagt Magath, "und ich bin überzeugt davon, dass kontinuierliche harte Arbeit zum Erfolg führt." Dass sein Image ist, wie es ist, das des unnahbaren Schleifers, hat er, der Unverstandene, resignierend zur Kenntnis genommen. "Neulich habe ich meinen Spielern nach der Niederlage in Leverkusen zwei Tage frei gegeben. Als wir dann am Dienstagmorgen wie üblich das nächste Mal trainiert haben, hieß es, Magath bittet zum Straftraining. Da kann ich mir nur an den Kopf fassen."

Ebenso verhalte es sich mit dem Umbruch in Wolfsburg. Im Dezember 2010, erzählt Magath, habe Wolfsburgs damaliger Manager Dieter Hoeneß erklärt, mit der momentanen VfL-Mannschaft sei "Erfolg langfristig nicht möglich". Er habe es - nach knapp bestandenem Abstiegskampf in der vergangenen Serie - in der Vorbereitung auf diese Saison dennoch mit ebendiesem Kader versucht, sagt Magath. "Dann habe ich feststellen müssen, dass Hoeneß recht hatte. In diesem Team gab es zu viele Spieler, die nur ihre eigenen Interessen verfolgten und nicht die der Mannschaft und des Vereins. Deshalb habe ich im August angefangen, neue Spieler für Wolfsburg zu kaufen. Und glauben Sie mir bitte: Es ist viel einfacher, mit einer Mannschaft weiterzuarbeiten, als eine neue aufzubauen."

Eine funktionierende Mannschaft ist der VfL Wolfsburg nach neun Spieltagen, nach vier Siegen und fünf Niederlagen, auch heute noch nicht. "Ich bin inzwischen aber überzeugt von dem Team und den Spielern, und ich bin vor allem überzeugt davon, dass wir einen guten Weg finden werden." Dass der in Wolfsburg wie 2009 zur deutschen Meisterschaft führt, auf dieses Spielchen will sich Felix Magath gar nicht erst einlassen. "Mein Anspruch und der des Klubs ist es erst einmal, dass wir uns regelmäßig für den Europapokal qualifizieren. Und das wird schwer genug."